Neue Offenbacher Prinzessin hat am 11. November Geburtstag und ist mit ihrem Prinzen im echten Leben verheiratet Durch dick und dünn und auch durch den Karneval

Melanie und Andreas Hümmer werden bis zum Aschermittwoch als Andy I. Und Melli I. der Fastnacht in Offenbach als Prinzenpaar voranstehen. Foto: man

Offenbach (man) – Mit dem 11.11. beginnt um 11.11 Uhr die Fastnacht und die Offenbacher Karnevalisten präsentieren ihr neues Prinzenpaar. Diesmal sind das zwei, die unter den Narren der Stadt längst bekannte Gesichter sind.

Im Hof des Büsing-Palais spielen die Icebreakers von der Stadtgarde Offenbach bei Kaiserwetter die vielen Freunde des Karneval erst mal warm, die sich freuen, dass es endlich wieder losgeht. Dirigent Stefan Wolf schlägt als Ouvertüre „Major Tom“ von Peter Schilling an, den NDW-Hit von 1983. Offiziell soll außerhalb von Offenbachs Narrenaristokratie eigentlich niemand vor der offiziellen Verkündung wissen, wer in der Kampagne auf dem Thron sitzt. Doch es lässt allgemein nur schwer aushalten, ein Wissen nicht zu teilen, von dem man vermutet, es dürfte auch andere interessieren. Hinter vorgehaltener Hand erzählt jemand, er habe läuten hören, die Prinzessin habe sanften Druck aufwenden müssen, um den Gatten davon zu überzeugen, für eine Saison zusätzlich noch ihr Prinz zu werden.

Bei den Icebreakers dürften es alle ohnehin gewusst haben, wer es wird. Schließlich spielt Prinzessin Melle I. von Lederanien bei den Guggemusikern Trompete, Prinz Andy I. sitzt am Schlagzeug.

Klaus Kohlweyer, der Vorsitzende des Offenbacher Karnevalverein (OKV), freut sich in seiner Begrüßungsrede im Palais, dass der 11.11. diesmal auf einen Sonntag fällt. An Werktagen hätten bei der Vorstellung des Prinzenpaars meist kaum mehr als zwei Dutzend Leute Zeit. Außerdem bemerkt der OKV-Chef, „wenn das Prinzenpaar aus den eigenen Reihen kommt, dann haben wir alles richtig gemacht“.

Im Anschluss beantwortet sein Amtsvorgänger Manfred Roth, der mittlerweile in seiner Funktion als Landesverweser protokollarisch als höchster Narr der Stadt agiert, seine rhetorische Frage gleich selbst: „Was ist die Fastnacht ohne Prinzenpaar?“ „Beschissen.“ Und dann schreiten sie die Treppe herab, die neuen Narrenaristokraten, sie von links, er von von rechts. Ihre Gewänder schneiderte Astrid Mergert in ihrem Atelier.

Seit 2007 sind die beiden miteinander liiert. Kennen gelernt haben sie sich bei der Stadtgarde, die sich von der Fastnacht nicht trennen lässt. Die Regentschaft des Paares steht unter der Überschrift: „Hand in Hand gemeinsam durch die Kampagne.“ Dahinter steckt der Wunsch, die 19 karneval-affinen Clubs der Stadt mögen in Zukunft noch ein wenig enger zusammenrücken als bisher.

Darauf angesprochen, ob Melanie Hümmer nicht ein bisschen mehr zur Melli I. werden wollte als Andreas Hümmer zu Andy I., eiern die Eltern zweier Kinder nicht groß herum. „Ja, das stimmt“, erklärt die Frau, die schon als Fünfjährige mit den Roten Funken über die Bühne hüpfte.

In ihrer Rede betont zwar manche Prinzessin, das Amt sei stets ihr Traum gewesen, doch bei Melanie steht das außer Zweifel, „weil ich am 11. November Geburtstag habe, wollte ich das schon immer“. Doch die Frau, der deshalb heute doppelt gratuliert werden muss, brauchte dennoch eine Weile, ihren Mann zu überzeugen. Keineswegs, weil der mit der Fastnacht nichts am Hut hätte. Aber der Inhaber der Veranstaltungsfirma „Sounds of Reality“ hat gerade zur närrischen Zeit beruflich besonders viel zu tun. Job und Amt decken sich zwar inhaltlich, beißen sich aber zeitlich. Normalerweise sitzt Hümmer etwa bei der Eröffnungssitzung von „Elf unner einer Kappe“ im Bürgerhaus Rumpenheim ganz hinterm am Mischpult. Am nächsten Freitag muss seinen Part deshalb ein Angestellter übernehmen. Melanie Hümmer, die als Verwaltungsfachangestellte im Ausländeramt der Stadt ihrem Berufsalltag nachgeht, hatte in Sabine Meurer eine Verbündete im Geiste. Die Kassenwartin im Vorstand des OKV erhöhte den Druck im Lauf der Jahre dezent. Ihr „es wäre doch schön“, klag peu à peu betonter.

Andy I. findet sich in seine Rolle sofort ein. Schon bei seiner Premiere beherrscht er den gereimten Begrüßungstext ohne einen Hauch von Hänger auswendig. Auf den Zettel wirft er keinen Blick. Auch wirkt der neue Prinz keineswegs wie jemand, der das Amt mit coolem Gemüt übernimmt. Ein bisschen muss er sich sogar die Augen wischen.