Was die Folgen für städtische Betriebe und Bürger sind Klimawandel verändert Alltag

Vertrocknete Blätter: Monika Demuth vom Kleingärtnerverein Süd kann nicht alle ihre Pflanzen aus dem Garten retten, mache sind kaputt gegangen.

Offenbach – Der Klimawandel schreitet unaufhörlich voran. Wetterextreme nehmen zu, folglich kommt es zu mehr Hitze und Trockenheit aber auch zu Unwettern. Die Messwerte des Deutschen Wetterdienstes (DWD) sprechen eine eindeutige Sprache: Die Durchschnittstemperaturen steigen seit Jahrzehnten unaufhörlich an. Das bekommen die Menschen in Offenbach zu spüren.

Allen voran sind es die städtischen Betriebe, die vor großen Herausforderungen stehen. „Beim Busverkehr kommen angesichts der zunehmenden Hitze in den Sommern die Klimaanlagen an die Belastungsgrenze“, sagt Laura Löffler von der Abteilung Unternehmenskommunikation bei den Stadtwerken Offenbach. Ein positiver Nebeneffekt des Klimawandels seien jedoch die milden Winter, die aufgrund der sinkenden Schnee- und Frosttage lästige und kostspielige Reparaturen im Fuhrpark der Stadt verringert haben.

Als schweißtreibend lassen sich die Mehrbelastungen der Straßenreinigung bezeichnen. Die zunehmende Trockenheit belastet die Mitarbeiter in ihrer Tätigkeit stark, da neben einem höherem Staubaufkommen auch die Phasen des Laubabwurfs von Bäumen früher beginnen würde. „Die neue Witterung stellt auch unsere Mitarbeiter vor Herausforderungen“, sagt Löffler. Hinzu würde ein erhöhter Pflegeaufwand bei der Wässerung von jungen Bäumen und Beeten kommen. Relativiert werde die Arbeit jedoch durch weniger Mäharbeiten, da Rasenflächen oft vertrocknen, anstatt zu wachsen. „Die Mitarbeiter beginnen ihren Arbeitstag im Sommer häufig deutlich früher, um die kühlen Morgenstunden ausnutzen zu können“, erklärt Löffler. Trotz der höheren Belastung durch Hitze, sei bei den Mitarbeitern bisher kein höherer Krankenstand aufgrund dieser Umstände zu beobachten.

Um den Folgen des Klimawandels entgegenzuwirken, baue man aktuell mehr Bäume an, die auch längere Trockenheit vertragen. Außerdem werde die Kanalisation an häufigere Starkregenereignisse angepasst.

Auch bei den Wasser-Experten des Zweckverbands Wasserversorgung (ZWO) sind die Auswirkungen des Klimawandels zu spüren. „Vor allem bei schweren Arbeiten und großer Hitze können unsere Mitarbeiter an ihre Belastungsgrenze kommen“, sagt Michael Jung vom ZWO. Man gebe mit Anpassungen der Arbeitszeit das Beste, um diese Folgen zu lindern. Auswirkungen auf die Wasserförderung oder technische Geräte gebe es bisher auch nicht.

Ab ins Grüne heißt es normalerweise beim Kleingärtnerverein Süd, doch der vergangene trockene Sommer habe bei den Gartenanlagen der Mitglieder Spuren hinterlassen. „Viele Mitglieder stehen vor der Herausforderung, ihre Gärten grün zu halten und müssen wegen der Trockenheit deutlich mehr wässern“, sagt Zacharias Leis, erster Vorsitzender des Kleingärtnervereins Süd. Man versuche zuerst, Regenwasser zum Gießen zu verwenden und so Wasser zu sparen. Allerdings klappe dies aufgrund der langen regenfreien Zeiten immer weniger und man müsse dann doch Leitungswasser nutzen.

Dies bestätigt auch Monika Demuth, erste Schriftführerin des Kleingärtnervereins Süd: „Ich versuche vor allem die Obstbäume und Gemüsebeete zu wässern, den Rasen lasse ich vertrocknen.“ Leider könne sie nicht alle Pflanzen retten, wie ihre Rhododendren, die kaputtgegangen seien. Die neuen Witterungsverhältnisse sorgen bei den Mitgliedern der Kleingartenanlage für einen erheblichen Mehraufwand. „Manche Leute jammern, weil sie immer häufiger zweimal pro Tagen gießen müssen und der Pflegeaufwand der Pflanzen sich erhöht, sei es durch Trockenheit oder einen dadurch begünstigten Befall mit Ungeziefer“, sagt Zacharias Leis. Man versuche sich stetig an den Klimawandel anzupassen, dazu gehöre ein geändertes Bewusstsein für die Natur als auch der Anbau von resistenteren Pflanzen.

Probleme, welche die Schäferei Mainbogen in diesem Sommer zu gut kennt. Vertrocknete Wiesen, kaputte Sträucher und kaum Nass vom Himmel, die Tiere haben es trotz aller Bemühungen nicht leicht. „Aufgrund des mangelnden Regens mussten wir deutlich mehr Wasser bereitstellen und viel zufüttern, da die natürlichen Ressourcen vertrocknet sind“, sagt Melanie Brost, Inhaberin der Schäferei. Man komme damit kaum hinterher, denn dies alles sei sehr zeitintensiv. Da falle deutlich mehr Freizeit weg und der Stresslevel steige. Erschwerend komme hinzu, dass der Betrieb sich noch im Anfangsstadium befinden würde und es somit weitaus schwieriger werde, über die Runden zu kommen. Die betrieblichen Strukturen müssten sich erst noch festigen und sie brauche durch den dem Klimawandel geschuldeten Mehraufwand deutlich mehr Unterstützung. „Da ich keine Mitarbeiter habe, bleibt viel Arbeit bei mir hängen, jedoch bin ich sehr froh, viele Freunde und Bekannte zu haben, die mich unterstützen“, sagt die Schäferin über ihre Situation.

Von Stefan Ruhl