Helga-Gunderlach-Stiftung ermöglicht therapeutisches Reiten für Menschen mit Behinderung Lernen, sich großzumachen

Die Reitpädagogin vom Reitstall Eichenhof (Mitte) mit zwei Teilnehmerinnen des Therapeutischen Reitens. Foto: Behindertenhilfe Offenbach

Offenbach (red) – Die Behindertenhilfe Offenbach hat dank der Helga-Gunderlach-Stiftung bereits viele Projekte und Aktivitäten verwirklichen können. Eines davon ist das therapeutische Reiten für erwachsene Menschen mit geistiger Behinderung. Projektleiterin Lisa Wurzel erzählt, warum dieses Projekt so wichtig ist.

Die Behindertenhilfe Offenbach bietet das sogenannte Heilpädagogische Reiten für Menschen mit geistiger Behinderung an. Dabei reiten und führen die Teilnehmenden das Pferd nicht nur, sondern beobachten und berühren es, füttern, pflegen und putzen es. Im Zentrum stehen die Beziehung zum Pferd, die Beziehung zu den anderen und das gemeinsame Erleben in der Gruppe. Dank der Unterstützung der Helga-Gunderlach-Stiftung können Klienten der Behindertenhilfe Offenbach aus Langen und Umgebung dieses Angebot nutzen.

Viele Teilnehmer sind anfangs zurückhaltend, möchten das Pferd erst einmal kennenlernen, so Lisa Wurzel. Alle dürfen sich in ihrem eigenen Tempo an die Pferde und das Reiten herantasten. Schon der Umgang mit dem Pferd, auch ohne selbst zu reiten, tue allen gut, berichtet Wurzel: „Bei allen habe ich eine Steigerung des Selbstwertgefühls beobachtet. Denn im Umgang mit dem Pferd muss ich selbstbewusst auftreten, sonst ordnet es sich nicht unter, bleibt zum Beispiel einfach stehen und läuft nicht weiter. Also muss ich lernen, aufrecht zu stehen, mich großzumachen. Wenn ich eine selbstbewusste Körperhaltung einnehme, wirkt das auch auf meine innere Haltung und mein Selbstwertgefühl. Zu merken, dass mein eigenes Auftreten so einen Einfluss auf das Pferd hat, stärkt zusätzlich das Selbstbewusstsein.“

Sie erzählt begeistert von den Wirkungen, die sie während der Reitstunden erlebt. „Wirklich alle gehen aus sich heraus. Ein Klient mit Autismus beispielsweise bewies außergewöhnliches Einfühlungsvermögen. Es fällt ihm sehr schwer, Gesten und Mimik bei anderen Menschen zu erkennen und einzuschätzen. Beim Pferd hat er aber sofort erkannt, dass es etwas nicht mochte. Ein anderer Klient ist sehr stark in seinen Bewegungen eingeschränkt, im Alltag kann er seine Arme nur schwer bis zur Schulterhöhe heben oder sich tief bücken. Doch ungewöhnliche Bewegungen wie Hufe auskratzen oder Mähne bürsten haben dann geklappt.“

Dass die Behindertenhilfe Offenbach das Therapeutische Reiten durchführen kann, ist nur möglich durch die Förderung der Helga-Gunderlach-Stiftung. Denn diese Form der Therapie wird in der Regel für erwachsene Menschen mit Behinderung nicht von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt.

„Alle haben sich riesig gefreut, dass sie 2020 dank der Förderung der Stiftung beim Therapeutischen Reiten dabei sein können“, erzählt Lisa Wurzel. „Wir sind sehr dankbar über die Unterstützung der Stiftung.“