ZEPPELINMUSEUM Neue Großvitrinen dank Tauschbörse Wichtiger Schutz zum Schnäppchenpreis

Das Zeppelinmuseum weckt Interesse: Reporterin Anke Petermann vom Deutschlandfunk interviewt gestern Leiter Christian Kunz mit Ender Özak und Roman Kuch vom Unternehmen How2-reuse. Hinten eine der neuen Vitrinen. Bild: Postl

Neu-Isenburg – Sammeln, bewahren und vermitteln sind die drei Säulen der internationalen Museumsarbeit. Gerade bei empfindlichen Materialien – wie Papier, Leder oder Stoff – ist das häufig eine Herausforderung. Im vergangenen Jahr hatte das Zeppelinmuseum an einem kostenlosen Energiecheck teilgenommen, der durch den Museumsverband Hessen vermittelt worden war.

Die Berater nahmen dabei auch Messungen bezüglich der Sonneneinstrahlung im Raum und an den Vitrinen vor. Gerade die alten Ausstellungsmöbel aus den 1980er Jahren bekamen dabei kein gutes Zeugnis ausgestellt. Das Problem: mangelnde Staubdichtigkeit und fehlender UV-Schutz. Beides ist in Museen heute Standard, war in den 1980er Jahren aber noch nicht mitgeplant worden. 1987 hatte die Stadt das Museum, das sich an das Zeppelinheimer Bürgerhaus anschließt, erbaut und betreibt es seitdem gemeinsam mit dem Verein für Zeppelin-Luftschifffahrt Zeppelinheim. Dem Verein gehört der Großteil der musealen Objekte – beziehungsweise er verwaltet diese für private Leihgeber, wie etwa Nachkommen der alten Zeppelin-Luftschiffer.

„Die Konservierung dieser einzigartigen Kulturschätze aus der Zeit der großen Luftschiffe ist eine wichtige Aufgabe“, sagt Jens Schenkenberger, der Vorsitzende des Vereins. „Gerade empfindliche Materialien wie die Stoffe und Lederteile der alten Luftschifferuniformen, aber auch Dokumente wie Fahrtenbücher und Fahrkarten möchten wir, anders als inzwischen in vielen anderen Museen üblich, den Besucherinnen und Besuchern im Original ermöglichen. Gerade vor diesem Hintergrund ist ein guter UV-Schutz im Museum unerlässlich, da die Sonneneinstrahlung sonst diese Objekte langsam aber sicher unwiederbringlich zerstören würde.“ Aber auch die Tatsache, dass durch undichte Vitrinennähte Staub oder im schlimmsten Fall sogar Insekten an die Exponate gelangen könnten, habe die Notwendigkeit neuer Vitrinen unumgänglich gemacht, betont Schenkenberger.

Durch die Vermittlung des Portals How2-reuse, einer nachhaltigen Tauschbörse mit Sitz in Dietzenbach, auf der Museen anderen Museen gebrauchte Ausstellungstechnik, Vitrinen, Stellwände und ähnliches weitergeben, bekam Museumsleiter Christian Kunz von der Draiflessen Collection, einem Kunstmuseum in Mettingen, drei Großvitrinen angeboten. Diese entsprachen genau den Erfordernissen in Zeppelinheim und waren für die Transportkosten abzugeben. „Da Vitrinen mit diesen Eigenschaften und dieser Größe neu einen mittleren fünfstelligen Betrag kosten, war nun Eile geboten, denn die Draiflessen Collection hatte Platzbedarf und musste die Vitrinen abgeben“, erzählt Kunz.

Mitte März war es dann so weit: Die drei Großvitrinen kamen, in Einzelteile zerlegt, in Zeppelinheim an. Aufgebaut hätten sie weder durch die Türen des Museums, noch durch die des benachbarten Bürgerhauses gepasst. Der Aufbau und das staubdichte Verkleben der Vitrinen dauerte dann fast noch einmal eine Woche. Seit Ende März sind die Vitrinen nun mit den empfindlichen Objekten bestückt und zeigen eine Geschichte der Luftschifferkleidung etwa von der Polarexpedition von Luftschiff LZ 127 „Graf Zeppelin“, der prächtigen weißen Südseeuniform für Südamerikareisen, sogar eine komplette Kapitänsuniform ist zu sehen. Dazu gibt es Bilder von den Kleidungsstücken im Einsatz, Accessoires und Ausrüstungsteilen.

„Mit diesen Vitrinen haben wir nicht nur nachhaltig gehandelt, sondern auch den nächsten großen Schritt für eine moderne, zeitgemäße Vermittlung im Museum und für das Bewahren unserer wertvollen Exponate gemacht“, sagt Kunz.

„Als nächstes wird die mediale Vermittlung ab den hessischen Sommerferien mit der überarbeiteten VR-Zeppelin-Experience ergänzt, und langfristig möchten wir die Beschriftung im Museum zweisprachig, Englisch und Deutsch, ermöglichen, schließlich hatten wir 2022 Besucherinnen und Besucher aus 53 Nationen.“ Die Übernahme der Vitrinen wird in einer Radiosendung dokumentiert, deren Sendetermin Kunz noch nachliefert.
 hov

Infos im Internet

zeppelin-museum-zeppelinheim.de