Autor Markus Grimm las aus „Ferdinand Graf von Zeppelin – Der Traum vom Fliegen“ Selbst der Kaiser zweifelte am Geisteszustand des Luftschiff-Erfinders

Markus Grimm ist nicht nur Autor, sondern auch Schauspieler, was seine Lesung besonders lebendig machte. Foto: Mangold

Neu-Isenburg (man) – Selbstzweifel waren seine Sache nicht. Ging etwas schief, was nicht zu knapp passierte, ließ er sich nicht irritieren. Als Entdecker der Bescheidenheit durfte sich der Mann freilich nicht rühmen, seine Erfindung benannte er nach sich selbst. „Bisweilen geschieht es sogar heutigen Tages noch, dass ein Mensch in den Himmel emporblickt, den Finger nach oben reckt und feierlich ausruft: ‚Da fliegt ein Zeppelin!‘“. So steht es am Beginn des Romans „Ferdinand Graf von Zeppelin – Der Traum vom Fliegen“. Daraus las der Autor Markus Grimm am 20. März im Zeppelinmuseum an der Kapitän-Lehmann-Straße, als Vorgeschmack auf seine Performance am 13. April.

Markus Grimm erzählt zu Beginn von den vielen Denkschriften, die der Graf verfasste. Ihm gehe bei der „gepflegten Sprache, stets mit einer Umdrehung zu viel, das Herz auf“. Den Klang des 19. Jahrhunderts übernimmt Grimm in seiner Schreibe, in der er den Grafen sein Leben als Ich-Erzähler resümieren lässt.

Schon als Kind testet der Aristokrat manches aus. So notiert des Buben Privatlehrer in dessen Zeugnis einen plötzlichen Verlust an Intelligenz: „Ferdinand ist seit einigen Tagen stockdumm.“ Dem Schüler hatte es gefallen, „mich blöde zu stellen und zu beobachten, wie der Vikar sich darüber abwechselnd entsetze und ereifere“. Der Herr Vikar ist nicht der einzige, der Graf Zeppelin zumindest partiell die Intelligenz abspricht. An anderer Stelle urteilt über dessen Geisteszustand jemand mit einem Superlativ: „Seine Majestät der Kaiser erklärt mich zum ‚dümmsten Süddeutschen‘“.

Man hält von seiner Luftschiff-Idee nicht überall so viel wie im „Verein deutscher Ingenieure“, an den sich der Graf 1896 auf der Suche nach Mitteln für sein Projekt wendet. Zeppelin, von Haus aus kein studierter Wissenschaftler, sondern Soldat, der die Armee als Reitergeneral verlassen musste, gelingt es, die Herren zu gewinnen. Der Club der Ingenieure redet in einem Schreiben an Industrielle der „Förderung einer sehr wichtigen und großen technischen Aufgabe unseres Zeitalters“ das Wort. Schließlich gelingt es dem Grafen, Risikokapital zu generieren, die eigens gegründete „Aktiengesellschaft zur Förderung der Luftschifffahrt“ verfügte über 800.000 Reichsmark.

Nicht wenige Autoren haben ein Problem: Sie können nicht gut vorlesen. Mal steht die Zunge im Weg, mal behindert der Dialekt, oft kommt beides zusammen. Davor braucht sich das Publikum bei Markus Grimm nicht zu fürchten. Der promovierte Theologe kennt sich mit dem Sprechen bestens aus, stand als Schauspieler auf fränkischen Bühnen und entwickelt seit 15 Jahren sein eigenes Genre, das des solistischen Erzähltheaters.

Im Publikum, das Kulturdezernent Theo Wershoven als „keine große Truppe, aber eine erlesene Gesellschaft“ begrüßt, sitzen etwa der ehemalige Heusenstammer Bürgermeister Peter Jakoby und der Kulturveranstalter und Künstler-Agent Herbert Löw, der die Bücher von Markus Grimm verlegt. Die Lesung dient als Vorspiel für den 13. April, wenn Markus Grimm im Saal des Zeppelintheaters im Bürgerhaus Zeppelinheim um 20 Uhr mit einer Solo-Performance zum eigenen Roman auftritt.

Erzähltheater am 20. April

Zeppelins Biografie als Luftfahrtpionier erinnert immer wieder an das Match eines Tennisspielers, der nach zwei verlorenen Sätzen auch im dritten weit hinten liegt. „Das Kapital der Aktiengesellschaft schmolz dahin wie Eis in der Sonne“, berichtet Grimms Graf, was aus den 800.000 Reichsmark wird, mit denen der Adlige Bau und Konstruktion seines technisch noch arg maladen „Luftschiff Zeppelin 1“ finanziert. Melancholie befällt sogar den selbstbewussten Mann, als ein avisierter Flug über 24 Stunden im brennenden Fiasko mündet. Wie Zeppelin es doch noch schafft, sein Spiel umzubiegen, erfahren die Zuschauer beim Auftritt von Markus Grimm am 13. April, 20 Uhr.