Vierte Kunstausstellung in den Räumlichkeiten der Schützengesellschaft Neu-Isenburg „Sonntags draußen nur Kännchen“

Daniela Kneip Velescu und Lars Karl Becker stellen noch bis 1. März ihre Werke wie diese Tischdecke in den Vereinsräumen der Schützengesellschaft aus. Foto: p

Neu-Isenburg (red) – Die vierte Kunstausstellung in den Räumlichkeiten der Schützengesellschaft Neu-Isenburg wartet mit einem Novum auf. Daniela Kneip Velescu und Lars Karl Becker haben ihre Kunstwerke eigens für den Gastraum konzipiert und produziert. Sie haben einige Tage im Vereinsheim verbracht, Mitglieder und Gäste kennen gelernt, sich mit Organisator Robert Funcke und Kunsthistorikerin Esther Erfert ausgetauscht und fast nebenbei ihre Kunst in den Raum einfließen lassen.

Gekonnt und ironisch spielen sie dabei mit ihrem Titel „Sonntags draußen nur Kännchen“ auf eine Verbotstafel für Großkaliberschützen an, behalten dabei aber natürlich auch die traditionelle urdeutsche Tradition des Schießens im kritisch reflektierten Blick.

Organisator und Vorstandsvorsitzender Funcke konnte ein volles Haus zur Vernissage begrüßen und dankte der Sparkasse Langen-Seligenstadt für deren großzügige finanzielle Unterstützung. Er berichtete launig über die Entstehungsgeschichte der Ausstellung und den Auswahlprozess der Künstler. Abschließend wünschte er viel Spaß beim Entdecken der Exponate. Da finden sich bei näherem Hinsehen Verbeugungen vor der Kunstgeschichte, ebenso wie vor der ganz normalen Nutzung des Gastraums als Versammlungsort. Eine Skulptur von Becker greift das Kunstwerk Capri-Batterie von Joseph Beuys – eine schwarze Lampenfassung mit gelber Glühbirne und einem Stecker, der in einer Zitrone steckt – mit ironischem Lokalbezug auf. Gemeinsam haben die beiden Tischdecken entworfen, in denen sie kürzlich gemachte Erfahrungen in Thailand verarbeiten, die dabei gleichermaßen nutzbar sind (und an dem Abend von den vielen Gästen auch eifrig genutzt wurden), sich aber auch als Hintergrund für Beckers Collagen wiederfinden.

Kneip Velescu hat ihre letzte Ausstellung im Wiesbadener Kunstverein zu Leuchten recycelt, die damit einen Transformationsprozess in der Kunst abschließen und gleichzeitig die Tischdecken ins rechte Licht setzen. Eine Serie typischer Haushaltstücher findet sich, mit Grimassen bemalt und getoasted, als Sandwich-Exponat wieder. Und schlussendlich erinnert die dekonstruktivistische Malerei von Becker, auf den Zehn-Meter-Luftdruckständen angebracht, an die typischen Werbebanner von Sportveranstaltungen – und dann eben doch auch wieder nicht, wie der Blick durch das zufällige Spektiv zeigt.

Wie die beiden im locker-informativen Gespräch mit Erfert durchblicken ließen, war es ihnen wichtig, dass ihre Gesamtinstallation „bewohnbar“ bleibt, der Gast also genügend Zeit hat, sich ungestört damit auseinander zu setzen. Dann gerne auch bei einem Kännchen drinnen.

Die Ausstellung kann zu den üblichen Öffnungszeiten des Vereins (Mittwoch und Freitag: 19 bis 21 Uhr, Samstag 14 bis 18 Uhr, Sonntag 10 bis 12 Uhr, Offenbacher Straße 230) noch bis 1. März besucht werden, der Eintritt ist frei.