Ideenwettbewerb für Busbahnhof Aufwertung erwünscht

Betonierte Tristesse: Lediglich ein geringer Teil der Fläche des Busbahnhofs an der Bismarckstraße wird genutzt. Ein Ideenwettbewerb soll Ansätze zur Aufwertung des Areals liefern.

Offenbach – Ob mit Eröffnung der Niedergang des Offenbacher Hauptbahnhofs begann oder ob nicht damit eher der Schlussstrich unter den Abstieg gezogen wurde, darüber lässt sich trefflich streiten. Fakt aber ist, dass der Hauptbahnhof in seiner jetzigen Form eine schlechte Visitenkarte für die Stadt darstellt.

2017 gründeten Bürger die Initiative Hauptbahnhof, um das weitgehend leere Gebäude zu bespielen und um für eine künftige Verwendung zu werben. Wie berichtet, hofft man etwa auf eine kulturelle Nutzung des östlichen Flügels, während der westliche eher wieder eine Gastwirtschaft beherbergen soll.

Der Magistrat hat nun einen erweiterten Grundsatzbeschluss vorgelegt, über den noch die Stadtverordneten entscheiden müssen: Ziel ist, dass die Stadt das Bahnhofsgebäude erwerben soll, finanziert weitgehend aus Fördertöpfen des Landes für die „Hessische Gemeinschaftsinitiative soziale Stadt“ (HEGISS). Laut Gutachten beträgt der Verkehrswert rund 2,8 Millionen Euro.

Da der Eigentümer, die Deutsche Bahn, aber im vergangenen Sommer beschlossen hat, künftig keine Bahnhöfe mehr zu verkaufen, sondern diese selbst zu entwickeln, bleibt offen, ob überhaupt Verhandlungsbereitschaft besteht. Möglich wäre auch, dass die Stadt das sanierungsbedürftige Gebäude für mindestens 25 Jahre pachtet – was aber durch Zinsen teurer ausfallen würde als ein Ankauf.

Die Stadt, das sieht der Beschluss vor, darf der Bahn im Falle einer Pacht anbieten, dass sie die Sanierungskosten teils übernimmt, diese aber anschließend mit der Pacht verrechnet. Die Kostenschätzung für die Sanierung beträgt rund zwölf Millionen Euro – allerdings liegt die Erhebung einige Jahre zurück und dürfte inzwischen deutlich nach oben zu korrigieren sein.

Während die Zukunft des Bahnhofsgebäudes noch in der Schwebe ist, gibt es für das Umfeld deutliche Pläne: Der angrenzende Busbahnhof hat einen ähnlichen Niedergang erfahren und soll aufgewertet werden: Nur von wenigen Stationen fahren noch Busse ab, die lange überdachte Haltestellenreihe entlang des Bahndamms ist verdreckt und zumeist menschenleer.

Im kommenden Jahr soll daher ein Ideenwettbewerb ausgelobt werden, um Anregungen zu erhalten, wie das ganze Areal attraktiver gestaltet werden kann. Dazu zählt auch, ob ein Teil der Fläche entsiegelt werden kann – durch den Bedeutungsverlust des Busbahnhofs scheint der Grad der Bodenversiegelung in keinem Verhältnis zur aktuellen Nutzung zu stehen.

Ein wichtiger Punkt, gerade im Zusammenhang mit der Prüfung des Radschnellwegs in der Marienstraße, ist die Schaffung eines Fahrradparkhauses auf dem Gelände des Busbahnhofs. Mindestens 300 Räder sollen dort nach Vorgaben des Magistrats Platz finden. Weiterhin soll der Verleih von Lastenrädern und E-Bikes geprüft werden. Für Taxis oder Carsharing sollen ebenfalls Flächen zur Verfügung stehen.

Durch den Ideenwettbewerb soll zudem geprüft werden, ob ein Teil des jetzigen Geländes bebaut werden kann. Die Entwicklung des benachbarten Areals des ehemaligen Stellwerks hat gezeigt, dass ein solcher Wettbewerb Impulse für eine zeitgemäße Umwandlung einer zuvor unattraktiven Fläche liefert. Eine Einbeziehung der Ergebnisse des Wettbewerbs für das ehemalige Stellwerk bei der Busbahnhof-Umgestaltung ist laut Stadt ausdrücklich erwünscht.

Für den Ideenwettbewerb wird im Rathaus mit Kosten in Höhe von etwa 300 000 Euro kalkuliert, diese sollen ebenfalls aus dem HEGISS-Förderprogramm finanziert werden.

Von Frank Sommer