Hanauer Andreas Wald stellt in der Volksbank Dreieich aus Künstler mit Hang zum Morbiden

Der Künstler Andreas Wald vor seinen typischen, real-surrealistischen Kunstwerken. Foto: lfp

Neu-Isenburg (lfp) – Die Besucher der Kunstausstellung mit Bildern von Andreas Wald stehen vor einem Gemälde, das eine sehr detailgetreue Abbildung einer einst wohl recht belebten Produktionshalle zeigt. Viele Rohre an den Wänden, schon leicht mit Rost belegt, lassen produktive Vorgänge vermuten. Ein weiteres Kunstwerk von Andreas Wald geleitet den Betrachter in die Tiefe einer Öffnung, die Geländer sind schon verrostet und lassen Zweifel über deren Stabilität aufkommen. Alle Gemälde, die derzeit in der Filiale der Volksbank Dreieich in der Frankfurter Straße 61-65 unter dem Thema „Hinterlassenschaften“ zu sehen sind, sind in düsteren Farbtönen gehalten und unterstreichen den morbiden Zustand des Abgebildeten. „Wo er nur diese tollen verlassenen Gebäude gefunden hat?“, fragen sich viele Betrachter. Die Antwort von Andreas Wald überrascht: „In meinem Kopf – in der Realität gibt es diese gar nicht.“

Andreas Wald hat einen Hang zum Morbiden und wie er selbst sagt „eine Beziehung zu den Farben Grau und Braun“. Kunst muss für ihn subtil sein, der Betrachter soll etwas spüren, er soll zum Nachdenken angeregt werden, aber er muss seinen Weg zur Kunst selbst finden. Er soll erforschen, soll die Kunst fühlen; er soll Gänsehaut bekommen, es soll ihn gruseln.

„Andreas Wald erzeugt durch seine monochrome Farbgebung eine Abgründigkeit, die uns eine latente Bedrohung fühlen lässt“, beschreibt die Kunsthistorikerin Esther Erfert ihre Empfindungen.

Obwohl, schaut man sich die dargestellten Gerätschaften genau an, wären sie durchaus noch in Gang zu setzen. „Andreas Wald arbeitet seriell und bleibt meist im gleichen Farbsujet“, erklärt die Kunsthistorikerin. Seine Techniken, die er bei den Werken dieser Ausstellung verwendet, sind Aquarell in vielen Schichten, Pastell und Acryl. Es ist eine sehr konzentrierte Arbeit, die keine Fehler verzeiht. „Die Bilder hat Andreas Wald vorher fertig im Kopf, teilweise überträgt er sie in eine Skizze, um die Raumaufteilung zu klären oder um Details nicht zu vergessen“, verrät Esther Erfert. Der Künstler beschäftigt sich mit den Hinterlassenschaften des Menschen. Er stellt Innenräume, Außenräume, Fassaden, Schächte und vieles mehr da, doch der Mensch, der dies alles geschaffen und bewohnt hat, ist daraus verschwunden. Der gebürtige Hanauer malt Architekturen, die keine Vorbilder haben; diese Gebäude sind Kopfgeburten, nichts von dem entspricht der Realität. Sie sind purer Schein! „Wir sollen als Betrachter die Dinge, die wir sehen, hinterfragen!“, so Erfert. Auffällig sind die immer wiederkehrenden Motivdetails: die Stricke – es sind Fallstricke des Lebens. „Das Raster des Fußbodens symbolisiert das Raster unseres gesellschaftlichen Lebens“, erklärt Erfert.

Die Ausstellung der Kunstreihe Vorsicht Kunst! kann bis zum 13. Oktober während der Öffnungszeiten der Filiale besucht werden.