Wenn Jutta Loesch allabendlich zum Akkordeon greift, treiben sie auch Sorgen um ihr Hilfsprojekt um Ständchen für die Nachbarn und die Menschen in Beregovo

Dirigiert von Richard Wagner, links im Bild, spielt Jutta Loesch Akkordeon auf ihrer Terrasse für ihre Isenburger Nachbarn. In Gedanken aber ist sie bei den bedürftigen Menschen in Beregovo. Foto: lfp

Neu-Isenburg (lfp) – Es ist 18 Uhr und in Neu-Isenburg, so wie in den meisten Kommunen auch, läuten die Kirchenglocken. „Es hat aufgehört zu läuten, du musst spielen – die Nachbarn warten auch schon“, mahnt Matthias Loesch seine Frau, das mittlerweile allabendliche Ritual zu beginnen. Jutta Loesch hat sich ihr Akkordeon umgeschnallt und geht auf die Terrasse hinter dem Haus „An den Schulwiesen“. Dort wird sie schon von vielen Nachbarn erwartet, die fröhlich winken. Die Pfarrersfrau und Managerin der Aktion „Täglich Brot für Beregovo“ spielt die Karpatenhymne: „Näher zu Dir mein Gott.“ „Mögen es die armen Menschen in Beregovo und Umgebung hören“, denkt sie dabei. Denn die Hilfe, die Jutta Loesch „ihren Kindern“, wie sie alle bisher mit Sach- und Geldspenden bedachten Menschen dort nennt, zukommen lassen kann, ist derzeit sehr begrenzt.

Auch für Beethovens Europahymne „An die Freude“ und weitere Titel gibt es Beifall von den umliegenden Balkonen. Angespornt durch das Beispiel aus Italien, wo Menschen den Helfern im Gesundheitswesen von den Balkonen und Fenstern applaudierten, später dazu auch Lieder sagen, wollte auch Jutta Loesch ein hörbares Zeichen setzen. „Für mich standen vor allem die Menschen in der Karpato-Ukraine im Vordergrund, aber die Corona-Krise betrifft ja eigentlich jetzt alle“, erklärt Loesch den Hintergrund ihrer musikalischen Aktion. Seit Wochen spielt sie jeden Abend nach dem Glockengeläut. Wirklich jeden Abend, mal auf der Terrasse, mal im Gärtchen vor dem Haus.

Jutta Loesch treiben, bei aller Freude über die Anteilnahme an ihrer Musik-Aktion, vermehrt Sorgen um ihr Projekt „Täglich Brot für Beregovo“ um. Mit der Corona-Krise ist die Situation in der Grenzregion zwischen Ungarn und der Ukraine sehr problematisch geworden. „Dort ist alles dicht, da kommt kaum ein Mensch durch und Waren erst recht nicht“, sagt Loesch. So sind es hauptsächlich Spendengelder, die Jutta Loesch an ihren zuverlässigen Gewährsmann Béla sendet. Dieser kauft die dringend benötigten Lebensmittel für das Diakonische Zentrum in Beregovo dann selbst ein.

Doch auch vor Ort, in Neu-Isenburg, kommt auf Jutta Loesch und ihr Projekt eine Mammutaufgabe zu. Auf dem Gelände von Westphal Immobilien hatte ihr der am 25. November 2019 verstorbene Geschäftsführer Peter A. Jenny eine Lagerhalle zur Verfügung gestellt. Diese muss nun im Zuge der geplanten Umbauarbeiten geräumt werden. „Das sind mehrere Tonnen von gesammelten und gespendeten Hilfsgütern, die normalerweise schon in das Lager in Ungarn und von dort nach Beregovo gebracht worden wären, wenn Corona nicht gekommen wäre“, sagt Jutta Loesch. „Wir haben mit der Firma Westphal weiterhin ein sehr gutes Verhältnis, haben zu Weihnachten sogar einen größeren Betrag geschenkt bekommen – und wir haben auch wieder einen Lagerraum erhalten.“

Es bleibt dennoch ein großes Problem. „Diese Hilfsgüter, also zwei Lastwagen voll, müssen wir aus der Halle in den neuen Lagerraum bringen. Das geht nur mit vielen starken Helfern oder mit einer Umzugsfirma – das verschlingt aber viel Geld, das wir lieber nach Beregovo schicken würden“, erläutert die „Beregovo-Managerin“.

Wer eine hilfreiche Idee hat, kann sich an Jutta Loesch wenden (Telefon: 06102 33082). Geldspenden sind weiterhin willkommen und werden auch benötigt. Spenden bitte auf das Konto Jutta Loesch bei der Volksbank Dreieich, Stichwort: „Beregovo“, IBAN: DE 32 5059 2200 0108 5349 69. Wenn gewünscht, gibt es auch eine vom Finanzamt anerkannte Spendenquittung.