KAISERPASSAGE Vertikale Pflanzwand umgesetzt Viel Grün am ehemals tristen Ort

Die umgestaltete Passage mit der vertikalen Pflanzwand mit automatisierter Bewässerung. Bild: Postl

Neu-Isenburg – Ins Auge springen beim Ortstermin zur Vorstellung der neuen vertikalen Pflanzwand in der Kaiserpassage zunächst weniger die Blümchen. Sondern vor allem die Schilder, die die Stadt hat anbringen lassen: „Bitte lasst mich wachsen!“ steht da unter einem Bild von Händen, die ein Pflänzchen halten – das ganze durchgestrichen in kräftigem Rot. Darunter: „Diese Pflanzen sind nicht zum Mitnehmen!“

Ist dieser Hinweis wirklich nötig? „Leider ja“, antwortet Bürgermeister Gene Hagelstein. „Als die Blümchen eingesetzt wurden, haben wir schnell feststellen müssen, dass die ein oder anderen in Privatbesitz übergegangen sind, das ist natürlich nicht Sinn der Sache.“ Eine Anliegerin formuliert es deutlicher: Kaum seien die Blumen gepflanzt gewesen, da war die erste Reihe auch schon fast komplett wieder weg. Manch einer habe gedacht, es sei eine PR-Aktion von Rewe. „Wir bitten noch einmal eindringlich darum, keine Pflanzen zu entnehmen oder zu zerstören“, schickt deshalb Hagelstein einen Appell raus. „Es wäre schön, wenn alle Passanten an der Begrünung lange und nachhaltig Freude haben könnten.“

Alles andere als vorzeigbar präsentierte sich lange Zeit die Passage, die von der Frankfurter zur Richard-Wagner-Straße führt. Auf der einen Seite der Mauer Beton und Fliesen, gegenüber meterlange Schaufenster: Der schmale Weg zwischen Rewe-Markt und Bäckerei, der eine wichtige Verbindung zwischen dem Wohngebiet und der Fußgängerzone herstellt, trägt zwar einen royalen Namen – doch die düstere Passage galt lange als Sorgenkind.

Nun aber beginnt sich das Bild zu ändern: Seit Kurzem grünt es in der Kaiserpassage. In Abstimmung mit dem Investor Korn Liegenschaften, dem Frankfurter Büro Plus-Architekten GbR und der Stadt ist die sogenannte „Green Wall“ geplant und nun realisiert worden.
 hov

Fortsetzung auf Seite 3

„Dabei kamen nicht brennbare Aluminiumwannen der Firma Vertical Green aus Österreich zur Ausführung“, erläutert Rainer Hilka von Plus-Architekten, der das Projekt begleitet. Ursprünglich war auch eine Neu-Isenburger Firma für die Umsetzung des Begrünungsprojekts im Gespräch gewesen, die allerdings keine feuerfesten Wannen habe anbieten können, ist zu hören, „außerdem war es auch ein Kostenfaktor“. Dunkel ist der Durchgang weiterhin. Deshalb werden die Pflanzen mit einer Tageslicht-ähnlichen Beleuchtung erhellt. Die speziellen Lampen dafür fehlen noch, derzeit sind die Pflanzen daher dauerhaft beleuchtet – was ein Grund dafür sein könne, dass einige schon braun werden, vermutet Hagelstein.

Die Anlage wird per Computer bewässert und automatisch gesteuert. Die Montage ging Ende Juli über die Bühne. Dabei wurden auch der Wandanschluss entlang des Rewe-Markts sowie die Decke im überbauten Bereich erneuert. Noch montiert werden sollen bis Ende August Schutzumrahmungen aus Aluminium, dann ist die „Green wall“ fertig – und soll teils auch bunt erblühen.

Bunt wird es auch auf der Rückseite des Rewe-Markts. Dort wird der Graffiti-Künstler Helge Steinmann (alias „Bomber“) aus Hofheim am Taunus dieser Tage ein Graffiti-Kunstwerk aufbringen.

Ein Problem, für das die Stadt noch nach einer Lösung sucht: Obwohl als reiner Fußgängerweg gekennzeichnet, sausen viele Radfahrer durch die Passage, es kommt zu Konflikten mit Fußgängern. Einfach die alten Absperrgitter wieder installieren, davon hält Hagelstein nicht viel. Weitere Außenbestuhlung fürs Café sei eine Überlegung, „wir arbeiten da dran“.

Auf dem Vertikal-Beet türmen sich nun also die Pflanzen nach oben – und der Preis ist ebenfalls hoch. Laut Magistrat kostet die Anlage insgesamt rund 215.000 Euro – doch die Finanzierung fließt nicht allein aus der Stadtkasse. „Der Vorhabenträger übernimmt Kosten in Höhe von bis zu 130.000 Euro und trägt die Kosten für Instandhaltung und Pflege der Wandbegrünung von jährlich maximal 8.000 Euro“, teilt die Stadt mit. Außerdem werde der städtische Anteil der Herstellungskosten „zu etwas mehr als 50 Prozent“ aus dem Stadtumbau-Programm gefördert.

Insgesamt zeigt sich Hagelstein zufrieden, zumal er auf eine Vorbildfunktion in Sachen Stadtbegrünung hofft. „Mit der nachhaltigen Fassadenbegrünung erreichen wir nicht nur eine städtebauliche, sondern auch eine klimatische Aufwertung“, sagt der Rathauschef. „Die Kaiserpassage könnte beispielhaft für weitere begrünte Fassaden in Isenburg werden.“ Denn im Zuge des Stadtumbaus sei es der Stadt wichtig, den Bereich zwischen Frankfurter- und Richard-Wagner-Straße städtebaulich und gestalterisch aufzuwerten. „Dabei geht es auch darum, die innere Fläche für mehr Stadtgrün zu entsiegeln“, so der Rathauschef. Mit der Begrünung der Passage sei ein wichtiger Schritt dazu getan.

Kommentare

Kostenl

Dieses Geld wäre für die Pflanzung von neue Bäume sinnvoller, anstatt für eine Wand mit Pflanzen. Ziemlich teurer Spaß für die Steuerzahler