MARKTPLATZ Stadt zählt und misst nach Freigabe für den Autoverkehr Gerast wird vor allem nachts

Die Stadt zieht eine erste Bilanz nach Freigabe des Marktplatzes für den Verkehr. Zumindest eine optische Aufwertung bilden die sandsteinfarbenen Gehwegplatten

Offenbach – Auf der Ostseite hui, auf der Westseite Baustelle. So lässt sich kurz und knapp die Situation auf dem Marktplatz beschreiben. Von einem Platz mit gesteigerter Aufenthaltsqualität ist man wohl noch ein paar Wochen entfernt. Während sich die Passanten eher stoisch an die Situation gewöhnt haben, zieht die Stadt eine Zwischenbilanz. Allerdings allein mit dem Fokus auf den Verkehr. Die Zahlen mag jeder selbst bewerten.

Wie die Zeit vergeht: Mitte Dezember wurde der Marktplatz wieder für den Autoverkehr freigegeben. Der Umbau des Marktplatzes ist im „Masterplan Offenbach 2030“ vorgesehen. „Und wie es der Plan vorsieht, verbindet der neu hergerichtete Marktplatz gestalterisch das Aushängeschild Wilhelmsplatz mit der Fußgängerzone in der Frankfurter Straße“, erläutert Bürgermeisterin Sabine Groß das große Ziel, das das monatelange Baggern verfolgt. Was da mitschwingt: die erhoffte Belebung der Innenstadt.

Als Mosaik sehen die Verantwortlichen die Einführung von Tempo 20 auf dem Marktplatz – aktuell durch eine temporäre Beschilderung ausgewiesen. Groß: „Wir haben das eingeführt, um im Herzen der Stadt mehr Aufenthaltsqualität und Sicherheit zu schaffen und den öffentlichen Raum zu beruhigen.“ Und die Grünen-Politikerin erläutert, wie die trennende Wirkung der Waldstraße aufzuheben ist.

„Reduzierte Geschwindigkeit schützt Passanten auf dieser neu gestalteten Fläche, die alle gleichberechtigt nutzen. Damit die gewollte bessere Anbindung für Fußgänger vom Wilhelmsplatz an die Innenstadt und umgekehrt gelingt, ist es wichtig, dass das Verkehrsaufkommen nicht zu groß ist und die Reduzierung auf Tempo 20 beachtet wird.“ Um dies bewerten zu können, es klingt beinahe wie ein Bedauern, „müssen die verkehrlichen Veränderungen überwacht werden“.

Daher hat die Bürgermeisterin veranlasst, dass über ein Seitenradar kurz nach der Freigabe des Marktplatzes für den motorisierten Verkehr, die Geschwindigkeit und die Anzahl der Fahrzeuge erfasst wurde. „Die Mehrzahl der Autofahrerinnen und Autofahrer hat sich an Tempo 20 gehalten und die Anzahl der Fahrzeuge entspricht in etwa denen vor der Neugestaltung“, sagt sie erfreut. Die Messungen haben ergeben, dass sich mehr als 85 Prozent der erfassten Fahrzeuge nicht im Verwarngeldbereich bewegten. Sehr hohe Überschreitungen, die mit einem Bußgeld geahndet werden würden, wurden nur vereinzelt und vor allem nachts gemessen. Dabei wurden Geschwindigkeiten zwischen 30 und 90 Stundenkilometern gemessen. Die Delinquenten kommen indes – abgesehen vom schlechten Gewissen – ungestraft davon: Mit dem Seitenradar werden nur Geschwindigkeiten gemessen. Eine Erfassung von Kennzeichen ist nicht möglich.

Die Geräte haben zu Beginn des Monats gezählt. In der Woche vom 1. bis 8. Februar wurden 23 256 Fahrzeuge gemessen, was etwa 3 300 Fahrzeugen pro Tag entspricht. In der Folgewoche (8. bis 15. Februar) wurden deutlich weniger Fahrzeuge registriert: 19 363, was einem Durchschnitt pro Tag von rund 2 800 Fahrzeugen entspricht. Zum Vergleich: Eine Erhebung aus 2017 (13. bis 20. Dezember) hat in Summe 22 345 Fahrzeuge und somit durchschnittlich ungefähr 3 200 Fahrzeuge ergeben. Von einer deutlichen Reduzierung ist man wohl noch ein Stück entfernt.
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5,5 Millionen sind für die

Erneuerung des Marktplatzes vorgesehen. Finanziert wird das mit den verbleibenden Fördermitteln „Lebendige Zentren“ in Höhe von 2 Millionen Euro, den Einnahmen aus Straßenbeiträgen in Höhe von 1,48 Millionen Euro und weiteren 2 Millionen Euro aus dem Budget der Stadt.