Stadt wartet seit zwei Jahren auf neue Fahrzeuge Alte Müllautos, volle Tonnen

Hätte schon längst leer sein sollen: Wiederholt wurden offenbar Gastro-Mülltonnen am Wilhelmsplatz nicht geleert, weil ein Müllfahrzeug defekt war. Bild: reinartz

Offenbach – Überraschung der unschönen Art: Statt die Mülltonnen der Gastrobetriebe am Wilhelmsplatz am Donnerstagmorgen zu leeren, kam erst gar kein Müllauto. Für die Gastronomen ein Grund, sich an die Redaktion zu wenden. Es sei nun schon wiederholt vorgekommen, dass nicht geleert wurde, schildern sie die Situation. „Wenn wir nachfragen heißt es dann nur, dass das Müllauto defekt gewesen sei, und sie ihre Tour abbrechen mussten.“

Zwar sei der dann fehlende Platz für nachkommenden Müll ein Problem, „viel schlimmer ist aber, dass man es nicht für nötig hält, uns zu informieren, sobald feststeht, dass es zu Problemen kommt. Ein kurzer Anruf würde ja reichen. Dann könnten wir uns wenigstens darauf einrichten.“ So blieben die vollen Tonnen einfach auf dem Wilhelmsplatz stehen. Was im Winter einfach nur ein unschönes Bild abgibt, wird im Sommer dann schon mal zum durchringenden Geruchsproblem.

Eine Nachfrage bei Stadtwerkesprecherin Sigrid Aldehoff bestätigt die Schilderung der betroffenen Gastronomen vom Donnerstagmorgen. Es handele sich um Gewerbeabfall, der über die Offenbacher Dienstleistungsgesellschaft ESO entsorgt werde. „Deren Müllfahrzeug hatte gestern einen Defekt“, sagt Aldehoff. Alle Kunden seien jedoch informiert worden und die Leerung solle am Nachmittag nachgeholt werden.

Die Ursachen für die offenbar wiederholt auftretenden Defekte liegen tiefer. Offenbar warten der Stadtservice als auch der ESO seit etwa zwei Jahren auf mehrere bestellte Fahrzeuge. Die seien, so Aldehoff, würden sowohl zur Erfüllung der kommunalen Daseinsvorsorge, als auch für die Dienstleistungen an privaten Kunden benötigt. „Die Beschaffung von neuen Fahrzeugen und Ersatzteilen ist wegen der erheblichen weltweiten Störung der Lieferketten, die bereits in der Corona-Krise begonnen, und sich mit dem Krieg in der Ukraine nochmals zuspitzt hat, sehr viel schwieriger geworden“, erklärt die Sprecherin die Situation. Und es gibt offenbar auch keine Alternativen. Da alle Kommunen und Dienstleister in der Entsorgungsbranche das gleiche Problem hätten, sagt Aldehoff, gäbe es auch kaum noch Leihfahrzeuge. In der Folge seien Fahrzeuge im Einsatz, die seit mehr als einem Jahr hätten ausgetauscht werden sollen. Im Klartext heißt das: Die Entsorgungsbetriebe sind dazu verdammt mit Fahrzeugen zu arbeiten, die dafür eigentlich schon viel zu alt und dementsprechen Feheleranfällig sind. Aldehoff bestätigt: „Das kann trotz sorgfältiger Wartung dazu führen, dass es zu unvorhergesehenen Ausfällen kommt.“ Am Donnerstag etwa mussten die Kunden, laut Aldehoff, aufgrund dieser Umstände etwa drei Stunden länger auf die Abfuhr warten.

Von Christian Reinartz