Programm zur Route der Industriekultur am „Waggon“ / Offenbacher Fotograf zeigt Eisenbahn-Erinnerungen Laut und dampfend in Richtung Abstellgleis

Wandel vom Transportmittel zum Hingucker: Die Hanauer Museumsbahn am Offenbacher Mainufer anlässlich des Mainuferfests am 20. Juni 2004. Fotos: Peter Menne/p

Offenbach (red) – „Eisenbahn-Erinnerungen“ zeigt Peter Menne in Offenbach am Waggon am Kulturgleis im Rahmen der Route der Industriekultur. Von Freitag, 11. September, bis Sonntag, 13. September, jeweils von 16 bis 21 Uhr sind Bilder der letzten Dampflok zu sehen, die die Gleise der Offenbacher Hafenbahn befahren hat. Der Offenbacher Fotograf stellt sie neben Bilder von Bahnen aus dem Dampflokparadies England und Zahnradbahnen aus den Alpen. Zur Finissage am Sonntag ab 16 Uhr ist der Künstler anwesend.

Passend zum Motto „Umwelt gestalten“ der diesjährigen Route der Industriekultur beleuchtet Menne den sozialen Wandel, der mit dem technischen Fortschritt einhergeht: Geschichten von Verfall und Umnutzung. Mit dem Bild „auslaufende Technologien“ greift der Offenbacher Künstler ein umweltpolitisches Thema auf: Im Vordergrund steht eine englische Dampflok, dahinter ein Atomkraftwerk. „Vorne also die Technologie, die schon ausgelaufen ist – und dahinter die, die hoffentlich bald ausgelaufen sein wird“, so Peter Menne. Ambivalent auch der ausrangierte Schienenbus, den er auf einem Marburger Abstellgleis entdeckt hat: Einerseits sieht der alte Zug arg malträtiert aus, andererseits leuchten die Scherben im Gegenlicht beinahe heller als Edelsteine.

„Bilder, die so den Wandel der Eisenbahn thematisieren, passen doch bestens zum Waggon, der ja die Wandlung vom Gütertransportvehikel zum Kulturzentrum verkörpert“, so Agnes Christ, Vorsitzende des Vereins Soziale Plastik, der den Ort betreibt.

Heute sind Dampfloks Hingucker bei Volksfesten oder im Freizeitpark; ihre anschauliche Mechanik macht sie auch als Spielzeug beliebt. Doch begonnen haben sie als Begleiter und Motor der industriellen Revolution: Sie verbreiteten sich zeitgleich mit den Fabriken; die Bahngleise bildeten die Infrastruktur, über die auch die amerikanische Prärie erschlossen werden konnte. Laut und rauchend waren sie ein Ereignis, doch nicht immer ein angenehmes. Heute sind sie verschwunden – wie viele Fabriken und deren Arbeiter. Nur an manchen Orten machten Loks und Wagen eine Wandlung vom alltäglichen Transportmittel zum Freizeitvergnügen durch und befördern heute Touristen statt Reisender und Güter. In Peter Mennes Fotografien wird dieser Funktionswandel sichtbar.

Zur Route der Industriekultur läuft am Waggon ein reichhaltiges Programm: Ab 16 Uhr läuft das Erzählcafé „Bedeutung des Hauptbahnhofs für die Industriekultur in Offenbach“ der Initiative Hauptbahnhof. Stadtarchivar Vicente Such-Garcia referiert und es gibt Gelegenheit, weitere Geschichten rund um den Ort, an dem neue Arbeitskräfte in Offenbach angekommen sind, zu erzählen.

Der Waggon steht direkt am Mainufer in Höhe des Isenburger Schlosses (Kreuzung Mainstraße/Schloßstraße, 350 Meter von der S-Bahn-Station „Offenbach Marktplatz“ entfernt). Der Eintritt ist frei.

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