Im „Haus zum Löwen“ und Zeppelinmuseum Neue Weltraum-Exponate und Zoll-Ausstellung

Diesen Brief schrieb der elfjährige Thomas Reiter an den Astronauten Neil Armstrong nach dessen Landung auf dem Mond.

Neu-Isenburg (lfp) – Fast wie in einer echten Raumstation fühlt sich der Besucher, wenn er die Weltraumabteilung im Heimatmuseum „Haus zum Löwen“ betritt. Das Kulturbüro um Bettina Stuckard und Museumsleiter Christian Kunz hat die Ausstellung, die den Neu-Isenburger Astronauten Thomas Reiter zum zentralen Thema hat, um ein paar interessante Exponate ergänzt. 

Neben einem Satz Astronautennahrung und einem Handschuh, den Thomas Reiter bei seinem Außeneinsatz im Orbit trug, sind noch drei Missionsabzeichen aus der Sammlung Reiters in einer Sondervitrine ausgestellt. „Wir hatten die Exponate schon länger in unserem Fundus, jetzt haben wir sie buchstäblich ans Licht geholt“, erklärte Christian Kunz.

Mit neuen Ideen will das Kulturbüro Neu-Isenburg vor allem jüngere Besucher ins Heimatmuseum locken. Dazu gehören Filmprojekte mit dem Jugend-Kulturpreisträger Sven Marquardt, die Ergänzungen in der Thomas-Reiter-Abteilung sowie die Doppel-Ausstellung Zollgeschichten. Diese wird sowohl im Haus zum Löwen als auch im Zeppelin-Museum zu sehen sein.

Interessant auch, wie die Weltraumexponate ihren Weg ins Museum nach Neu-Isenburg gefunden haben. „Wir landeten in der kasachischen Steppe. Als wir aus der Kapsel stiegen, kam jemand und nahm mir den rechten Handschuh ab, dann kam ein anderer und befreite mich vom linken Handschuh – und weg waren sie für immer“, schilderte einmal Thomas Reiter das Verschwinden begehrter Souvenirs. Die Innenhandschuhe, die er auch bei seinem Außeneinsatz im Orbit getragen hatte, behielt er jedoch an – und einer davon ist jetzt im Haus zum Löwen ausgestellt.

Zur Astronautennahrung im Museum gibt es eine weitere Anekdote. Als der Projektleiter von Euromir 95, Rolf-Dieter Andresen, im April 1996 beim Ehrenbürger-Festakt für Thomas Reiter in der Hugenottenhalle seine Laudatio beendet hatte, zog er ein besonderes Präsent aus der Tasche. „Heben Sie dieses doch mal gut auf, falls der Thomas wieder mal Lust auf Astronautennahrung hat“, scherzte Andresen. Besonders verführerisch sehen die vakuumverpackten Rationen zwar nicht aus, doch nicht nur Thomas Reiter musste sich davon bei seiner Mission auf der Raumstation MIR 1995/96 mehrere Wochen lang ernähren.

„Gerade für Grundschulkinder, die sich immer für Helden aus Neu-Isenburg interessieren, ist die Thomas-Reiter-Abteilung ein besonderer Höhepunkt während des Besuches unseres Heimatmuseums“, sagt Christian Kunz. So ist er auch ganz stolz, drei „Patches“, also Sonderabzeichen verschiedener Raumfahrtmissionen, präsentieren zu können. Bereits als elfjähriger Schüler hatte Thomas Reiter an den Astronauten Neil Armstrong geschrieben, um ein solches Abzeichen zu erhalten. Sein Brief blieb unbeantwortet. Als Reiter jedoch selbst im Weltraum war, spielte man Neil Armstrong den Brief zu – und der berühmte US-Raumfahrer antwortete gar.

Die Ausstellung Zollgeschichten birgt viel Interessantes, aber auch Überraschendes für die Besucher. So wird gezeigt, welche Verstecke sich Schmuggler einfallen lassen, aber auch, wie man selbst schnell zum Schmuggler werden kann. „Das geht schon beim Kofferpacken los, das können die Besucher selbst ausprobieren“, verrät Christian Kunz. Im Zeppelin-Museum wird der Original-Schreibtisch von Zollwachtmeister Hermann Benkowitz zu sehen sein, der als Zöllner am Flughafen auf dem Rebstockgelände und am neuen „Weltflughafen Rhein-Main“ auch Zeppeline abfertigte.

Junge Museumsbesucher sollen insbesondere von den Filmprojekten des Jugend-Kulturpreisträgers Sven Marquardt zu einem Besuch des Heimatmuseums animiert werden. Marquardt ist bereits mit kurzen Filmen im eigenen Youtube-Kanal vertreten. „Wir wollen mit ihm auch unser Kulturangebot filmisch bewerben“, sagt Kulturbüro-Leiterin Bettina Stuckard. Mit Sven Marquardt soll man auch hinter die Kulissen blicken können. Sein erster Film, den er über die „Nacht der Luftschiffe“ im Zeppelinmuseum erstellt hat, ist schon über die Huha-Internetseite im Youtube-Kanal zu finden. Ein weiterer folgt jetzt zu den Zollgeschichten.

Die Ausstellung „Zollgeschichten“ ist noch bis zum 10. Oktober im Zeppelin-Museum zu sehen, im Haus zum Löwen noch bis 26. November. „Bereits jetzt haben wir die Besucherzahlen vom Vorjahr erreicht“, sagt Christian Kunz über die erfolgreiche Aktion „Zahle, was du willst“, bei der Besucher selbst entscheiden können, wie viel ihnen der Eintritt wert ist.

Zur neuen Ausstellung „Zollgeschichten“ hat das Kulturbüro drei Veranstaltungen als Begleitprogramm organisiert.

Am Samstag, 9. September, von 15 bis 17 Uhr, gibt es eine Fahrradtour zum Motto „Haarscharf an der Grenze“ entlang alter und neuer Grenzen Neu-Isenburgs. Dazu gibt es unterhaltsame Geschichten, wie die des Mundartdichters Friedrich Stoltze. „Der wurde auf Isenburger Gebiet, das zur Grafschaft Darmstadt gehörte, polizeilich gesucht und machte beim Schoppepetzen im Frankfurter Haus, also ein paar Schritte weiter, seinen Häschern eine lange Nase“, erläutert Christian Kunz.

Am Freitag, 6. Oktober, heißt es um 18.30 Uhr im Bembeltreff „Deutsch-deutsche Grenzgeschichten“: Der Isenburger Carsten Peetz, Sammler von DDR-Erinnerungsstücken, hat interessante Objekte im Gepäck und erzählt von innerdeutschen Grenzerfahrungen nach der Wende. Zeitzeugen sind eingeladen, von ihren eigenen Erlebnissen zu berichten.

Am Sonntag, 22. Oktober, findet ab 14 Uhr das Herbstfest mit Rezeptwettbewerb „Über die Grenze gegangen“ statt. Besucher bringen Gerichte mit, eine Jury wählt die besten aus.

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