Gehbehinderte wohnt im Nordring in einer Großbaustelle Haltestelle „Hafenbrücke“ verlegt: Frust bei Rentnerin

Die Haltestelle „Hafenbrücke“ wurde wegen der Bauarbeiten am Nordring verlegt. Foto: kb

Offenbach (kb) – Dorothea Wehner wohnt in einer Großbaustelle. Im Hafen, direkt vor dem Fenster ihrer Wohnung im Nordring, entsteht ein neuer Stadtteil, parallel zum Nordring entsteht mit der künftigen Hafenallee eine neue Hauptverkehrsachse. An den Anblick von Baggern und an den Lärm hat sich die 76-Jährige gewöhnt. Doch jetzt Platzt Dorothea Wehner der Kragen: Wegen der Bauarbeiten wurde auch die Haltestelle „Hafenbrücke“ in Richtung Kaiserlei verlegt.

Und das stellt die gehbehinderte Seniorin vor große Probleme: Um in die Stadt zu fahren, ist die Offenbacherin auf den Bus der Linie 108 angewiesen. „Ich muss ja mal raus und mir etwas einkaufen“, sagt die Seniorin, die nach dem Tod ihres Mannes allein in ihrer Wohnung am Nordring lebt. In die Stadt kommt Dorothea Wehner weiter problemlos. Zurück nach Hause nicht.

Das bekommt die 76-Jährige vergangene Woche zu spüren. Als sie sich samt Einkaufstüten zum Aussteigen bereithält, teilt ihr der Busfahrer mit, die Haltestelle „Hafenbrücke“ werde nicht mehr angefahren. „Er hat mich dann netterweise an der Straße rausgelassen“, erzählt Wehner. Weil das eigentlich nicht zulässig ist, steigt sie seitdem eine Haltestelle früher, an der Carl-Ullrich-Brücke, aus. Doch der Weg bis zu ihrer Wohnung ist für die unter chronischen Schmerzen leidende Frau kaum zu schaffen. „Für einen gesunden Menschen ist es kein Problem, ein paar hundert Meter weiter zu laufen. Aber für mich ist es eine Tortur“, sagt Dorothea Wehner. Am nächsten Tag fragt sie bei der RMV-Mobilitätszentrale nach. Doch auch hier habe man ihr keine Informationen geben können.

In der Not habe sie sich schon einmal ein Taxi genommen. Doch das kann sich die 76-Jährige nicht leisten. Auf Anfrage des EXTRA TIPP bestätigt Jörg Muthorst von der Stadtwerke Offenbach Holding, dass die Haltestelle „Hafenbrücke“ am 5. Juli verlegt worden sei - allerdings nur 100 Meter weiter unter die Kohlebrücke der EVO. Darauf habe auch ein Schild an der Haltestelle hingewiesen, dass allerdings abgerissen worden sei. „Bei einer solchen Großbaustelle lassen sich gewisse Unannehmlichkeiten leider nicht verhindern. Dass die Kundin dadurch Probleme hat, tut uns natürlich leid“, sagt Muthorst.

Am 9. Juli habe die Stadt Offenbach die Verlegung über die Presse bekanntgegeben. Mehr könne das Unternehmen nicht tun. Dorothea Wehner wundert sich. „Dass offenbar nicht mal die Busfahrer Bescheid wissen und ihre Fahrgäste informieren, ist unglaublich.“ Sie fühlt sich im Regen stehen gelassen. Da vor allem ältere Menschen auf den Bus angewiesen sind, hätte sie sich eine andere Planung gewünscht. „Für die sind es nur 100 Meter. Aber für mich ist es ein Riesenproblem. So geht man nicht mit alten Menschen um.“

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