Wolkenformation sorgt für Fragezeichen / Meteorologe Martin Gudd klärt auf Himmlische Eiströpfchen statt Aliens

Wie eine Szene aus einem Science-Fiction-Film: Die Offenbacherin Hannah Wittekopf hat

Offenbach – Ein nahezu kreisrundes Loch in einer geschlossenen Wolkendecke, das sich immer weiter vergrößert, während in der Mitte des Rings eine Art Nebelwolke herumwabert – die Szenen, die sich dieser Tage über den Köpfen der Offenbacher abgespielt haben, haben vor Ort, aber auch in der gesamten Region für Aufsehen gesorgt. Menschen blieben mit fragenden Gesichtern stehen und staunten über die Wolkenformation, die unweigerlich an diverse Alienfilme denken lies und an mehreren Stellen in Rhein-Main zu beobachten war. „Ich habe gedacht, wir sind hier jetzt im Film Independence Day und gleich landet ein Raumschiff“, berichtet ein Offenbacher in den sozialen Netzwerken. Ein anderer assoziiert das Wolkenloch mit der berühmten Szene des Grusel-Klassikers „Ghostbusters“.

Die Redaktion hat mit dem bekannten FFH-Meteorologen Martin Gudd über die seltsamen Löcher gesprochen. Der Wettermann gibt Entwarnung: Keine Aliens, keine Gespenster sind für die abnormal wirkende Wolkenformation zuständig, sondern ganz besondere Wetterbedingungen. Und die Löcher haben sogar einen Namen: „Sie heißen in der Fachsprache Fallstreak Hole“, sagt Martin Gudd. Übersetzt heißt das soviel wie Fallstreifen Loch. Es handele sich dabei um kreisrunde, elliptische oder langgestreckte Löcher in einer Wolkendecke aus überwiegend „Altocumulus stratiformis“-Wolken.

„Die Wolkenschicht besteht zu ganz überwiegenden Teilen aus unterkühlten Wassertröpfchen, die oft um die minus zehn Grad kalt sind, aber dennoch nicht gefrieren. Das Ganze ist also sehr instabil“, erklärt Gudd. Störe nun etwas diese instabile Struktur setze an dieser Stelle Eisbildung ein. Die Folge: Die Eiskristalle wachsen auf Kosten der sie umgebenden Wassertröpfchen. Übrig bleiben sogenannte Fallstreifen aus Eiskristallen, die aber verdunsteten, bevor sie den Boden erreichten. „So entsteht in der Wolkenschicht um die Fallstreifen herum ein Wolkenloch, das sich in seinem Durchmesser weiter vergrößert, da immer mehr unterkühlte Wassertröpfchen um die Fallstreifen herum verschwinden“, sagt Gudd. In manchen Fällen lösten sich sogar große Teile der Wolkenschicht auf, und nur die Fallstreifen blieben übrig.

Als Auslöser für die Fallstreak Holes würden häufig Flugzeuge in Frage kommen, die während der Steig- oder Sinkvorgänge die Wolken durchqueren. „Dabei kommt es etwa an den Tragflächen oder am Flugzeugrumpf zu kleinräumigen Druck- und damit zu Temperaturunterschieden, die ausreichen, um eine Eiskristall- und Fallstreifenbildung zu initiieren“, erklärt Gudd. Geklärt sei das aber keineswegs, weil man solch ein spontanes Ereignis schwerlich nachmessen könne. „Ich bezweifle, dass alleine Flugzeuge für die Entstehung der Fallstreak Holes verantwortlich sind“, stellt der Gudd klar. „Denn ich selbst habe schon die Entstehung solche Löcher ohne Flugzeugbeteiligung beobachtet.“ Es bleibt also rätselhaft...

Von Christian Reinartz