Vermessungsamt ermittelt Durchfahrtshöhen der Offenbacher Brücken Wer jetzt noch hängen bleibt, hat selbst Schuld

Demonstrieren die neue Vermessungstechnik (von links): Julien Riehling (Vermessungsamt), Mostafa Jeha (Vermessungsamt Außendienst), Hans-Peter Bicherl (Abteilungsleiter GIS). Foto: Stadt Offenbach/ Georg

Offenbach (red) – Hinweisschilder mit Höhenangaben weisen darauf hin, bis zu welcher Höhe ein Fahrzeug unter Brücken hindurch fahren darf. Um künftig noch exakter die Durchfahrtshöhe zu bestimmen, nimmt das Vermessungsamt alle Brückenbauwerke in Offenbach unter die Lupe. Dazu greift das Amt auf modernste Techniken zur Datenerfassung zurück und entwickelt Verfahren, um die minimalen Abstände zwischen Straßendecke und den untersten Auskragungen an den Brückendurchfahrten exakt zu bestimmen.

Anlass hierzu ist die Genehmigung für Sonderfahrten und Gefahrguttransporte. Aufgrund der Vielzahl und der Größe der Bauvorhaben in der Stadt hat diese Zahl enorm zugenommen. Um zu prüfen, ob diese Daten, die zuletzt im Jahre 1985 für die Straßenverkehrsbehörde ermittelt wurden, noch stimmen, werden alle Durchfahrten überprüft.

Genutzt wird dabei eine Vermessungsstation, die nicht nur Winkel, Strecken und Koordinaten erzeugt, sondern gleichzeitig in der Lage ist, Flächen zentimetergenau abzuscannen und Fotoaufnahmen zu machen. Diese Technik bietet den wirtschaftlichen Nutzen, dass mit den Daten sogenannte Punktwolken – Millionen von Punkten in Abstand von bis zu 0,2 Zentimetern – erzeugt werden. Direkt an Ort und Stellen werden diese Daten auf einem Feldrechner – ein wettertaugliches Notebook – per Bluetooth übertragen und der Vermessungsingenieur kann direkt erkennen, ob er alle Ecken und Kanten dieser Brücke erfasst hat. Neben diesen Daten können später im Innendienst ein 3D-Modell erstellt werden, Schnitte und Ansichten gerechnet und erzeugt werden.

„Diese Technik soll die künftige Arbeit der Außendienstmitarbeiter erleichtern und auch neue Aufgabenfelder erschließen“, teilt Hans-Peter Bicherl, Leiter der Abteilung „Vermessung und Geoinformationssysteme“ (GIS) beim städtischen Vermessungsamt mit. „Für die Sanierung der Rathaustiefgarage und die Erweiterung der Messehallen haben wir vor vielen Jahren diese Daten noch Punkt für Punkt einzeln erfasst. Zwar wurden sie damals schon reflektorlos codiert gemessen, aber diese Arbeiten im Außendienst waren sehr zeitintensiv.“ Künftig könne sich, so Bicherl, die Arbeitszeit im Außendienst verkürzen, sodass die Mitarbeiter für den Innendienst länger zur Verfügung stehen. Die Konstruktionen von CAD-Zeichnungen können vom Scan im Büro umgesetzt werden.

Auch neue Arbeiten, die bislang extern vergeben werden mussten, wie die Fassadenaufnahmen der Mathildenschule oder die Erfassung der alten Bierkeller in der Daimlerstraße, könnten durch diese Techniken inhouse erledigt werden. „Mit dieser Technik haben wir zu den Großstädten Frankfurt und Wiesbaden aufgeschlossen“, so Bicherl weiter, „die ebenfalls seit kurzem einen Laserscanner im Einsatz haben und gute Erfahrungen gemacht haben. Auch in Offenbach wird dies zu einer weiteren Effektivität in der technischen Verwaltung führen.“

Dass wie im „Bieberer Schlupf“ oder erst kürzlich am Kaiserleikreisel Unfälle passieren, weil die Fahrzeugführer nicht auf die Höhenangaben vor den Brückenbauwerken geachtet haben, kann allerdings auch nicht die genaueste Messung verhindern. Die Stadt kann nur frühzeitig auf die maximalen Durchfahrtshöhen hinweisen. Alles andere ist der (mangelnden) Aufmerksamkeit des Fahrzeuglenkers im Straßenverkehr zuzuschreiben.