Stadt will Planung zu Fahrradstraßen konkretisieren Ein verträgliches Miteinander im Blick

Die einst neuralgische Kreuzung der Schulgass (vorne) über die Frankfurter Straße zur Offenbacher Straße (hinten) ist mittlerweile optimiert worden. Foto: Postl

Neu-Isenburg (lfp) – Der Radverkehr nimmt immer mehr Fahrt auf. Damit das Fahrrad auch öfter für geschäftliche und berufliche Fahrten genutzt wird, bedarf es einer besseren verkehrlichen Infrastruktur – also Straßen mit „Vorfahrt“ für die Radler. Nachdem die Radschnellverbindung von Darmstadt nach Frankfurt bereits konkrete Züge angenommen hat, soll nun auch die Reststrecke möglichst bald in Angriff genommen werden.

Diese „Radfahrerautobahn“ tangiert im Westen – Zwischen Bahnhof und Sportpark – auch Neu-Isenburg. Was fehlt, sind nun innerstädtische Vorrangstraßen für Radfahrer. Hier laufen ebenfalls bereits die Planungen, doch festgelegt war bisher noch nichts.

„Wir haben mit dem Radverkehrskonzept eine ziemlich genaue Absichtserklärung, doch hier besteht noch größerer Klärungsbedarf“, betont Erster Stadtrat Stefan Schmitt. Für die Planungen der möglichen Radverkehrswege innerhalb von Neu-Isenburg ist Karin Rohde von der Stadtverwaltung beauftragt. „Wir brauchen nicht nur eine schnelle Radverbindung von Darmstadt nach Frankfurt, die auch unsere Stadt durchquert, wir brauchen vor allem innerstädtische Vorzugsstraßen für den Radverkehr“, stellt Rohde klar. Dazu gehören mindestens eine Nord-Süd, sowie eine Ost-West-Verbindung. „Genau damit sind wir derzeit beschäftigt, denn wir wollen keine Verdrängung des Autoverkehrs, sondern ein verträgliches Miteinander“, betont Schmitt.

Auf den Fahrradstraßen müssen die geltenden Vorgaben umsetzbar sein und man muss auch diese Auswirkungen auf andere Verkehrsteilnehmer sowie Anwohner im Auge behalten. „Auf Fahrradstraßen haben Radfahrer Vorrang vor dem Autoverkehr. Dieser darf üblicherweise per Zusatzzeichen dort ebenfalls fahren, aber auf die Radfahrer muss besondere Rücksicht genommen werden. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt maximal 30 Stundenkilometer“, sagt Rohde.

Die Neu-Isenburger Stadtverordnetenversammlung beauftragte im Frühjahr vergangenen Jahres den Magistrat, gezielt zentrumsnahe, sowohl in Ost-West als auch Nord-Süd verlaufende Routen auf ihre Eignung als Fahrradstraßen hin zu untersuchen. „Bei der Streckenführung haben wir Hauptstraßen vermieden – wie die Frankfurter Straße – und möglichst parallel dazu sicherere Streckenführungen gesucht“, sagt Rohde. Darüber hinaus stand bei der Untersuchung die Förderung der Nahmobilität im Vordergrund, denn neben dem Radverkehr will man auch die Belange des Fußverkehrs berücksichtigen.

Eine Ost-West-Route könnte über die Bahnhofstraße bis zur Alicestraße, dann zur Rheinstraße, weiter zur Lessingstraße und „Am Erlenbach“ zu den Grundwiesen führen. „Die Bahnhofstraße ist bis zur Alicestraße entsprechend breit, sodass sich dort alle einen großen Verkehrsraum teilen können. Ab der Alicestraße wird es enger, deshalb wollen wir hier verschwenken“, erläutert Rohde. Aber im weiteren Verlauf wird es Abschnitte ohne Bevorzugung des Radverkehrs geben. Für die Nord-Süd-Route gibt es gleich drei Varianten – jedoch ist keine optimal. „Wir haben uns hier, von Süden kommend, auf die westlichen Parallelstraßen zur Frankfurter Straße konzentriert“, verweist Rohde auf die Ludwigstraße, die Waldstraße und die Beethovenstraße. „In der Ludwig- und Waldstraße würde jedoch beträchtlicher Parkraum wegfallen. In der Beethovenstraße muss das Schulgelände der Brüder-Grimm-Schule gequert werden“, erklärt Schmitt die Krux.

Da auch bauliche Maßnahmen entsprechend Geld kosten, tritt der Kämmerer ebenfalls schon mal auf die Bremse. „Wir wollen jedoch auch hier die Bürger im Rahmen einer Planungswerkstatt mit einbeziehen“, betont Schmitt. Sobald der mögliche Streckenverlauf und die erforderlichen baulichen Maßnahmen feststehen – insbesondere um Knotenpunkte sicher zu gestalten – können auch die Kosten ermittelt werden. Nun arbeiten alle um Karin Rohde erst einmal an den möglichen Varianten, um deren Vorzüge und mögliche Nachteile aufzuzeigen.

In der zurückliegenden Stadtverordnetenversammlung gab es zudem Diskussionen, ob denn die Straße „Am Trieb“ schon jetzt als mögliche Nord-Süd-Verbindung in die näheren Planungen einbezogen werden soll oder erst nach Fertigstellung aller Straßen im Neubaugebiet Birkengewann. Die Mehrheit war für eine Zurückstellung. „Wir sollten das umsetzen, was schnellsten machbar ist, damit mal ein Anfang gemacht wird“, empfahl Oliver Gröll (CDU), Vorsitzender des Ausschusses Bau, Planung, Umwelt und Verkehr. Nun sollen konkrete Planungen und deren Kosten für die Umsetzung erarbeitet werden.