Ukraine-Treffen der Johannesgemeinde Ein Ort der Begegnung

Friederike Frost schenkt dem Kuchen-Spender Andreas Schmitt, Geschäftsführer vom Café Ernst, eine Tasse Kaffee ein.  Die Spielsachen wurden von Mitgliedern der Johannesgemeinde gespendet.

Neu-Isenburg – Beim jüngsten Ukraine-Treffen in der evangelischen Johannesgemeinde ist wieder einiges los. Dort ist ein Ort der Begegnung und des Austauschs entstanden. Auf dem Hof spielen Kinder im neu gespendeten Sandkasten oder mit den von Gemeindemitgliedern mitgebrachten Bobby Cars, Rollern und Dreirädern. Während die Jugend im kühlen Keller sich die Zeit bei Billard und Tischtennis vertreibt, sitzen Mütter, Väter und die anderen Gäste bei Kaffee und Kuchen. „Ja, so ist das immer. Mal kommen mehr, mal weniger, aber so um die 50 sind es immer“, erklärt Friederike Frost von der Johannesgemeinde.

Als die ersten Ukraine-Flüchtlinge nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs am 24. Februar auch in Neu-Isenburg eintrafen, kamen sie meist bei Verwandten oder Bekannten unter – oder wohnten in Hotels. Mittlerweile gibt es die Gemeinschaftsunterkunft in der Dornhofstraße, aber einen Ort, wo sich alle einfach treffen konnten, gab es nicht. „Schnell wurde in unserer Gemeinde der Wunsch laut, ukrainischen Geflüchteten zu helfen. Da hatte unsere Pfarrerin Silke Henning die Idee, das Gemeindezentrum für Treffen zur Verfügung zu stellen“, berichtet Friederike Frost.

Die Flüchtlingshilfe Neu-Isenburg war begeistert von der Idee und auch die Stadt gab grünes Licht. Schnell fand sich ein hoch motiviertes Team von Freiwilligen aus der Johannesgemeinde und aus der evangelischen Gemeinde Gravenbruch, die das erste Treffen vorbereiteten. Plakate für den „Spieltreff für Mütter und Kinder“ wurden auf Deutsch und Russisch erstellt und ausgehängt, über die Stadt wurde in den Whatsapp-Gruppen der Geflüchteten eingeladen.

„Wir hatten keine Ahnung, wie viele Gäste wohl kommen“, sagt die Organisatorin. So wurden im Gemeindesaal lange Tafeln gedeckt, Spielzeug für die kleinen Kinder bereitgelegt und der Jugendkeller geöffnet. „Es war ein kalter Tag und es regnete, dennoch kamen mehr als 30 Besucher – und die Konversation gestaltete sich schwieriger als gedacht“, beschreibt Frost das erste Treffen.

Kaum jemand von den Gästen sprach Englisch, geschweige denn Deutsch, viele hatten Fragen, vor allem zu Sprachkursen, Papieren und Arbeitsmöglichkeiten. Da wurden oft Dolmetscher benötigt. „Im Saal war die Atmosphäre ein bisschen steif aber die Gäste fühlten sich dennoch wohl, waren dankbar, ernst genommen zu werden und willkommen zu sein. Und die Kinder hatten Spaß, flitzten durchs ganze Gemeindehaus und freuten sich über den Platz“, sagt Frost.

Mittlerweile hat sich alles eingespielt, es kommen neue Gäste hinzu und es ist eine richtig lebendige Begegnung geworden, aus der auch persönliche Freundschaften entstanden sind. Einen großen Dank richtet die Organisatorin an die vielen Freiwilligen – auch aus dem Kreis der Geflüchteten – und insbesondere an Andreas Schmitt vom Café Ernst, der zu jedem Treffen viele Kuchen spendet. „Das ist wirklich eine sehr schöne Geste, denn bei 50 Gästen und mehr wird schon einiges verzehrt“, betont Frost. So fühlen sich alle bestens versorgt und gut aufgehoben. „Die Kommunikation hat sich eingespielt und die Ukrainer helfen sich untereinander, insbesondere bei behördlichen Dingen“, führt sie weiter aus.

Froh ist Olejna aus Kiew, die mit ihren vier Kindern und Mann Andrej ausreisen durfte und nun in Neu-Isenburg angekommen ist. „Klar, wir möchten gerne wieder zurück, dort ist unser Zuhause. Doch den Kindern wollte ich diese unsicheren Zustände nicht zumuten“, erklärt die Friseurin. Die 56-jährige Physiotherapeutin, Masseurin und Psychotherapeutin Karyne aus Charkiw in der Ost-Ukraine hat nicht nur Zuflucht, sondern mit Brigitte Schentke auch eine Freundin und Gastgeberin gefunden.

„Ich hatte eine Wohnung für Ukraine-Geflüchtete angeboten – wir haben uns gesehen und es hat einfach gepasst“, erklärt Schentke. Auch die größte Sorge ihres Gastes, wie lange sie bleiben könne, hat die Gastgeberin ihr genommen. „Sie hat nach einer Zeit gefragt, wie lange sie bei mir bleiben darf. Da habe ich ihr gesagt: so lange, bis dieser schreckliche Krieg vorbei ist – egal wie lange er dauert“, betont Schentke.

Wer Interesse hat, mitzuhelfen, Spielzeug oder Kleidung zu spenden oder einfach mal vorbeizuschauen, kann sich jederzeit unter der E-Mail friederike.frost[at]t-online[dot]de melden. Das nächste Treffen ist am Freitag, 2. September, um 15 Uhr.
 lfp