Peter Burkert gibt Tipps im Café Zukunft Raus aus der Schuldenfalle

In lockerer Runde über ein schwieriges Thema sprechen: Schuldnerberater Peter Burkert (links) gibt den Jugendlichen und Anne Zettler Tipps zur Schuldenprävention und rät zur Beratung, wenn das Minus auf dem Konto da ist. Foto: Jost

Neu-Isenburg – Anne Zettler, Geschäftsführerin des Vereins Mobile Jugendarbeit (MoJa), ist sich vor dem Beginn der Veranstaltung im Café Zukunft unsicher: „Schulden und Schuldenberatung ist ein schwieriges Thema, ich weiß nicht, ob die Jugendlichen auch kommen“, erklärt sie. Aber das Interesse an Schuldnerberater Peter Burkert aus dem Beratungszentrum West der Parität in Dreieich, die auch für Neu-Isenburg zuständig ist, ist durchaus da. Gut zehn Jugendliche und junge Erwachsene nehmen rund um Burkert Platz.

Das Konzept der Veranstaltungsreihe des MoJa „Back on Track“, also „zurück in die Spur“, soll die unterschiedlichen Beratungsinstanzen im Kreis bekannter machen, damit die Jugend im Falle eines Problems die handelnden Menschen kennen und weniger Berührungsängste haben, um nach Hilfe zu fragen.

Das bekommt Peter Burkert mit seinem schwierigen Schulden-Thema ganz hervorragend hin. Sehr locker, mit mehr als 20 Jahren Routine in der Schuldnerberatung und auf Augenhöhe mit den Jugendlichen, berichtet er von seiner Arbeit. Er zeigt Verständnis: „Wenn man wenig Geld hat und sich nicht viel leisten kann, ist es verlockend, mit dem neusten Handy bei den Kumpels glänzen zu wollen. Da ist schnell ein Handyvertrag unterschrieben, der eigentlich das Budget überschreitet“, erzählt Burkert. Die Folgen von Überschuldung sind fatal. Immer wieder erlebt er, dass die betroffenen Menschen isoliert sind, unter Depressionen leiden. „Wenn ich mir in meinem Umfeld überall Geld geliehen habe, es aber nicht zurückbezahlen kann, dann traue ich mich nicht mehr raus. Das ist ein Teufelskreis“, so Burkert.

Er gibt den Jugendlichen hilfreiche Tipps. Ganz wichtig ist es, Verträge genau zu lesen, oft gibt es bei Mobilfunkverträgen oder Fitnessstudios versteckte Kosten. Häufig ist das an dem Sternchen hinter dem Betrag auf dem Werbezettel zu erkennen. „Da kommt zu den günstigen 19,90 Euro Trainingsgebühr plötzlich das Starterpaket für 39,90 Euro dazu, die dreimonatige Verwaltungsgebühr von 9,95 Euro und dann sind wir schon bei 26,47 umgerechnet im Monat. Das sind fast 30 Prozent mehr“, rechnet der Schuldnerberater vor. Wenn man dann die Rechnung nicht bezahlen kann, viele Monate auflaufen und letztlich noch hohe Inkasso-Gebühren oben drauf kommen, ist die Schuldenmisere schon da.

Die Jugendlichen wollen wissen, was Peter Burkert mit den Menschen macht, wenn sie zu ihm kommen. „Wir verschaffen uns erst einmal einen Überblick. Man kann bei den Inkasso-Büros nach einer Aufstellung fragen, jeder kann auch kostenlos einmal im Jahr seine Schufa abfragen. Wenn das zur Vorbereitung bei einem Termin schon passiert ist, und die Schuldensumme klar ist, spart das wertvolle Zeit“, sagt Burkert. Gemeinsam werden Gläubiger angeschrieben, Zahlungsziele vereinbart – wenn gar nichts mehr geht auch ein Privat-Insolvenzverfahren angeschoben.

In der Gesprächsrunde selbst erzählen die Jugendlichen nicht von sich, aber im Anschluss wird schon deutlich, dass Schulden durchaus ein Thema sind. Teure Handys, coole Klamotten, Geld haben, um mal richtig abzufeiern. Das sprengt dann das Budget. „Wir wollen ja auch die Mädchen beeindrucken“, nennt einer der Jungs die Motivation. Peter Burkert lässt seine Visitenkarte in mehrfacher Ausführung im Café Zukunft liegen. „Ihr, oder auch Freunde, könnt einen Termin mit mir vereinbaren. Es sind auch anonyme Telefongespräche möglich“, will Burkert die Schwelle ganz niedrig halten.

Nächste Veranstaltung

Am Donnerstag, 4. November, 18 Uhr, geht die Reihe „Back on Track“ in die nächste Runde. Dann ist der

„Cannabus“ der Suchtberatungsstelle Wildhof zu Gast.

In Verträgen lauern versteckte Kosten

VON NICOLE JOST