Informationsveranstaltung im Ostpol/Kritik aus der Bevölkerung Al-Wazir verteidigt Lärmpausenkonzept

Trotz Heimspiel mit viel Gegenwind: Verkehrsminister Tarek Al-Wazir spricht von Erleichterungen durch ein Lärmpausenkonzept, die sich zwar objektiv messen ubjektiv aber kaum empfinden lassen. Foto: Mangold

Offenbach (man) – Das Amt für Öffentlichkeitsarbeit hatte zu einer Informationsveranstaltung zum Thema Fluglärm in den Ostpol an der Hermann-Steinhäuser-Straße eingeladen. Nicht jeder fand einen Sitzplatz, um vor allem Verkehrsminister Tarek Al-Wazir zuzuhören.

Oft ähnelt das Geschäft eines Politikers dem eines Rechtsanwalts. Beide müssen zuweilen etwas schön reden, das ihnen persönlich nicht schmeckt.

Der Grünen-Minister aus Offenbach spricht dem „Lärmpausenkonzept“ der Landesregierung das Wort. Das hätte der gebürtige Offenbacher als Vertreter der Opposition wahrscheinlich um einiges enthusiastischer zerpflückt, als er das Ergebnis der Koalitionsvereinbarung mit der CDU jetzt verteidigt. Bürgermeister Peter Schneider (Grüne) steckt zur Begrüßung das politische Ziel ab, das da lautet, „den Fluglärm über Offenbach weiter zu reduzieren“. Und Ingrid Wagner, die Vorsitzende der Bürgerinitiative Luftverkehr, definiert erst mal die „Pause“. Die Landesregierung lege den Begriff fernab des Dudens aus. Als Lärmpause gelte in Wiesbaden schon, wenn in einer Stunde nicht mehr als fünf Flugzeuge mit über 58 Dezibel die Wohngebiete überfliegen. Nichtsdestotrotz erklärt Al-Wazir, die Vereinbarungen mit Fraport funktionierten besser, als vorher anzunehmen war. Das lasse sich objektiv messen. Es geht um die Zeiten von 22 bis 23 Uhr und fünf bis sechs Uhr. Unter der Nordwestbahn sei es dann deutlich leiser geworden, wenn auch im Süden etwas lauter. Ein intelligenter Bahnwechsel trage zur allgemeinen Reduzierung bei. Ab dem 30. Mai werde das Lärmpausenkonzept vom Probe- in den Regelbetrieb übergehen. Überhaupt hätten die Flugbewegungen während der Nacht-Randstunden in den letzten Jahren abgenommen, von 161 im Jahr 2007 auf 86 in 2014. Genehmigt seien in den Stunden 133 Flugbewegungen, wirft ein Zuhörer ein. Der Flughafenbetreiber gestehe die Reduzierung zu, weil er die Kapazitäten momentan nicht bräuchte. Ändere sich das, wäre das Lärmschutzkonzept ganz schnell Geschichte. Das bestätigt die Rechtsanwältin Ursula Philipp-Gerlach. Es handele sich lediglich um eine freiwillige Maßnahme, im Planfeststellungsverfahren nicht verankert, somit auch nicht einklagbar.

Vor der Tür lehnt ein Schild, auf dem „Lärm-Pausen-Clown Tarek“ geschrieben steht. Al-Wazir betont, gegen den Bau der Nordwestbahn lange politisch gekämpft zu haben. Jetzt müsse er sich mit Hinterlassenschaften beschäftigen, die er, im Gegensatz zu Dreiviertel der damaligen Abgeordneten im Landtag, nie gewollt habe. Ein Mann berichtet ihm, was viele Offenbacher kennen. Seit der Eröffnung der Bahn werde er Stereo beschallt. Al Wazir erwidert, parallel landen zu können, das sei der Sinn der neuen Bahn gewesen. Wenn es den Flughafen in dem dicht besiedelten Ballungsraum nicht gäbe, „käme niemand von Verstand auf die Idee, einen dorthin zu bauen“.

Thomas Hesse von der Bürgerinitiative Luftverkehr OF fordert das, was so ziemlich alle Zuhörer im Saal gerne hätten, „ein Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr.“ Lärmpausen, die nichts brächten, wenn sie kaum jemand als solche empfinde, seien „Episoden von geringen Wert“.

Dieter Faulenbach Da Costa hält es für möglich, dass es bei den sinkenden Zahlen ohnehin keine Nachfrage für Nachtflüge gibt. Außerdem rechnet der Flughafenberater der Stadt Offenbach aus, wenn Frankfurt nicht als Drehkreuz diente, wären die im Planfeststellungsbeschluss für 2020 prognostizierten 701 000 Flugbewegungen ohnehin Makulatur, „dann wären es nicht mehr als 180 000 pro Jahr“.