Ehemaliger Güterbahnhof schafft neuen Raum für urbane Produktion und Wohnen Entwicklung des Quartiers 4.0 startet 2021

Luftbildaufnahme des Geländes, auf dem das geplante Wohn- und Gewerbegebiet unter der Bezeichnung Quartier 4.0 entstehen soll. Foto: p

Offenbach (red) – Nachdem die Stadtverordnetenversammlung in Anfang November dem Satzungsbeschluss für die Bebauung des ehemaligen Güterbahnhofs Offenbach zugestimmt hat, ist nun der Weg frei für die Entwicklung des dort geplanten Wohn- und Gewerbegebiets unter der Bezeichnung „Quartier 4.0“. Die Erschließungsarbeiten sollen nach Angaben der Grundstückseigentümerin Aurelis Real Estate Service GmbH noch im ersten Quartal 2021 beginnen und bis Mitte 2022 abgeschlossen sein. Anschließend können die Bauarbeiten auf den einzelnen Baufeldern beginnen.

Auf dem knapp 9 Hektar großen Bahnhofsareal im Osten der Innenstadt wurden ab 1919 Waren umgeschlagen, die über die Schiene transportiert wurden. Ab den 70er Jahren wandelte sich der Güterverkehr im Zuge der fortschreitenden Globalisierung. Schwere und industrielle Massengüter wie Stahl oder Steinkohle wurden zunehmend durch höherwertige und leichtere Güter abgelöst. Neue Märkte entstanden, der Transport auf der Straße nahm zu und die Transportwege veränderten sich. 1996 endete schließlich die Nutzung des Güterbahnhofs als Tief- und Verladestation. Danach diente das Areal verschiedenen Zwischennutzungen.

Bereits im Jahr 2003 wurde für das Gebiet ein städtebaulicher Rahmenplan erarbeitet. Dieser formulierte im Offenbacher Osten neben dem Kaiserleigebiet und der Innenstadt eine dritte Säule der Stadtentwicklung mit dem Ziel, Büro- und Dienstleistungsunternehmen anzusiedeln. Auch ein Bürohochhaus war vorgesehen. Aurealis ließ ab 2015 durch das Büro AS+P (Albert Speer + Partner) ausarbeiten, welche Entwicklung das Areal ermöglicht. Das wesentliche Ziel der Planung war es, das brachliegende Areal zu einem gemischt genutzten, innerstädtischen Quartier nach dem Leitbild der „Stadt der kurzen Wege“ umzustrukturieren. Dieses Konzept sieht vor, den Offenbacher Osten als Standort für Wohnen und produzierendes Gewerbe sowie für Dienstleistungsbetriebe attraktiv zu gestalten. Auf den gemischten Bauflächen sollen auf einer Bruttogeschossfläche von rund 31.000 Quadratmetern insgesamt mehr als 300 Wohneinheiten entstehen.

Bau- und Planungsdezernent Paul-Gerhard Weiß sieht in den Plänen von Aurelis große Vorteile für die Stadtentwicklung an diesem zentralen, aber lange in Vergessenheit geratenen Areal: „Die Pläne von Aurelis sehen in direkter Nachbarschaft zur S-Bahnstation Ost ein lebendiges Quartier vor, das sowohl für Bewohner, als auch Unternehmen und ihre Beschäftigte sehr interessant werden dürfte. Hier wird ein innovativer und moderner Standort für Wohnen und für eine stadtverträgliche urbane Produktion geschaffen. Das, was man heute auch gerne als Industrie 4.0 bezeichnet.“

Das neue Quartier 4.0 soll nach den Prinzipien des innovativen Städtebaus entwickelt werden. Dabei werden künftige Anforderungen an Produktionsprozesse und Geschäftsmodelle innerhalb eines urbanen Raums berücksichtigt. Auf dem Gelände sollen moderne produzierende Unternehmen oder Dienstleister für die Produktion angesiedelt werden. Für diese Zielgruppe sollen außerdem die zugehörigen Service- und Zusatzeinrichtungen angeboten werden. Auch die innere Vernetzung mit kurzen Wegen zwischen Wohnen und Arbeiten stellt ein Grundprinzip des neuen „Quartiers 4.0“ dar. Eine neue Freizeitfläche („Gleispark“) schafft Raum für Naherholung – für die Bewohner und Beschäftigten des neuen Quartiers, aber auch für die Menschen in den Wohn- und Geschäftsbereichen, die heute schon rund um die S-Bahnstation Ost leben und arbeiten.

Als weiterer wesentlicher Baustein soll auf dem östlichen Teil des Areals, angrenzend an den zukünftigen Gleispark, ein neues sechszügiges Gymnasium entstehen, das die Stadt wegen der stark steigenden Schülerzahlen benötigt. Es wird dann neben der Leibniz-, der Albert-Schweitzer- und der Rudolf-Koch-Schule das vierte Gymnasium in städtischer Trägerschaft sein. Daneben gibt es mit der Marienschule noch ein Gymnasium in kirchlicher Trägerschaft. „In den Verhandlungen mit Aurelis ist es uns gelungen, eine Fläche für das neue Gymnasium vorzuhalten, das den dringend benötigten Bedarf an weiterführenden Unterricht in Offenbach decken wird“, sagt der Bau- und Planungsdezernent, der auch für die Schulen zuständig ist.