Teil 2/ Offenbacher Jugendliche zu Gast bei den Lakota Kojoten-Konzert in den Badlands

Der steile Aufstieg auf den Sheep Mountain Table in den Badlands sollte mit einem überwältigenden Ausblick belohnt werden. Foto: p

Offenbach (red) – In der Ausgabe der vergangenen Woche berichtete die StadtPost bereits über die zweiwöchige Reise einer Jugendgruppe des Offenbacher Jugendkulturbüros ins Pine Ridge Reservat in Süd-Dakota, USA. Der deutsch-indianische Austausch findet bereits seit dreizehn Jahren statt, er wird mit dieser Reise beendet. Nun folgt der zweite Teil des Reiseberichts.

Ob beim Powwow in Manderson oder über Radio KILI in Porcupine – immer wieder wurde die Offenbacher Gruppe öffentlich begrüßt und auch zu den Workshops eingeladen. Zum einen hat die Kontinuität und Verlässlichkeit der nun dreizehnjährigen Projektgeschichte zu dieser herzlichen Atmosphäre beigetragen. Zum anderen wissen aber auch viele Reservatsbewohner, dass die Offenbacher immer wieder Instrumente und Musikequipment für Schulen und Jugendprojekte als Spende mitbringen. Eigens für diese Spenden, die 2017 vor allem an das Su Anne Big Crow-Jugendzentrum und an das Teen-Selbstmord-Präventionsprojekt Bear Cave Club gingen, hatte der deutsche Kooperationspartner „Tokata-LPSG Rhein-Main“ zu einer bundesweiten Spendenaktion aufgerufen.

Trading Post ist zentraler Anlaufpunkt

Nun klang die erste Woche in der Pine Ridge Reservation mit der Präsentation der Workshop-Ergebnisse aus und die zweite Woche der Reise durch das indianische Amerika begann mit einem Ortswechsel. Nach dem Aufenthalt in Oglala ging es weiter zur Singing Horse Trading Post, die mitten in den Rolling Hills der Prärie liegt. Die Singing Horse Trading Post ist sowohl für die hier lebenden Lakota als auch für Touristen ein zentraler Anlaufpunkt. Hier können die Lakota günstig Materialien kaufen, die sie für die Herstellung ihres traditionellen Kunsthandwerks benötigen, ebenso können sie hier ihre Produkte verkaufen.

Darüber hinaus ist die Trading Post aber auch Kommunikationsort, Ankerpunkt von Kinderprojekten und vor allem für Lakota-Frauen ein Ort des Austauschs sowie der gegenseitigen Beratung und Unterstützung. Unter fachkundiger Anleitung der drei Lakota-Workshop-Teamer konnten im Verlauf eines fast zehnstündigen Workshop-Tages die Offenbacher eigene Trommeln, Traumfänger und Perlenstickereien anfertigen.

Nach zwei weiteren Nächten hieß es erneut Abschied nehmen, um sich nun über abgelegene Schotterstraßen den Badlands zu nähern. Ein erster Abstecher führte durch mondlandschaftsartige Umgebung steil hoch zum Sheep Mountain Table, von wo man einen überwältigenden Überblick über die Badlands-Ausläufer hat. Weiter ging es dann über die Sage Creek Road, eher ein Insider-Weg, denn hier besteht die Möglichkeit, frei lebende Bisons des Nationalparks zu beobachten. Fasziniert, aber auch mit Respekt vor den großen Tieren stiegen die Jugendlichen im Tal aus den Autos und beobachten die vorbeiziehende Herde. Und auch nach der anschließenden Trailwanderung gab es hautnahen Kontakt zu Wildtieren, als am Cedar Pass einige Big Horn Schafe den Weg kreuzten. In den Badlands endete schließlich ein weiterer Tag mit einem Kojoten-Konzert.

Black Hills - die heiligen Berge

Die Trail-Tour am frühen Morgen des elften Reisetages wurde zu einem Marsch gegen Wind und Kälte. Entsprechend schnell wurde die Tour auf dem Castle- und Sadle Pass-Trail bewältigt. Am grauen Morgenhimmel zogen immer wieder Geier kreisend vorbei. Dabei führte der Weg auch an diesem Tag wieder durch die Mondlandschaft der Badlands, allerdings dicht an der Prärie der Hochebene. Wenige Stunden später machte sich der Konvoi mit den 15 Jugendlichen und Teamern dann auf in Richtung Black Hills. Die Black Hills gelten als heilige Berge, waren stets Lebensraum der indigenen Präriebewohner und sind bis heute in deren Auge „not for sale“. In den Verträgen von 1851 und 1868 wurden sie für immer den Lakota zugesprochen – ein Versprechen, das keine drei Jahre hielt. Am Morgen nach der Ankunft ging es in einer über fünfstündigen Tour hoch auf den Black Elk Peak. Belohnt wurden die Tour-Teilnehmer mit einem sagenhaften Ausblick weit über die Black Hills hinaus bis hin zu den Badlands und über die Ebenen Süd- und Nord-Dakotas sowie Wyoming.

Die Gruppe besuchte auch das Crazy Horse Monument. Wenn dieses aus einem Berg gesprengte und gemeißelte Monument fertig ist, dürfte das unweit gelegene Mount Rushmore Monument mit den vier Präsidentenköpfen dagegen so groß wie ein Legostein erscheinen. Auch wenn das Crazy Horse Monument durch einige Lakota-Häuptlinge angeregt wurde, so ist es unter den Native Americans nach wie vor umstritten, denn die Black Hills und vor allem deren Gipfel sind für traditionelle Lakota heilige Orte, die nicht zerstört werden sollten.

Der dreizehnte Reisetag begann mit heftigem Regen, der die Gruppe erst einmal in ihren Cabins auf dem Beaver Lake Campground festhielt, bevor eine längere Rundtour durch den Windcave National Park und Custer State Park beginnen konnte. Beide Parks gehen ineinander über und bieten einzigartige Möglichkeiten der Tierbeobachtung. Hier leben Bisons, Hirsche, Pronghorn-Antilopen, Kojoten, Präriehunde, Berglöwen und Wildesel. Einige dieser Tiere waren auch zu sehen, wenn auch nicht die vor allem nachtaktiven Pumas und Koyoten. Mit diesen Eindrücken klang die 15-tägige Reise langsam aus – eine Reise voller Eindrücke, Ereignisse und Erlebnisse; eine Reise zwischen Kultur- und Naturerfahrungen; eine Reise zu anderen Menschen und für den ein oder anderen auch zu sich selbst; eine Reise zu Freunden im indianischen Amerika.

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