Signal gegen ein bröckelndes Europa „Pulse of Europe“-Mitbegründer bei CDU Neu-Isenburg zu Gast

Hansjörg Schmitt (Fünfter von links) begeisterte mit seinen Ausführungen zur „Pulse of Europe“-Bewegung die Besucher des CDU-Neujahrsempfangs. Das Foto zeigt ihn mit CDU-Vertretern und Bürgermeister Herbert Hunkel. Foto: Postl

Neu-Isenburg (lfp) – Das Foyer der Hugenottenhalle war zum Neujahrsempfang des CDU-Stadtverbandes wieder einmal voll besetzt, Grund dafür dürfte auch der angekündigte Gastredner Hansjörg Schmitt, Mitbegründer der Bürgerinitiative „Pulse of Europe“, gewesen sein. Diese setzt sich für ein stärkeres Europa ein.

Unter den vielen Gästen waren nicht nur treue CDU-Mitglieder – der Stadtverband ist mittlerweile auf 170 Mitglieder angewachsen –, sondern es kamen auch Bürger, die aus erster Hand erfahren wollten, was die Isenburger CDU im lokalen politischen Handlungsfeld für die Hugenottenstadt plant und vor allem, was „Pulse of Europe“ ist.

Neu-Isenburgs CDU-Chef Stefan Schmitt hieß die vielen Gäste willkommen, resümierte kurz die Geschehnisse des vergangenen Jahres und gab einen Ausblick auf die von den Christdemokraten ins Auge gefassten Vorhaben in der Hugenottenstadt. „Die Jamaika-Koalition im deutschen Bundestag wäre eine interessante Konstellation gewesen und ich habe den Langmut und die Geduld der Kanzlerin bewundert, die aber immer ihre Rote Linie im Blick hatte“, so Schmitt. Mit Blick auf die Kehrtwende von Martin Schulz und die laufenden Koalitionsverhandlungen sagte der Neu-Isenburger CDU-Chef: „Keine Partei kann es sich leisten, mit dem eigenen Dogma in die Verhandlungen zu gehen.“ Auch das Schwarz-Grüne Bündnis Hessens, mit Volker Bouffier an der Spitze, habe in Berlin entsprechendes Gewicht, verwies Stefan Schmitt auf die bevorstehende Landtagswahl am 28. Oktober.

„Bei uns kann jeder sich offen zu Europa bekennen"

In einem Zwiegespräch mit seinem ehemaligen Junge-Union-Kollegen Hansjörg Schmitt zeigte Stefan Schmitt auf, was die „Pulse of Europe“-Bewegung ist und wofür sie steht. „Wir waren sieben Gründungsmitglieder, hatten keine Ahnung, wie man eine Veranstaltung organisiert oder einen Platz mietet“, schilderte Hans-Jörg Schmitt die Unbefangenheit der Gründer. „Wir waren nach dem Brexit und der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten jedoch von der Überzeugung ergriffen, dringend etwas für den Fortbestand des immer mehr bröckelnden Europagedankens zu tun“, so der 44-jährige Rechtsanwalt.

Als plötzlich 300 Bürger zum ersten öffentlichen Aufruf kamen, waren selbst die Gründer überrascht, noch mehr, dass es heute bereits 3.000 sind. „Bei uns kann jeder sich offen zu Europa bekennen, kann ans Mikrofon und was sagen – ohne dass man vorher wie in einer Partei erst einmal drei Jahre Plakate kleben musste“, sagte Schmitt. Mittlerweile hat man sich aber eine „Vereinssatzung“ gegeben. Mittlerweile ist der Funke von „Pulse of Europe“ aus Frankfurt auch in andere Städte übergesprungen. „Das läuft wie eine Zellteilung und hat uns selbst überrascht“, so der Mitbegründer.

„Warum wird die EU meist nur auf die Währung und die Regularien reduziert?“, wollte Stefan Schmitt wissen. Hierzu verwies Hansjörg Schmitt darauf, dass jene Menschen der Nachkriegsgeneration, die Zeiten eines nicht vereinten Europas mit allen seinen Grenzproblemen noch selbst erlebt haben, immer weniger werden. „Für unsere Generation ist Europa so selbstverständlich geworden und es ist vor allem ein Sündenbock, wo jeder seien Kritik abladen kann“, sagte Hansjörg Schmitt. Es sei wie mit der eigenen Gesundheit: Erst wenn diese fehle, wisse man um deren Wert.

„Wurde die EU zu schnell erweitert?“, fragte Stefan Schmitt mit Blick auf die Osterweiterung. Hier sah der „Pulse of Europe“-Mitbegründer mehr ein „Jein“. „Es wäre aber unfair gewesen, die Staaten zum großen Nachbarn Russland als willkommenes Bollwerk haben zu wollen, diese aber nicht entsprechend einzubinden und zu unterstützen.

Brexit: Klare Kante zeigen

Zum Brexit forderte Hansjörg Schmitt, eine klare Kante zu zeigen, um keine weiteren Nachahmer zu motivieren, zwar auszutreten, aber dennoch Vorteile zu genießen. „Wir sollten aber dennoch Freunde bleiben und am selben Tisch sitzen, das macht Eindruck und schafft gar Zweifel über diesen Schritt – ein Zurück darf man nicht ausschließen“, betonte Schmitt. An Deutschland gerichtet forderte der „Pulse of Europe“-Mitbegründer ein Verhalten, das von den anderen nicht als „von oben herab“ angesehen werden könnte.

„Mir fehlt eine Identität stiftende und vor allem auf alle Mitgliedsländer übergreifende Maßnahme“, sagte Schmitt. Mit „Pulse of Europe“ soll diese geschaffen werden. Jeden ersten Sonntag im Monat, also wieder am kommenden Sonntag um 14 Uhr, finden in Frankfurt auf dem Goetheplatz die Versammlungen statt. „Da gehe ich jetzt auch mal hin“, sagten viele Besucher nach dem Neujahrsempfang.