Rebell(i)sche Studiobühne mit Hommage an Burt Bacharach Mega-Hits zum Mitsingen

Das Konzert zum Gedenken an Burt Bacharach in der Rebell(i)schen Studiobühne. Bild: klein

Offenbach – Drei Jahre lang lag sie im Corona-erzwungenen Dornröschenschlaf. Jetzt ist die Rebell(i)sche Studiobühne erwacht und gleich mit einer neuen Reihe am Start. Zum Auftakt der „Song Sessions“ wurde der erst im Februar 94-jährig gestorbene Hit-Komponist Burt Bacharach in Wort und Ton umfassend gewürdigt. Dabei sang das Publikum sogar mit.

Die Erleichterung des Gitarristen und Rundfunkmoderators Volker Rebell angesichts der voll besetzten Reihen in seinem Club-Atmosphäre abstrahlenden Studio an der Bieberer Straße ist spürbar. In seinen „Song Sessions“ mutiert die Rebell(i)sche Bühne zu einer Musikkneipe, in der Instrumentalisten und Sänger sich locker produzieren und spontan mit den Gästen kommunizieren, was mit Burt Bacharach hervorragend gelingt.

Nicht die perfekte Show ist hier gefragt, sondern einzelne Elemente wie das Anspielen der zahlreichen Bacharach-Hits, spannende Hintergrund-Geschichten und Analysen vom Musikjournalisten sowie das ganz persönliche Erleben dieser Evergreens durch die Gitarristen Volker Rebell, Martin Grieben, Axel Weinmann und Sängerin Melina Hepp bilden eine facettenreiche Hommage an den genialen Melodieerfinder, dessen deutsche Vorfahren aus Bacharach stammen.

Wenn noch dazu das Publikum bei diesem Kreativ-Prozess singend mitmacht (der Text auf einer Hintergrund-Projektion), ist ein Höchstmaß an Authentizität erreicht. Selbst beim von Tom Jones geadelten „Pussycat“-Song mit seinen sprunghaften melodiösen Wendungen singen viele tapfer mit. Dabei ist der heutzutage bei vielen Chören übliche hohe Anteil an Frauenstimmen unüberhörbar. Dass der Gesamtklang im Laufe des kurzweiligen Abends immer besser wird, ist an den vom Ensemble gepflegten finalen Wendungen und den fabelhaften Schlussakkorden des „großen Chors“ abhörbar.

Seinerzeit von Jazzern und Rockmusikern in seichte Schlagergefilde verbannt – Bacharachs Musik galt als „Easy Listening“ und „Fahrstuhlmusik“ –, bricht Rebell, der auch viel Biografisches beisteuert, eine Lanze für die „wunderbar melodiösen Songs“ des Oscar-Preisträgers, die trotz vertrackter Jazzakkorde und -rhythmen sich eingängigen Evergreen-Charakter bewahrt haben.

Das beginnt mit dem als Session-Übertitel genutzten Hymnus „What The World Needs Now (nach einem Jahr Krieg) Is Love (And Peace)“, ebenso gut im Ohr wie das von Dionne Warwick gesungene „Walk On By“, das von den Beatles gecoverte „Baby It’s You“ oder das immergrüne „Raindrops Keep Falling On My Head“, übrigens Filmsong zum Hollywood-Western „Zwei Banditen“, wenn Paul Newman mit seiner Liebsten auf einem Fahrrad (!) eine Kuhherde durchpflügt. „Keine Spur von Regentropfen“, kommentiert Rebell trocken. Nicht zu vergessen: „This Guy’s In Love With You“, das der Sound prägende Herb Alpert unsterblich machte. Ein Fundstück von Gitarrist und Sänger Martin Grieben ist „My Japanese Boy“, in dem Texter Hal David die Kitsch-Seele wahrlich baumeln lassen.

Das sind Streiflichter, die den hohen Stellenwert Bacharachs in Sachen Entertainment belegen. In Rebells Musik-Pub gab es lebhaften Beifall für den Song-Session-Erstling. Damit feierte das Publikum auch sich selbst.

Infos im Internet

radio-rebell.de

Von Klaus Ackermann