Jugendliche diskutieren über Gestaltung – Vorsitzende der Schülervertretung gewählt Schüler haben viele Ideen für neue Friedhofstraße

Professor Jürgen Follman ging zu den Schülern, um mit ihnen zu diskutieren. Foto: lfp

Neu-Isenburg (lfp) – Das ging ja richtig lebhaft zu am Freitagabend im großen Hugenottensaal der Hugenottenhalle. Dorthin war nicht eine Sitzung des Isenburger Parlaments mit vielen strittigen Punkten verlegt worden, sondern die Jugend von Neu-Isenburg war aufgerufen, zusammen mit Professor Jürgen Follmann nicht irgendein, sondern ihr Konzept für das künftige Aussehen der Friedhofstraße zu entwerfen. Im Anschluss sollten die Jugendlichen ihre Vertretung für die Stadtregierung wählen. Also gab es gleich zwei triftige Gründe für junge Neu-Isenburger an dieser besonderen Veranstaltung teilzunehmen – und die jungen Menschen haben sie auch genutzt.

Geschickt führte Professor Jürgen Follmann, Dekan an der Hochschule Darmstadt – University of Applied Sciences, die Jugendlichen an die Themenstellung heran. „Was wollen Sie einmal werden: Architekt, Jurist, Psychologe, Lehrerin, Medizinerin? Wo wollen Sie studieren: Vielleicht nicht im Rhein-Main-Gebiet, weil es das Studieren hier so teuer ist? Was sind die Verkehrsmittel zur Schule: Vielleicht das Rad, mit dem Bus oder zu Fuß – möglicherweise auch mit dem Auto?“, sagte Follmann und umriss den Ausgangspunkt der folgenden Diskussion.

Die Vorschläge und Ideen prasselten nur so auf den Referenten ein. „Wenn wir das eine realisieren, ist das andere nicht mehr möglich“, erklärte Follmann. Die größten Wünsche an die neue Straße: Fuß und Radwege getrennt vom Autoverkehr, Straßenbahn, Bäume und Platz zum Sitzen, Radabstellmöglichkeiten an den Haltestellen.

Damit die Jugendlichen selbst mögliche Lösungsansätze erarbeiten konnten, wurden sie in verschiedene Arbeitsgruppen eingeteilt. An sechs Stationen wurden dann jeweils Wunschstraßen entworfen. Studierende der Hochschule Darmstadt begleiteten die Prozesse.

Im Anschluss des Findungsprozesses präsentierten die Gruppen ihre Vorschläge. Im Anschluss sollten sie sich auf eine gemeinsame Vorzugsvariante einigen. Dieses Prozedere einer Entscheidungsfindung war für die Jugendlichen ein perfektes praktisches Beispiel für demokratische Abläufe in einem Parlament. „Ich war total begeistert, wie engagiert die jungen Leute ihre Ideen vertreten haben“, sagte Follmann.

Der Verkehrsspezialist gab allen zu bedenken, ihre Ideen auch unter dem Aspekt des Alters zu sehen. „Denkt daran, was ihr in 20, 30 oder 50 Jahren hier in Neu-Isenburg vorfinden wollt?“, fragte er.

Alle Varianten wurden lebhaft diskutiert, diese werden auch als Dokumentation der Stadt Neu-Isenburg übergeben. Herausgekommen ist eine „grüne“ Friedhofstraße mit einer Straßenbahn (RTW), das Radfahren zur Freude macht aber auch Fußgängern zum Spazierengehen und Verweilen unter Schatten spendenden Bäumen einlädt. Autos dürfen auch noch fahren – aber längst nicht mehr so viele wie jetzt.

Bei der anschließenden Wahl zum Kernteam der Jugendvertretung gab es für den Wahlleiter Mathias Runge von der städtischen Jugendförderung ein so nicht erwartetes Problem. Er hatte einen Stimmzettel mit maximal neun Bewerbern – es meldeten sich aber mehr. „Es ist ja schön, dass so viele hier auch Verantwortung übernehmen wollen, wir erweitern die Abstimmliste dann einfach handschriftlich“, fand Runge eine Lösung.

Die Bewerber führten immer wieder an, dass sie Neu-Isenburg lebenswerter machen wollten, dies betrifft auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt. „Ich will eigentlich Radiologin werden, aber das hat ja noch Zeit. Jetzt will ich mich in der Jugendvertretung für eine Verbesserung der Umwelt einsetzen“, sagte die zwölfjährige Manveer aus der Brüder-Grimm-Schule.

Zu Vorsitzenden der Schülervertretung wurde Ana Waschnewski, Schülerin der Goetheschlule gewählt, zu ihren Stellvertretern Sven Markwart und Kara Kreßler.