Zweite Auflage der Offenbacher Gesundheitstage Neuer Schulstoff: Nach der Schoko keine Gummibärchen

Die Offenbacher Grundschüler merken, dass gesundes Essen und guter Geschmack kein Widerspruch sind. Foto: Mangold

Offenbach (man) – Zu Beginn will Moderator Jochen Koch, Vize-Chef in der Redaktion der Offenbach Post, auf dem Schulhof der Edith-Stein-Schule (ESS) von den Kindern wissen, ob sie gestern alle Sport getrieben und heute gefrühstückt hätten. Sogar auf sein Nachsetzen, „und auch gesund?“, erklingt im Chor ein „ja“. In der Gruppe schwindelt es sich entspannter.

Das Schulamt hatte für den 13. Juni zur zweiten Auflage der Offenbacher Gesundheitstage Viertklässler in ESS eingeladen. Rund 500 Kinder der Eichendorf-, Beethoven-, Goethe-, Humboldt- und Wilhelmschule, sowie wie den beiden Grundschulen Bieber und Waldhof erschienen mit ihren Lehrkräften. Den weitesten Weg hatten die Frankfurter Kinder aus Riedberg.

Gesundheit sollte für Kinder eigentlich ein ähnliches Nullthema wie das Alter sein. Aber seit Jahren nimmt bei den Jungen eine Krankheit zu, an der oft Erwachsene laborieren, die eine Bratwurst samt Bierchen nur selten ignorieren: Diabetes Typ 2.

Koch fragt den Sportdezernenten Felix Schwenke, ob er sich gesund ernähre. Der betont, er bemühe sich. Mit Diabetes Typ 2 dürfte der 38-Jährige kaum zu kämpfen haben. In der Regel trifft es nur jene, deren Body-Mass-Index aus dem Lot geraten ist. „Jedes fünfte Kind hat mittlerweile Übergewicht“, weiß die Wiesbadener Ernährungswissenschaftlerin Dr. Reinhild Link, für die Rotarier-Initiative „Gesunde Kids“ an der ESS unterwegs.

Link gibt den Kindern anhand der Ampelfarben mit auf den Weg, wie viel sie von was essen sollten. Rot sind die Süßigkeiten, die nur limitiert genossen werden dürfen, „nach dem Stück Schokolade keine Gummibärchen mehr“. Gelb steht für Fleisch oder die kohlehydratreichen Nudeln. Beides sollte nicht grenzenlos aufgespießt und um die Gabel gewickelt werden. Grün bedeutet Obst, Gemüse und Salat. Kein Problem, sich damit pappsatt zu essen.

Hauptursache für die vielen adipösen Kinder sind vor allem Getränke. Nur wenige hätten wohl Lust, einen Liter Wasser mit 38 Würfelzucker drin zu schlucken. So viel steckt in einer entsprechenden Falsche Cola. Der Grund, warum die Essenz dennoch nicht so schmeckt, wie es sich liest, liegt an einer weiteren Zutat, „die Phosphorsäure nimmt die Süße“. Die als gesund geltenden Säfte sind ähnliche Dickmacher. ESS-Schulleiter Salvatore Caruso betont: „Wir achten auf gesunde Ernährung in unserer Cafeteria.“

Dort steht dann Reinhild Link. Die Kinder belegen Frischkäse beschmierte Vollkornbrote mit Tomaten, Gurken, Karottenscheiben und Schnittlauch. Die meisten merken, dass gesundes Essen und guter Geschmack sich nicht widersprechen. Link lobt Offenbach, dass die Initiative des Mediziners Dietrich Grönemeyer und seiner Stiftung auch nach dem Ende dessen Engagements weiterführe, „ich hoffe, Wiesbaden wird folgen“.

Anderswo veranstalten die Oberstufenschülerinnen Marie Bundu, Ann-Kathrin Bayer und Katharina Gangemi ein Gesundheitsquiz, in dem es etwa um die Frage geht, warum Vollkornbrot für den Stoffwechsel mehr bringt als Weißbrot. Die richtige Antwort: „Weil im ganzen Korn noch Vitamine stecken.“

Bewegung zählt natürlich auch. In der Turnhalle schwingen sich die Kinder an Seilen oder steigen die Kletterwand hoch. Draußen betreut Madeleine Arndt von der Funsport-Agentur City Skate die Grundschüler, die mit Rollern über den Schulhof kurven.

An einer anderen Station hilft Kerstin Müller- Oberarztsekretärin am Sana Klinikum- zusammen mit zwei Kolleginnen, Kuscheltiere medizinisch zu versorgen. Die kommissarische Klinikchefin Judith Jochim erklärt, die Methode helfe Kindern, sich dem Thema Krankenhaus angstfrei zu nähern. Die Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin plante selbst schon im Grundschulalter, im Metier zu arbeiten. Das Interesse weckte ein Bildband von Krankheiten, auch wenn der zur Eigendiagnose von Lepra führte: „Später verlor ich jedoch alle Hypochondrie.“