Gemischte Stimmen der Einzelhändler 22. Offenbacher Woche lockt Publikum in die Innenstadt

Der Bundestagsabgeordnete Peter Wichtel (Zweiter von rechts) gönnte sich am Stand des OKV eine Pause vom Politikstress in Berlin. Foto: Mangold

Offenbach (man) – Mit einem Liveprogramm hochkarätiger Bands, besonderen Angeboten der Händler und einem verkaufsoffenen Sonntag sollte die 22. Offenbacher des Gewerbevereins Treffpunkt wieder mehr Besucher in die Innenstadt locken und sie von der Einkaufsstadt Offenbach überzeugen. Am Freitag eröffneten der Erste Stadtverordnetenvorsteher Stephan Färber, Stadtkämmerer und OB-Kandidat Peter Freier, der Vorsitzende des Gewerbevereins Stefan Becker sowie der OKV-Vorsitzende und Feste-Veranstalter Klaus Kohlweyer im Stadthof auf der Bühne vor dem Rathaus das viertägige Bürgerfest.

Anschließend trat mit der Band „The High Knees“ der erste musikalische Akt auf. Das Quartett spezialisiert sich auf „Unterhaltungsmusik für schwer erziehbare Erwachsene“. Die Cover-Band musiziert sich quer durch die Rockgeschichte. Im Stadthof erklang etwa „Smoke on the Water“ von Deep Purple. Als der Hit 1972 erschien, dürfte der Sänger und Gitarrist „Günny“ Mahr noch nicht mal volljährig gewesen sein. Auf dessen T-Shirt prangte indes ein Aufdruck, der manchem Hoffnung für die Zukunft geben könnte: „Früher war ich schizophren.“

„Nicht mehr das Geschäft von einst“

Unweit der Bühne stand Christoph Kaiser, Eigentümer von „Neues Bettenhaus“, das 1968 an der Herrnstraße eröffnete. Kaiser führt das Familienunternehmen in dritter Generation. Der verkaufsoffene Sonntag sei generell nicht mehr das Geschäft von einst, sagte er. Die anderen Städte und Gemeinden hätten nachgezogen. „Vor 15 Jahren hatte Offenbach damit noch ein Alleinstellungsmerkmal“. Von geplanten Veränderungen der Verkehrsführung am Marktplatz zeigte sich Kaiser genervt: „Die Stadtoberen bestimmen das in abgehobener Manier. Was der Einzelhandel sagt, interessiert keinen wirklich.“ In Hanau, wo Kaiser eine Filiale unterhält, „da laufen entsprechende Gespräche unvergleichlich besser“.

Mit seinem Sektstand, an dem es auch Kölsch gibt, war der Offenbacher Karneval Verein (OKV) wieder vertreten. Schon jetzt läuft die Werbung für die große Sause am 13. Januar in der Stadthalle, das „Feuerwerk der guten Laune“. Welche über die Region bekannten großen Nummern auftreten, behält OKV-Vize Thomas Isser noch für sich. Ziel sei es aber, die Stadthalle nach dem Startschuss 2010 mit 500 Besuchern in diesem Jahr mit 1.000 zu füllen.

Aus Solidarität am Sonntag geöffnet

Am Stand der Narren gönnte sich der Bundestagsabgeordnete Peter Wichtel einen Erdbeersekt. Der 68-jährige wird nach acht Jahren in Berlin bei den nächsten Wahlen nicht mehr den Hut in den Ring werfen. In den letzten Monaten vor dem Abschied fühle er sich besser, als er vermutet hätte. Am Politikbetrieb im Bund schätze er, „dass Informationen über die Parteigrenzen hinweg weiter gegeben werden. Auf kommunaler Ebene habe ich das nicht immer so erlebt“. 

Seit 1835 existiert die Steinmetz’sche Buchhandlung an der Frankfurter Straße. Vor drei Jahren wurde sie Helma Fischer übernommen. Sie wusste genau, worauf sie sich einlässt: „Ich arbeite hier schließlich seit über 40 Jahren“. Auch Fischer öffnete am Sonntag, „auch wenn wir nicht das typische Publikum haben, das an Feiertagen einkaufen will“. Für sie sei das aber ein Akt der Solidarität mit den anderen Geschäften, „es sähe nicht gut aus, wenn die Hälfte geschlossen bleibt“.

Junge Leute wollen Bücher lokal kaufen

In letzter Zeit beobachtet die Buchhändlerin den Trend, dass gerade junge Leute Wert darauf legten, nicht im Internet zu bestellen: „Die wissen, dass die Innenstädte ohne Einzelhandel aussterben.“ Vor kurzem kamen Eltern vorbei, die für ihren Sohn ein bestimmtes Buch kaufen sollten, mit dem Gebot belegt, es unbedingt in einem lokalen Geschäft zu besorgen.

Am Samstagabend konnten sich die Besucher der Offenbacher Woche in die Gefühlswelt der 80er Jahre zurückversetzen lassen, als Friedensbewegung und Neue Deutsche Welle den Zeitgeist dominierten. Im Stadthof spielte die Spider Murphy Gang als einer der musikalischen Höhepunkte.

Mehr Bilder von der 22. Offenbacher Woche gibt es in der Fotogalerie.

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