Mieter mit „kleinem und mittlerem Einkommen“ im Blick Grundstein für Offenbacher Goethequartier gelegt

Hilfsbauarbeiter unter sich (von links): Dr. Constantin Westphal (NH), Iris Dilger (Wohnbaukompanie Rhein-Main), Monika Fontaine-Kretschmer (NH), Dr. Thomas Hain (NH), Priska Hinz (Wohnbauministerin) und Paul-Gerhard Weiß (Baudezernent) verspachteln die Zeitkapsel. Foto: Mangold

Offenbach (man) – Es ist das aktuell größte Wohnungsbauprojekt in Offenbach: Zwischen der Berliner Straße, dem Goethering und der Bernardstraße realisiert die Wohnkompanie Rhein-Main für die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt (NH) das Goethequartier. Am 16. August trafen sich Vertreter der Bauwirtschaft und der Politik zur Grundsteinlegung. Geplant ist der Bau von 327 Mietwohnungen.

Iris Dilger, Geschäftsführerin der Wohnbaukompanie, erklärte zu Beginn, fast sei man mit der Grundsteinlegung hinten dran. Denn bisher passiere eine Seltenheit am Bau, „die Arbeiten liegen vor dem Zeitplan“. Längst sei die Bodenplatte gelegt.

Bis 2022 soll auf der über Jahre ungenutzten 1,8 Hektar großen früheren Industriefläche unweit der S-Bahn-Station Kaiserlei, ein neues Viertel entstehen, auch mit Einzelhandels-, Büro- und Gewerbeflächen. Weil die NH mehrheitlich dem Land Hessen gehört, erschien zur Grundsteinlegung auch Wohnbauministerin Priska Hinz (Grüne), die im Aufsichtsrat sitzt. Die NH plant für die nächsten Jahre den Bau von insgesamt 4.900 Wohnungen, den Löwenanteil davon im Rhein-Main-Gebiet.

Der leitende NH-Geschäftsführer Dr. Thomas Hain sprach von der Nähe zu Frankfurt, von der „herzlichen Rivalität zwischen den Nachbarstätten“. Nach Auskunft von Hain hielten die Frotzeleien zwischen den Städten 2017 gut 2.500 Frankfurter nicht davon ab, nach Offenbach zu ziehen. Es dürften mehr werden, wenn in vier Jahren das Viertel steht. Der Name passe, Goethe habe Offenbach euphorisch besungen, sagte Hain.

In den vergangenen Jahren stiegen sind vor allem in Frankfurt die Mieten drastisch gestiegen. Familien mit höchst nützlichen, aber niedrig dotierten Berufen können gegen Singles aus der Bankenwelt, die beispielsweise im Zuge des Brexits von London nach Frankfurt ziehen, als Mieter kaum konkurrieren. Offenbach gilt daher für die Bewohner der Nachbarstadt längst als Option, was die hiesigen Mieten natürlich ebenfalls nicht fallen lässt. Hain erklärte, von den 327 fördere das Land mit 8,6 Millionen Euro 83 Wohnungen, die Stadt gebe 620.000 Euro dazu, damit Bürger „mit kleinem und mittlerem Einkommen“ es sich leisten könnten, hier zu mieten.

Ziel einer vernünftigen Planung sei es, gemischte Quartiere zu schaffen. Ansonsten müsse der Staat später wieder viel Geld ausgeben, wenn es darum gehe, mit den Folgen sozialer Brennpunkte umzugehen. Ursprünglich sah der Plan vor, lediglich 53 statt 83 Wohnungen zu fördern.

Das neue Quartier bekommt eine moderne Blockrandbebauung mit bis zu sieben Geschossen. Im begrünten, verkehrsfreien Innenhof entstehen sieben Stadtvillen je mit fünf Geschossen. In den Baukörpern sind auch eine städtische Kita und Gewerbeeinheiten mit zusammen rund 4.000 Quadratmetern sowie ein Edeka-Markt mit rund 2.000 Quadratmetern Verkaufsfläche geplant. Dazu kommt eine Tiefgarage.

Baudezernent Paul-Gerhard Weiß stellte das Loblied Goethes auf Offenbach ein wenig vom Kopf auf die Füße. Der Dichterfürst habe hier das eine und andere amouröse Tête-à-Tête verlebt. Umstände, die jeden Ort im Glanz erstrahlen lassen.