Von Posaune bis Querflöte/ Tag der offenen Tür des Musikvereins Eintracht Erste Töne klingen immer schräg

Anfängliche Ehrfurcht vor den goldglänzenden Blasinstrumenten wich während des Tages der offenen Tür schnell der Neugier.

Offenbach (man) – Der Musikverein Eintracht Offenbach veranstaltete am Sonntag in seinem Proberaum auf dem Gelände der Pfarrei St. Nikolaus an der Pfarrgasse in Bieber einen Tag der offenen Tür. Etliche Eltern kamen mit ihren Kindern vorbei, die ausprobieren konnten, ob die Posaune oder die Querflöte ein Instrument sein könnte, das sie lernen wollen. Ganz gleich ob der Jazztrompeter Joo Kraus oder die Klarinettistin Sabine Meyer – alle noch so arrivierten Spitzenbläser haben eine Gemeinsamkeit mit jedem Amateur: Ihre ersten Töne klangen ziemlich schräg. Das Sprichwort, das behauptet, es sei noch kein Meister vom Himmel gefallen, trifft auch für Instrumentalisten voll zu.

Markus Merkel, der Vorsitzende des Vereins, erklärt, die Eintracht versuche möglichst jedes Jahr, den Tag zu organisieren. Natürlich steckt dahinter vor allem die Hoffnung, dass der eine oder andere potenzielle Nachwuchsmusiker nicht nur neugierig wird, sondern nach einer Probestunde auch am Ball bleibt und schließlich erst im Jugendorchester, später auch bei den Erwachsenen spielt.

„Wir müssen uns ständig um Nachwuchs kümmern“, sagt Merkel, der etwa einem Mädchen demonstriert, wie sie seiner Tuba einen Ton entlocken kann, was am Ende tatsächlich gelingt. Ein Problem für jeden Musikverein sei, dass die Jugendlichen, soweit sie trotz der Pubertät weiterhin bei der Posaune oder der Trompete bleiben, oft nach dem Abitur beim besten Willen nicht mehr mitspielen können, weil sie fernab der Heimat studieren.

Merkel und der Musikverein hoffen auch, dass durch die von der Eintracht initiierte Schlagzeug-AG mit der Bieberer Mauerfeldschule ein paar Kinder auf den Geschmack kommen, im Jugendorchester die Trommel zu schlagen.

Auch der Versuch, einem Saxofon einen Ton zu entlocken, bedeutet erst einmal Frustration: zunächst kommt nur warme Luft heraus, sonst nichts. Geduldig erklärt Wendelin Schütz dem zehnjährigen Luciano, wie es funktioniert, wie er die Zähne übereinander stellen und gezielt anblasen muss. Luciano packt es ziemlich schnell, dass mehr als Luft rauskommt.

Mit der Biografie von einem wie Wendelin Schütz hatte die Eintracht Glück. Aus beruflichen Gründen zog des den Schweizer von Basel nach Offenbach. Beim Sport beim TV Bieber hatte Schütz jemandem erzählt, früher habe er in einer Formation Saxofon gespielt. Der Sportsfreund war nicht nur Mitglied im Musikverein, ihm gelang es auch, Schütz zu überzeugen, doch mal am Freitagabend zur Probe zu kommen. Seitdem ist Schütz dabei.

Rainer Roth erklärt einem Kind anhand der Posaune, wie ein Bläser „mit Stütze“ atmen muss. Eine Technik, ohne die es auf Dauer nicht geht. Der Bub einer Mutter scheint sich für die Blechblasinstrumente nicht so arg zu begeistern. Leicht resigniert winkt die Mutter ab und probiert sich dann selbst an der Trompete, hörbar nicht zum ersten Mal in ihrem Leben.

Lara Götz spielt im Orchester Querflöte, für den Musikverein leitet sie die Blockflötengruppe. Anhand eines Erlebnisses einer Jahrzehnte zurückliegenden Erfahrung erzählt Rainer Roth von einer Vorgängerin von Lara Götz, die einem Jungen schon nahe legen wollte, seiner Lustlosigkeit doch voll nachzugeben und nicht mehr zu den Proben zu erscheinen. Aber plötzlich fing der Junge doch Feuer, als ein Lied auf dem Plan stand, das ihm gefiel, „da merkte die Dirigentin, dass der mindestens so gut spielen konnte wie alle anderen“. Für ihn, so Roth, sei das ein Signal gewesen, es doch mit jedem weiter zu probieren, auch wenn es sich erst mal nicht so toll anhört.

Wer schon ein Instrument spielt, auch wer sich bisher nur vorstellen kann, eines zu lernen, um mit anderen zu musizieren, der meldet sich beim Vereinsvorsitzenden unter: markus.merkel[at]mv-eintracht[dot]de

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