Von der Bauhaus-Lampe bis zum Rasenmäher Premiere im Repair-Café: Isenburger gehen ans Werk

Gemeinsam packen Jugendliche aus dem Jugendcafé und freiwillige Helfer mit an. Foto: col

Neu-Isenburg (col) – Die Neu-Isenburger wussten das neue Repair-Café gleich bei der Premiere zu schätzen: In den Räumen des Jugendcafés haben sich zum Start so einige reparaturbedürftige Gegenstände angesammelt. Eine kaputter Laptop, der sich nicht mehr hoch fahren lässt, eine abgebrochene Befestigung eines Banners der Kolpingfamilie Heilig Kreuz, ein Netzteil eines Rasenmähers und eine alte Lampe.

Arbeit gab es für den Helferkreis also gleich genug. „Es überrascht mich auch überhaupt nicht, dass unser Angebot nachgefragt ist. Die Repair-Cafés haben ja in anderen Städten durchaus auch schon Erfolg gehabt“, sagt Initiator Nick Timm. Was ihn viel mehr erstaunte, war das große Interesse der Isenburger, sich selbst aktiv an dem Projekt zu beteiligen. „Wir haben jetzt einen Helferkreis von 16 Leuten, darunter sehr viele Menschen, die beruflich aus dem Fachbereich Elektrotechnik kommen. Das sind natürlich sehr gute Voraussetzungen, dass wir die kaputten Gegenstände, die uns gebracht werden auch tatsächlich reparieren können“, sagte Timm. Er würde sich aber noch den ein oder anderen Schreiner als Unterstützer wünschen.

Gisela Mauer kommt mit ihrer Lampe unter dem Arm in die Räume des Jugendcafés. Das gute Stück hat einen Wackelkontakt. Zum Wegwerfen dennoch viel zu schade. „Unsere Familie hängt an der Lampe, es ist ein altes Bauhaus-Stück. Ich würde mich sehr freuen, wenn sie hier gerettet werden könnte“, sagt die Isenburgerin. Winfried Eichhorn nimmt sich dem Familienerbstück an. Der ehemalige Fernmeldetechniker mit dem Gesellenbrief in Elektronikhandwerk hat das Problem schnell erkannt: „Die Fassung hat einen Wackelkontakt, das sollte doch zu beheben sein“, sagt der Fachmann – und beginnt in Zusammenarbeit mit Wolf Munari die Lampe erst einmal auseinander zu nehmen. Die Idee des Repair-Cafés hatte Nick Timm schon länger. Mit Klaus-Peter Martin vom Verein Mobile Jugendhilfe/Streetwork Neu-Isenburg habe er den geeigneten Mistreiter gefunden, der auch noch die passenden Räume hatte. „Die Idee dahinter ist es, dass Dinge, die kaputt gegangen sind, nicht sofort einfach weg geworfen werden müssen“, ergänzt Klaus-Peter Martin.

„Wenn wir jetzt noch ein paar Jugendliche dafür gewinnen können, dann wäre das toll. Denn sie können hier von all unseren Fachleuten wirklich etwas lernen“, ist der Pädagoge überzeugt.

Der Rasenmäher von Nick Timm ist bei der Premiere des Repair-Cafés übrigens erst einmal nicht zu retten – für den abgebrochenen Netzstecker muss zunächst ein Ersatzteil bestellt werden. „Das ist ja auch ein Grund, warum wir die Idee initiiert haben: es besteht durchaus der Verdacht, dass die Industrie Dinge mit Sollbruchstellen herstellt, die sich eben nicht mehr reparieren lassen. Wenn wir es dann aber doch hinbekommen, ohne eine teure Reparaturrechnung zu produzieren, haben wir wertvolle Ressourcen geschont. Denn es werden viel zu viele noch wertvolle Materialen einfach achtlos weg geworfen,“ betont Timm. Der gesellschaftliche Wert des Repair-Cafés kommt an diesem Nachmittag ebenfalls nicht zu kurz. Die Jugendlichen aus dem Jugendcafé hatten Kuchen gebacken und die Initiatoren schenkten Kaffee aus. „Wir wollen auch ein Treffpunkt sein“, sagt Nick Timm abschließend.

Am Ende des Nachmittags ist Gisela Mauer glücklich. Ihre alte Lampe brennt, völlig ohne Flackern. Wer ebenfalls ein defektes Lieblingsstück hat, der kann sich an die Aktiven des Repair-Cafés wenden. Die nächste Gelegenheit, kaputte Dinge vor der Mülltonne zu retten ist am Donnerstag, 14. April zwischen 16 und 18 Uhr in der Hugenottenallee 88.