Sandra Reng ist Hauptbrandmeisterin Erste Feuerwehrfrau auf der Offenbacher Wache

Seit mehr als 30 Jahren für die Feuerwehr im Einsatz: Sandra Reng startete ihre Karriere bei den Freiwilligen Helfern in Langen. Bei der Offenbacher Berufsfeuerwehr fing sie zunächst im Technischen Dienst an. Fotos: p

Offenbach (ans) – Wenn die Sirenen schrillten, sprang Hauptbrandmeisterin Sandra Reng in ihre 30 Kilogramm schwere Schutzausrüstung. Sie zog rund 18 Jahre lang Helm, Schutzanzug, Handschuhe und mit Stahlkappen versehene Stiefel an. In den Einsatz fuhr sie dann mit einem Gewicht von rund drei Sechserträgern Wasser am Körper. Sie musste dafür jedoch nie härter trainieren als ihre männlichen Kollegen.

Die Beamtin der Offenbacher Berufsfeuerwehr sagt: „Wir sind alle angehalten, unsere Fitness voranzutreiben.“ Dass sie bereits als Jugendliche bei der Freiwilligen Feuerwehr Langen anfing, verschaffte ihr jedoch sicherlich einen Vorteil.

Elf Jahre lang war jede einzelne Minute ihres Tages mit den Aufgaben als freiwillige Helferin erfüllt. Denn sie stellte sich nicht nur den Flammen, sondern wohnte zudem in einer der Wohnungen der Langener Wache. So verwundert es kaum, dass Sandra Reng 1997 ihren Job als Zahnarzttechnikerin an den Nagel hängte und zur Offenbacher Berufsfeuerwehr ging. „Der medizinische Beruf war mir zu langweilig“, sagt die Hauptbrandmeisterin.

Ihre Karriere in der Lederstadt begann zunächst im Technischen Dienst als Disponentin. Neun Jahre danach ließ sie sich als Feuerwehrbeamtin ausbilden und wechselte später in die Leitstelle. Für ihre männlichen Kollegen war die Zusammenarbeit mit einer Frau zunächst etwas ungewohnt. Schließlich war Reng bis vor drei Jahren die einzige Feuerwehrfrau auf der Wache.

„Zu Anfang wurde deutlich weniger gepupst und gerülpst“, sagt Reng schmunzelnd. Auch sei der Umgangston nicht so rau wie üblich gewesen. Dass die Männer ihre Zungen zügelten, war jedoch nicht notwendig. Denn die Beamtin sprach die Feuerwehr-Sprache durch ihr langjähriges Engagement bei den Langener Helfern bereits fließend und weiß: „Es ist so unsere Art, mit dem umzugehen, was bei Einsätzen passiert.“

Geht es ihr dann doch einmal zu hoch her, weiß sie sich durchaus zu wehren: „Ich sage dann immer, ihr müsst mit mir alt werden, also seid nicht so böse zu mir.“ Blöde Sprüche oder Machogehabe habe sie jedoch nie über sich ergehen lassen müssen. Denn abgesehen von einem anfänglichen Herantasten, betrachten die Offenbacher Feuerwehrmänner sie einfach als Kollegin.

Auch Reng selbst sieht keinen Grund dafür, dass ihr eine Sonderstellung eingeräumt wird, steht sie doch Tag für Tag vor den gleichen Herausforderungen wie die Männer. So wiegen für sie auch die dramatischen Erlebnisse bei den Einsätzen nicht schwerer. „Wir haben alle unsere Art, damit umzugehen“, sagt Reng. Den meisten helfe es, mit den Kollegen zu reden.

Ihr erster Brandtoter habe sie jedoch lange verfolgt. „Er hat sich in suizidaler Absicht in seinem Auto angezündet“, sagt Reng – und muss noch heute ihre Tränen zurückhalten.

Weitere Artikelbilder