„Lisbeth-Korb“ versorgt Bedürftige seit 20 Jahren Körbeweise Lebenswichtiges

Gut gelaunt trotz anstrengender Arbeit: Erich Müller (rechts) und sein Helfer-Team packen Lebensmittel.

Offenbach – Es herrscht geschäftiges Treiben in den Kellerräumen des Pfarrhauses St. Elisabeth: Kistenweise werden Orangen, Äpfel und anderes Obst und Gemüse herbeigetragen, ein Helfer schleppt einen großen Sack voller Kartoffeln. Jeder Handgriff sitzt, routiniert wird alles gleichmäßig in Tüten aufgeteilt. Auf einem anderen Tisch sind bereits fertige Körbe vorbereitet. Darin finden sich grundlegende Lebensmittel wie Nudeln, Milch oder ein Glas Erdbeermarmelade. „Diesmal ist auch Kaffee dabei“, freut sich Erich Müller. „Die Kunden fragen oft danach, aber leider bekommen wir den nur selten.“

Seit fast zehn Jahren leitet Müller den Lisbeth-Korb, die Lebensmittelausgabe der katholischen Pfarrgemeinde St. Elisabeth in Lauterborn. Alle 14 Tage werden dort mittwochs für einen symbolischen Euro Lebensmittel an Bedürftige verteilt. Vorzuweisen ist ein Nachweis vom Sozialamt oder der Mainarbeit, beziehungsweise ein Rentenbescheid. Dringend gebraucht und stark nachgefragt war der Lisbeth-Korb von Anfang an. „Doch in den letzten Monaten ist der Zulauf deutlich gestiegen, ist so hoch wie noch nie“, bestätigt Müller die Erfahrung anderer Tafeln. Waren es bisher rund 80 Abholer, sind es derzeit 115. Die Spenden dagegen sind nicht mehr geworden. „Unsere Obst- und Gemüsetüten waren schon mal voller“, bedauert eine Helferin.

Die Lebensmittel stammen aus lokalen Supermärkten und stehen kurz vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum. Die Backwaren sind ebenfalls nicht mehr ganz frisch, aber völlig in Ordnung. Ebenso das Obst und Gemüse, das von drei Marktbeschickern vom Wochenmarkt stammt, dort nicht verkauft wurde und auch nicht mehr in den Verkauf soll. Dazu kommen Spenden aus den Sammelkörben in den Gemeinden St. Elisabeth, St. Konrad und St. Josef, oftmals handelt es sich um Hygieneartikel. Auch Sponsoren, Vereine und private Spender leisten ihren Beitrag, etwa eine Dame, die jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit Tüten mit Mandarinen, Nüssen, Schoko-Weihnachtsmännern und anderen Süßigkeiten für Kinder packt.

„Wir sind jedem dankbar, der etwas gibt, jeder noch so kleine Beitrag hilft“, sagt Müller. Sein 15-köpfiges Helfer-Team und er sind echte Überzeugungstäter. Obwohl alle das Rentenalter längst erreicht haben, scheuen sie die körperlich anspruchsvolle Arbeit nicht. Abholen, verladen, sortieren und alles gleichmäßig in Körbe aufteilen – das alles steht dienstags auf dem strammen Programm. Die Räume stellt die Pfarrei kostenlos zur Verfügung, übernimmt Heizung und Strom. Die Benzinkosten tragen die Helfer selbst. „Im Jahr lege ich mit dem Auto über 1000 Kilometer für den Lisbeth-Korb zurück“, so der 73-Jährige schulterzuckend.

Durch seine Frau ist er vor 14 Jahren zu dem Ehrenamt gekommen. Er würde sich wünschen, dass viel mehr Supermärkte ihre abgelaufenen Artikel spenden würden, statt sie wegzuwerfen, es vielleicht sogar eine gesetzliche Regelung dafür gäbe. Er habe schon so manches Mal in Märkten angefragt, doch ohne Erfolg. Ein weiteres Problem: „Unsere Lagerräume sind klein, wir haben keine Kühlmöglichkeiten. Doch kostenpflichtig zusätzliche Räume zu mieten, kommt leider nicht in Frage.“

Jeden zweiten Mittwoch ist Ausgabe. Obwohl sie erst ab 9.30 Uhr beginnt, stehen bereits vor acht Uhr Kunden an, im Laufe des Vormittags bildet sich eine lange Schlange bis zur Richard-Wagner-Straße. Alles ist eng getaktet, Zeit für Gespräche bleibt kaum. „Vor Corona gab es noch den Lisbeth-Treff, da konnte man sich austauschen“, erzählt Müller. Doch der wurde eingestellt. Die Ausgabe selbst ging auch in Coronazeiten weiter, nur ein einziges Mal gleich zu Beginn der Pandemie ist sie ausgefallen. „Wir haben aber seitdem unser System umgestellt.“

So wurde früher eine Nummer für die Reihenfolge gezogen, nun werden die Kunden nach der Reihenfolge ihres Eintreffens bedient. Ihre Lebensmittel müssen sie selbst aus den Körben in mitgebrachte Tüten packen. Manche Kunden seien von Anfang an dabei, also seit fast 20 Jahren: Im Januar feiert der Lisbeth-Korb sein Jubiläum. „Die erste Ausgabe war am 22. Januar 2003“, weiß der Leiter.

Ältere, alleinstehende Menschen, deren Rente nicht zum Leben reicht, bis hin zur neunköpfigen Familie: Die Kunden sind bunt gemischt. Auch 15 Flüchtlinge aus der Ukraine sind darunter. Über den Kaffee im Korb freuen sich an diesem Tag alle. Ein kleiner vorweihnachtlicher Luxus nach dem langen Anstehen in der Kälte...

Sein Jubiläum

feiert der Lisbeth-Korb beim Gottesdienst am 21. Januar 2023, 18 Uhr in St. Elisabeth.

Spendenkonto: Katholische Pfarrgemeinde St. Elisabeth, IBAN: DE72 5055 0020 0009 0096 71– BIC: HELADEF1OFF, Betreff: „Spende Lisbeth-Korb“.

Von Veronika Schade