UKRAINE Kreis mietet ehemaliges LSG-Bürogebäude Platz für bis zu 780 Flüchtlinge

Hinter dem Backstein-Bürogebäude, auf dem Parkdeck, stehen bereits die Dusch-und Sanitärcontainer bereit.

Neu-Isenburg – Der Kreis ist bei der Suche nach mehr Platz für geflüchtete Menschen aus der Ukraine in Neu-Isenburg fündig geworden. Das Bürogebäude in der Dornhofstraße 40, in dem früher die LSG Sky Chiefs ihren Sitz hatten, wurde in den vergangenen Wochen für die Unterbringung vorbereitet; die Arbeiten laufen nach wie vor auf Hochtouren. Voraussichtlich ab dem 23. Mai wird das Gebäude teilweise bezogen. Kürzlich stellte Kreisbeigeordneter Carsten Müller die Planung und die Räume bei einem Ortstermin vor, Bürgermeister Gene Hagelstein und Erster Stadtrat Stefan Schmitt erläuterten die Neu-Isenburger Aspekte.

Die Schreibtische sind dort mittlerweile Betten gewichen – zumindest im vierten und teils im dritten Stock. Die anderen beiden Etagen werden noch hergerichtet. Auf dem Außengelände – genauer: auf dem Parkdeck – wurden bereits Sanitärcontainer mit Duschen aufgestellt. In dem Bürokomplex stehen, wenn alles fertig ist, insgesamt 780 Betten in 225 Zimmern zur Verfügung.

Maximal könnten nach Angaben von Müller 800 Personen untergebracht werden. Allerdings sei momentan gar nicht klar, ob überhaupt irgendwann so viel Platz benötigt werde, stellt er klar. Der Kreis geht aktuell von vorerst eher bis zu 200 bis perspektivisch 400 Flüchtlingen in dem Gebäude aus. Aber man will eben gewappnet sein, falls weitere Ukrainer vor dem russischen Angriffskrieg flüchten müssen. Auch, um dann Ausweichorte wie Turnhallen vermeiden zu können.

Das Gebäude in der Dornhofstraße 40 steht für zwölf bis maximal 15 Monate zur Verfügung. Danach habe der Vermieter andere Pläne, ist gestern zu erfahren.

Die Unterkunft in Neu-Isenburg ist künftig die bislang größte des Kreises, deutlich größer als das Parkhotel in Rödermark mit bis zu 350 Betten in 150 Zimmern, das bereits seit einigen Wochen betrieben wird.

Die Zimmer stellen ein gewisses Maß an Privatsphäre sicher, versichert der Kreis. Nur eigene Bäder haben die Zimmer in dem Isenburger Bürogebäude – im Unterschied zu dem Hotel – nicht; wohl aber Teeküchen und Toiletten in allen Etagen.

Die Verpflegung der Bewohner übernimmt ein Caterer, das Essen wird vor Ort im Erdgeschoss in der vorhandenen Großküche samt Kantine und Spülstraße frisch zubereitet, um Verpackungsmüll zu vermeiden. Die Lufthansa hat dazu Geschirr gespendet. Auch ausreichend Tagungs- und Besprechungsräume stehen für Unterricht, Kurse und andere Aktivitäten zur Verfügung.

„Insgesamt ist das ein Top-Gebäude, ich denke, das wird eine der besten Unterkünfte“, sagt Mischa Buschmann. Er ist von Haus aus Event-Profi, doch in der Coronakrise holte der Kreis Offenbach ihn ins Team, zuletzt als Leiter des Impfzentrums in Heusenstamm. Nun begleitet Buschmann die Vorbereitung des Ex-LSG-Bürogebäudes für die Ankunft der Kriegsflüchtlinge – und muss dabei sehr viel organisieren. Zum Beispiel Wlan, „das ist ganz wichtig für die Kommunikation nach Hause“, betont Buschmann.

Es wird zudem Security rund um die Uhr vor Ort sein und am Eingang stehen. Der Kreis hat sechs Stellen für Sozialarbeiter vorgesehen, damit vier immer zu den üblichen Zeiten in der Unterkunft sein sollen. Das jedoch, räumt Müller ein, stehe und falle natürlich mit der Personalfindung – denn der Kreis Offenbach sei ja nicht der einzige, der derzeit suche.

„Aktuell sind rund 2 200 Geflüchtete aus der Ukraine bei uns im Kreis Offenbach angekommen“, sagt Sozialdezernent Müller. „Für sie müssen wir im ersten Schritt ein Dach über dem Kopf und Verpflegung sicherstellen. Im nächsten Schritt müssen dann auch Sprachkurse und Integrationsmaßnahmen folgen.“ Auch sei der Kreis weiterhin auf der Suche nach geeignetem Wohnraum, denn auch eine gute Gemeinschaftsunterkunft sei keine Dauerlösung.

„Bei der Integration der Menschen, die aus der Ukraine geflüchtet sind, werden viele helfende Hände benötigt und wir können auf das seit der Flüchtlingswelle 2015 gewachsene Netzwerk bauen“, so Müller. „Als Verwaltung haben wir die Weichen gestellt. Wir haben frühzeitig mit einer gemeinsamen Anlaufstelle von Ausländer- und Sozialamt reagiert.“ Die Volkshochschule habe die Vorbereitungen für entsprechende Integrationskurse getroffen. Das Staatliche Schulamt bereite die Aufnahme der Kinder in die Schulen vor und die Pro Arbeit des Kreises habe das Arbeitsmarktbüro verstärkt. „Die Integration der Flüchtlinge können Städte, Gemeinden und der Kreis nur gemeinsam stemmen“, betont Müller abschließend.

„Wir heißen alle, die in der neuen Unterkunft zunächst ein Zuhause finden, herzlich willkommen und werden gerne unser Integrationsnetzwerk bei uns vor Ort aktivieren“, sagt Bürgermeister Gene Hagelstein. Weitere Informationen gibt es unter  kreis-offenbach.de/ukraine
 hov