Verkehr soll flüssiger fließen Neue Ampelschaltung am umstrittenen Kreisel geplant

Wie die Verkehrsströme in und aus der Hugenottenstadt fließen, machen die Lichtspuren deutlich. In der Mitte die Carl-Ulrich-, links die Schleussnerstraße. Am Horizont das Lichtermeer des Frankfurter Flughafens. Genau im Zentrum ist der viel diskutierte Verkehrsknotenpunkt, besser bekannt als Ampel-Ei, zu sehen. Foto: Postl

Neu-Isenburg (red) – Bekanntlich ein Provisorium ist der große Verkehrsknotenpunkt in Neu-Isenburg, an dem sich die Nord-Süd-Verbindung der Hugenottenallee mit der Carl-Ulrich-Straße und der Schleussnerstraße in einem Kreisverkehrsplatz kreuzen.

Die finale Entscheidung über den künftigen Verkehrsfluss der Schleussnerstraße hängt von der Bauleitplanung für das Stadtquartier Süd ab: Bleibt die Schleussnerstraße ab dem Verkehrsknotenpunkt stadteinwärts Einbahnstraße oder soll wieder zur Verkehrsverbindung in beide Richtung ausgebaut werden?

Der Ausschuss für Bau, Planung, Umwelt und Verkehr unter Vorsitz von Oliver Gröll (CDU) beriet nun erneut über eine Lösung für den zu bestimmten Tageszeiten problematischen Verkehrsfluss. In Anbetracht stetiger Kritik an dem provisorischen Kreisel hatte die Stadt das Ingenieurbüro Habermehl und Follmann (H+F) beauftragt, die Signalsteuerung zu überarbeiten. Jürgen Follmann schenkte bei der Planung und Bauausführung insbesondere dem Radverkehr große Beachtung. Zahlreiche Ampeln regeln nun die Verzahnung des Verkehrsflusses von Autos, Radverkehr und Fußgängern. Zu den Hauptverkehrszeiten gibt es jedoch immer wieder Rückstaus, mal stadteinwärts, mal stadtauswärts, sowohl in der Carl-Ulrich-Straße als auch in der Hugenottenallee.

Drei Varianten stehen zur Auswahl

Vom Büro Habermehl und Follmann wurden nun drei Varianten ausgearbeitet, wobei der Magistrat der Stadtverordnetenversammlung empfahl, ihre Zustimmung für die Variante 1, „klassische Kreuzung“, zu geben. Die Variante 2, „signalisierter Kreisel“, und Variante 3, „Zweirichtungsverkehr Schleussnerstraße“, sollten nur zur Kenntnis genommen werden. Alle Varianten beinhalten die von der Stadtverordnetenversammlung beschlossenen Maßnahmen wie das Verbot des Linksabbiegens aus der Hugenottenallee Nord und insbesondere die Herstellung der Wahlfreiheit für den Radverkehr durch Entschilderung des vorhandenen Einrichtungsradweges sowie die Einrichtung von vorgezogenen Aufstellflächen für Radfahrer an allen Knotenpunktzufahrten.

Vergangene Woche stellte Markus Hofmann vom Ingenieurbüro Habermehl und Follmann (Rodgau) den Mitgliedern des Bauausschusses noch einmal alle drei Varianten im Detail vor. Allen gemein ist, dass durch kleinere Baumaßnahmen die Verkehrsflüsse im Kontenpunkt besser gelenkt werden können. So soll ein Fahrbahnteiler bei der Ausfahrt gen Süden vergrößert werden oder auch ein Ecke an der Schleussnerstraße abgerundet werden, um auch Busse problemlos durchführen zu können. Auch soll in allen Varianten eine Steigerung der Leistungsfähigkeit des Verkehrsknotenpunktes erreicht werden.

Die Vorschläge unterscheiden sich in den unterschiedlichen Freigabezeiten für den einmündenden Verkehr. Je nach Variante können vier Ampelmasten abgebaut werden, dazu müssten zwei neu an anderer Stelle errichtet werden. Eines war für Markus Hofmann aber sicher: Ohne Verkehrssteuerung ist dieser Knotenpunkt nicht zu verantworten.

Magistrat und Ingenieurbüro haben verschiedene Favoriten

Während der Magistrat sich bereits für Variante 1 ausgesprochen hat, favorisiert das Büro Habermehl und Follmann jedoch die Variante 2. „Die Untersuchungen haben gezeigt, dass mit Umsetzung dieser Variante der Verkehrsablauf am besten optimiert werden kann“, betonte Markus Hofmann. Durch die Einrichtung eines zusätzlichen Kfz-Signals im südlichen Knoteninnenbereich (Schleussnerstraße) ist es möglich, die Freigabezeit in der Zufahrt Hugenottenallee Süd im Vergleich zur Variante 1 zu erhöhen, so die Empfehlung. Diese Variante mit der entsprechenden Signalisierung würde auch die Voraussetzung für eine spätere Öffnung der Schleussnerstraße aus Osten erfüllen.

Die Qualitätsstufe, die für die Bemessung von Straßenverkehrsanlagen (HBS) zur Beurteilung der Leistungsfähigkeit maßgebend ist, liegt derzeit bei Stufe „C“ (Auslastung = 76 Prozent), mit Variante 1 kann die Qualitätsstufe „D“ (Auslastung = 83 Prozent) erreicht werden.

Dies alles kostet freilich auch Geld. Nach Berechnungen schlägt die Variante 1 mit 87.310 Euro zu Buche. Dies unterteilt sich in 14.704 Euro für den signaltechnischen Umbau, 5.000 Euro für die Programmierung. Die Kosten für den Tiefbau betragen 62.000 Euro, 5.605 Euro müssten in Markierung und Beschilderung investiert werden. Bei Realisierung der Variante 2 kämen weitere 14.550 Euro für die Erweiterung der Signalisierung hinzu, die Gesamtsumme läge dann bei 101.310 Euro. Für Variante 3 fielen noch Kosten in Höhe von 2.495 Euro für die Erweiterung der Zufahrt Schleussnerstraße an, die Gesamtkosten beliefen sich dann auf 104.355 Euro.

Diskussionen gehen weiter

Für Markus Munari (SPD) war nicht nachzuvollziehen, weshalb man nicht gleich Variante 2 wählt, die bei einer späteren Realisierung der Variante 3, mit Öffnung der Schleussnerstraße, eine erneute Umplanung mit entsprechenden Kosten vermeiden würde. Jörg Müller (FDP) reklamierte, dass noch vor einem halben Jahr die gleichzeitige Freigabe des Ost-West-Verkehrs als Optimum dargestellt wurde. „Und jetzt wird plötzlich die Variante 2 mit der Kreisverkehrsreglung als Optimum dargestellt. Wie kann das sein?“, fragte Müller.

Hier entgegnete Bürgermeister Herbert Hunkel: „Die damals vorgestellte Empfehlung war schon eine Verbesserung, jetzt hat es sich eben gezeigt, dass diese noch steigerungsfähig ist“. Wenn der Magistrat bei seiner Empfehlung für Variante 1 bleibt, will die SPD einen Änderungsantrag zugunsten der Variante 2 einbringen. „Das kann ich heute schon mal ankündigen“, so Munari. Die Diskussionen um das „Kreiselei“, wie es einst Günther Marx bezeichnete, werden also weiter gehen.