Unterschiede bei Brandbekämpfung von Elektroautos Es braucht keine neuen Löschmittel

Ein BMW i8 verschwindet im Löschcontainer. Spezialisierte Hersteller bringen nach und nach neue Löschgeräte und Löschmittel auf den Markt. Diese sind in der Feuerwehrwelt zum Teil umstritten.

Offenbach – Immer mehr Menschen legen sich ein Elektrofahrzeug zu. Ausbleibender CO2-Ausstoß und fehlender Spritverbrauch machen sie attraktiv. Doch mittlerweile berichten Publikationen über eine veränderte Gefahrenlage im Fall eines Unfalls mit diesen Autos, speziell wegen der Batterien. Der stellvertretende Amtsleiter der Berufsfeuerwehr Offenbach, Michael Eiblmaier, erklärt, wie die Feuerwehr im Unglücksfall damit umgeht.

„Wasser ist das Mittel der Wahl”, sagt Eiblmaier. Dies habe die Feuerwehr im VDE-Testzentrum beim Test von Akkus festgestellt. Bei verschiedenen Löschmethoden habe sich sehr viel Wasser gegen Sand und Löschschaum durchgesetzt. Eine Schulung zum Löschen von E-Autos gebe es nicht, die Erfahrungswerte reichten aus, sagt Eiblmaier. Auch neue Ausrüstung sei vorerst nicht nötig. Im Fall eines Brandes würden Fahrzeuge in einer Mulde komplett in Wasser oder unter Beobachtung auf einem freien Platz für 24 Stunden abgestellt.

Komplizierter gestalte sich die Bergung eines Menschen aus solch einem Pkw. Die Einstiegsschwellen dürften nicht durchtrennt werden, um Insassen zu befreien, weil die Akkupakete sonst zerschnitten würden. Stattdessen müsse man durch Kettenzüge am Lenkrad das Auto von der Person wegziehen, erläutert der Feuerwehr-Vize. Damit Einsatzkräfte wissen, wo sie bei welchem Typ schneiden dürfen, liefert die sogenannte Rettungskarte Informationen zur jeweiligen Bauart.

Vor allem bei weniger bekannten Modellen erweise sie sich als hilfreich. „Wir haben auch einen Online-Zugang, da gibt man das Kennzeichen an und erfährt im besten Fall alles über Umbauten“, berichtet Eiblmaier.

Auf die Frage, ob E-Autos bei Unfällen gefährlicher seien als Verbrenner, erklärt der stellvertretende Amtsleiter: „Wir hatten in Offenbach noch keine E-Auto-Brände, bei Kollegen habe ich allerdings mitbekommen, dass diese Personenwagen beinahe komplett ausgebrannt sind.” Da alle Fahrzeuge ohnehin einer Prüfung unterzogen werden, hält Eiblmaier das Gefahrenpotenzial bei verschiedenen Herstellern für ähnlich.

Wesentlich mehr Zeitaufwand als bei einem Verbrennungsmotor erforderten die Löscharbeiten wegen des hohen Wasserverbrauchs. Doch der Aufwand hänge nicht nur von der Art des Autos ab, sondern auch von der des Schadens und davon, dass oft die Batterie entkoppelt werden müsse, um den Stromfluss zu beenden und die Sicherheit für alle Beteiligten zu gewährleisten.

Schließlich rät der Feuerwehrmann zur allgemeinen Vorgehensweise: die Unfallstelle absichern, den Notruf alarmieren und das Fahrzeug, falls möglich, verlassen. Bei Elektroautos empfiehlt Eiblmaier zudem, den Einsatzkräften gleich zu sagen, dass es sich um ein solches handelt, und mitzuteilen, wo sich die Abschaltvorrichtung befindet.

Der ADAC legt zusätzlich nahe, dass das Hantieren am E-Auto oder an der Hochspannungsbatterie sicherheitshalber nur von Fachleuten ausgeführt werden dürfe. Dem ausgebildeten Personal sei die auch von Eiblmaier befürwortete Rettungskarte von großem Nutzen, weswegen der ADAC dazu rät, sich solch eine Karte sicherheitshalber hinter die Sonnenblende zu stecken.

Im Dezember 2022

wurden laut Kraftfahrtbundesamt mehr als 104 000 reine Elektroautos neu zugelassen – doppelt so viele wie im Vorjahresmonat. Hinzu kommen beinahe 70 000 Plug-in-Hybride. Die beiden Gruppen stehen zusammen für mehr als die Hälfte der im Dezember neu zugelassenen Autos.

Von Alina Quast