Das "Wort zur Woche" in der StadtPost Neu-Isenburg "Wir müssen lernen, uns von unseren Egoismen zu distanzieren"

Geistliche und Mitarbeiter der Neu-Isenburger Kirchengemeinden gestalten in der StadtPost wöchentlich den Beitrag "Wort zur Woche". Da die StadtPost zurzeit nicht erscheint, wird die Kolumne vorübergehend online weitergeführt, heute mit einem Text von Pater Francis Parakkal, Pfarrer in Heilig Kreuz und St. Christoph. Er ist überzeugt, dass die Corona-Zeit die Menschen lehrt, einen positiven, respektvollen Umgang miteinander zu pflegen.

 

Zeit der Erwartung

Momentan befinden wir uns noch in einer abgeschotteten Lebenssituation. Das Corona-Virus hat uns aus dem öffentlichen Leben zum Rückzug ins Private gezwungen. Dadurch sind wir in unserer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Wir haben uns aus der Öffentlichkeit bewusst zurückgezogen, um das mörderische Virus Corona mit Entschiedenheit zu besiegen. Diese „Fastenzeit“ ist die beste Medizin gegen Corona. Wenn wir uns nicht nahe kommen, muss das Corona-Virus uns zu Füßen liegen. Weil wir fasten von der Öffentlichkeit, kann es uns nicht angreifen. Durch unseren Rückzug zur Privatheit wollen wir bewusst das Corona aus unserer Mitte vertreiben. Durch unsere Abstinenz von der Öffentlichkeit können wir dem Corona die Stirn bieten. Durch respektvollen Abstand besiegen wir nicht nur das Corona, sondern wir achten auch unsere Mitmenschen. Es ist eine Art Ausbildungszeit für uns, wie wir die Nähe bewahren und gleichzeitig Abstand halten lernen.

Der respektvolle Umgang mit anderen verlangt von uns auch einen respektvollen Abstand. Mit respektvollen Abstand meine ich, dass wir nicht versuchen sollten, unsere Mitmenschen als unseren eigenen Besitz zu betrachten. Wir sollten unsere Mitmenschen so akzeptieren, wie sie sind. Jeder Mensch ist einmalig, unwiederholbar und unersetzbar. Diese drei Dimensionen der menschlichen Existenz sollten wir beherzigen und in die Tat umsetzen.

Wir müssen lernen, uns von unseren Egoismen zu distanzieren, um unseren Mitmenschen den notwendigen freien Raum zu schaffen für ihre persönliche Entwicklung. In Wirklichkeit hilft uns das Corona-Fasten, uns von unserem Egoismus zu befreien. Wir werden lernen, andere wahrzunehmen, zu respektieren und ihnen behilflich zu sein.

Wenn diese Corona-Zeit vorbei ist, bin ich sicher, dass wir gelernt haben, einen positiven Umgang mit unseren Mitmenschen zu pflegen. In diesem Sinne kann man sagen, dass die Corona-Zeit keine verlorene Zeit ist, sondern eine heilsame Zeit der Erwartung eines neuen Miteinanders in unserer Gesellschaft.

 

Pater Francis Parakkal

Pfarrer, Heilig Kreuz und St. Christoph