Aktionstag auf dem Aliceplatz Gemeinsam Inklusion in Offenbach leben

Clown Klinki mit der Musikgruppe der Albrecht-Tuckermann-Wohnanlage aus Langen, die den Aktionstag auf dem Aliceplatz musikalisch begleitete. Foto: Mangold

Offenbach (man) – Das „Netzwerk Inklusion Offenbach-Stadt“ veranstaltete am vergangenen Samstag auf dem Aliceplatz zum vierten Mal den Aktionstag mit dem Titel „Inklusion & Diversity – Gemeinsam können wir Inklusion leben“. Als Schirmherr fungierte Stadtrad Peter Freier, der Integrationsdezernent der Stadt, der bei der nächsten Oberbürgermeisterwahl zum zweiten Mal kandidiert.

Dorothea Terpitz erklärte anhand eines Beispiels, worum es den Organisatoren geht: Vor kurzem stoppte die Vorsitzende von IGEL Offenbach auf dem Weg zum Pfandflaschenautomat in einem Einkaufsmarkt im Hafenviertel eine Gruppe von Kunden, die ihr ohne bösen Willen den Weg verstellte. Sie beobachteten eine Gruppe geistig behinderter Fröbel-Schüler, die an der Kasse standen. Das sei es letztlich, was sich ändern müsse, erklärte Terpitz, „dass Behinderte in die Gesellschaft so selbstverständlich integriert sind, dass bei ihrem Anblick niemand mehr der Mund offen stehen bleibt.“

Kritik an Sparmodellen in Schulen

IGEL Offenbach setzt sich- wie auch andere Gruppen, die an ihren Ständen informierten- etwa für den gemeinsamen Unterricht von behinderten und nichtbehinderten Kindern ein. Terpitz erzählte von der Grundschulklasse ihres Sohnes, in die auch ein autistisches Kind ging. Ein häufiges Merkmal von Autisten: Sie können Lärm nicht ertragen. Das führte dazu, dass die anderen Kinder lernten, sich dem Mitschüler gegenüber rücksichtsvoll zu verhalten.

Allerdings, warf Terpitz ein, sei Inklusion ohne die Freistellung entsprechender Ressourcen nicht machbar. Behinderte Kinder einfach in eine Klasse zu stecken, um sie sich selbst und den Lehrern zu überlassen, sei lediglich ein Sparmodell und habe rein gar nichts mit Inklusion gemein.

Autisten schafften durch besondere Betreuung das Abi

Jemand, der sich in Klassen gezielt um einzelne Schüler kümmert, ist der Pädagoge Karl-Heinz Wähle, an der Ludwig-Dern-Schule Leiter der Abteilung mit dem Förderschwerpunkt auf emotionaler und sozialer Entwicklung. Er wird von Schulen kontaktiert, die mit Verhaltensauffälligkeiten bestimmter Schüler zu kämpfen haben. Die Schulen wenden sich an die sonderpädagogischen Fachkräfte der Ludwig-Dern-Schule, die erst mit dem Kind und den Eltern reden und dann eine Empfehlung abgeben. Diese kann darin münden, dass sich um den Schüler zumindest partiell ein weiterer Lehrer im Unterricht kümmert oder für bestimmte Stunden außerhalb des Regelbetriebs der Unterricht in Kleingruppen stattfindet. Wähle erzählte von seiner jüngsten Erfahrung mit zwei Autisten, denen es durch die Betreuung gelang, das Abitur zu schaffen.

Fürs Unterhaltungsprogramm während des Aktionstages sorgten auf der Bühne lautstark „Die Berjler“. Am Spielmobil von Peter Bugert ließ Clown Klinki die Teller auf dem Stock drehen. Außerdem demonstrierten Kinder, dass Langlaufskifahren auch trefflich auf Asphalt funktioniert. Die Frauen vom Mosaik Kulturzentrum an der Frankfurter Straße 54 verkauften Kaffee und orientalisches Backwerk. Die Musikgruppe der Albrecht-Tuckermann-Wohnanlage aus Langen, in der geistig Behinderte in Wohngemeinschaften leben, gefiel mit ihrem dezenten Vortrag.

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