Feier an der Weikertsblochstraße Mehrgenerationenhaus besteht seit zehn Jahren

Angenehm melodisch spielt die neue Mehrgenerationen-Formation auf, die sich RTM-Unterhaltungsorchester nennt. Foto: Mangold

Offenbach (man) – Lokalpolitische Prominenz erschien am Samstag, 21. Mai, in der Weikertsblochstraße 58, wo 45 Offenbacher in 28 Wohnungen in einem sogenannten Mehrgenerationenhaus leben. Und was soll daran besonders sein? Schließlich ist doch jedes anonyme Hochhaus ein Mehrgenerationenhaus, vor allem in sozialen Brennpunkten. An der Weikertsblochstraße herrscht jedoch seit dem Einzug 2008 ein ganz anderer Wind. Dafür sorgt vor allem der Verein Lebenszeiten, der heute sein zehnjähriges Bestehen feiert.

Heidi Evers, die damalige Vorsitzende, erzählt von der Zeit, als es noch lediglich die Idee gab, ein Haus zu haben, in denen Menschen verschiedener Generationen, Nationen und Weltanschauungen nicht neben-, sondern miteinander leben. Der damalige Stadtverordnete Peter Janat habe ihr den ersten Anstoß gegeben. Daraufhin sprach Evers mit Winfried Männche, dem Geschäftsführer der städtischen Wohnbaugesellschaft GBO. Männche habe gesagt, wenn etwas politisch gewollt sei, dann ließe es sich auch finanzieren. Auch der Geschäftsführer erzählt vom Treffen im November 2005, von dem Slogan „so viel Nähe, wie ich will, so viel Freiheit, wie ich brauche“.

Vorher stand an der Stelle ein Haus, das ebenfalls der Stadt gehörte, das nicht nur optisch einen traurigen Eindruck hinterließ, sondern auch ein Stadium bedenkenswerter Baufälligkeit erreicht hatte. Es war ohnehin ratsam, das Gebäude abzureißen. Doch das neue Mehrgenerationenhaus kostete Geld, das sich von den zukünftigen Bewohnern nicht unbedingt in ganz kurzer Zeit wieder einspielen ließ. Hier sollten sich nicht nur die Generationen mischen, sondern auch die Einkommensschichten.

Die Miete musste also auch für jene bezahlbar sein, die kein sechsstelliges Jahresgehalt beziehen. Das Geld kam zum Teil vom Land. Der GBO-Chef legt wert darauf, „dass Offenbach 1,3 Millionen Euro hinzugab“. Die Architektin Stephanie Wellnitz habe vor der Planung über die speziellen Bedürfnisse mit den zukünftigen Bewohnern gesprochen. Mittlerweile Alleinstehenden ist die eigene Immobilie oder die Vierzimmerwohnung zu groß geworden, aber was ist, wenn jemand zu Besuch kommt, wo einen Geburtstag mit viel Gästen feiern? Im Haus sollte es deshalb nicht nur einen großen Gemeinschaftsraum, sondern auch ein Gäste-Appartement geben. Jürgen Platt, der Nachfolger seiner Frau Heidi Evers als Vereinsvorsitzender, erzählt von einem südkoreanischen Sender, der Kontakt mit ihm aufgenommen habe, um über das Mehrgenerationenhaus in Offenbach zu berichten. Ein Mehrgenerationenhaus, in dem einer für den anderen auch mal im Krankheitsfall einkaufen geht, in dem eine Rentnerin als Aushilfs-Oma das Kind vom Stockwerk drunter aus dem Kindergarten holen abholen kann, gilt als gesellschaftliches Zukunftsmodell. Platt erwähnt, insbesondere an Bürgermeister Peter Schneider gerichtet, volkswirtschaftliche Studien, die eine Kostenersparnis vorrechnen. Und vor allem muss niemand vereinsamen. Regelmäßig gibt es kulturelle Veranstaltungen und Feste wie heute, wo eine neu formierte Gruppe aus unterschiedlichen Generationen angenehm melodisch aufspielt. Die Band nennt sich RTM-Unterhaltungsorchester, geleitet vom Gitarristen Antoon Beun.

Grußworte sprechen neben Peter Schneider auch noch der Stadtverordnetenvorsteher Stephan Färber und Reinhard Knecht vom Referat Ehrenamt. Der bringt einen Scheck von 100 Euro mit. Brigitte Hoemberg vom Frankfurter Verein „Anders leben – anders wohnen“, spricht von der belebenden Wirkung eines Mehrgenerationenhauses für die ganze Nachbarschaft.