Mit Schirm und Charme für ein gutes Miteinander Offenbach feiert Kulturfest der Nationen

Pünktlich mit der Eröffnung des Festes setzt der Regen ein. Die Tänzer der Folkloregruppen mussten unter Schirmen auf ihre Auftritte warten. Foto: Mangold

Offenbach (man) – Das war Pech: Erst herrschte über Tage hinweg schönstes Sommerwetter im September, doch pünktlich zur Eröffnung des Kulturfestes der Nationen auf dem Wilhelmsplatz fing es am vergangenen Samstag an zu regnen. Die Veranstalter von Festen in Offenbach haben in diesem Jahr sowieso selten Glück. Mal regnete es, dann stürmte es, ein andermal bleiben die Leute weg, weil sie die Hitze nicht vertrugen. 

Einem wie Abdelkader Rafoud, ohnehin ein Charakter, für den das Glas nie halb leer zu sein scheint, kann das Wetter die gute Laune dennoch nicht verwässern. Seit Ewigkeiten agiert der gebürtige Marokkaner als Vorsitzender des Ausländerbeirats. Bevor es losgeht, erzählt Rafoud aus Zeiten, als Rot-Weiß Oberhausen in der Bundesliga spielte und Willy Brandt noch drei Jahre als Kanzler vor sich hatte: 1971 kam Abdelkader als 14-Jähriger mit den Eltern in die Bundesrepublik.

Um die Integration der Ausländer machte sich kein Politiker von Rang ernsthaft Gedanken. Die Gastarbeiter verabschiedeten sich nach ihren Gastspielen auf den Baustellen und in den Fabriken des Landes sicher bald wieder Richtung Heimat, lautete der Grundtenor. „Das dachten die meisten Leute auch von sich selbst“, erinnert sich der Stadtverordnete der SPD. Viele ältere Marokkaner und Türken erzählten zwar heute noch, sie wollten zurück, „aber dahinter steckt keine Realität“.

Anfangs fuhren die Arbeiter aus der Fremde in den Sommerferien noch für sechs Wochen in die Heimatländer. Später waren es noch vier Wochen und irgendwann wollte man den Urlaub einmal ganz woanders verbringen, erklärt Erdal Özdemir, der neben Rafoud sitzt. Özdemir ist einer von Rafouds Stellvertretern im Ausländerbeirat. Als der Türke im Alter von zwölf Jahren 1973 in Offenbach aufschlug, standen die Kickers in der oberen Tabellenhälfte der Bundesliga. Der Mann erzählt, wie auch sein Vater vorhatte, nach zwei Jahren Aufenthalt in Deutschland wieder zurückzukehren. Viel habe sich mit dem Jahr 1979 geändert, als die Bundesrepublik das Kindergeld nur noch an jene zahlte, deren Nachwuchs ebenfalls in Deutschland lebt. Ab 1982 griff eine weitere Gesetzesänderung. Die Arbeitnehmer konnten die doppelte Haushaltsführung für ihre Familien in der Ferne nicht mehr steuerlich absetzen. Beides führte zum massiven Zuzug von Angehörigen. Entsprechende Konzepte fehlten jedoch.

23 Vereine präsentieren sich auf dem Wilhelmsplatz

Insgesamt hatten sich 23 Vereine mit ihren Ständen auf dem Wilhelmplatz angemeldet, erklärt Halime Baytemir von der Geschäftsstelle des Ausländerbeirats. Vier Clubs sagten kurz vorher wieder ab. Vielleicht hatten sie den Wetterbericht gelesen. Am Sonntag blieb es dann ab Mittag zumindest trocken. 

Tapfer gingen die Jungs und Mädels vom serbischen Kulturzentrum am Samstag unter ihren Schirmen durch den Regen. Sie sind die ersten, die nach der Begrüßung durch städtische Honoratioren auftreten. Zum ersten Mal steht auch Peter Freier (CDU) während des Kulturfests der Nationen auf der Bühne. Der Stadtrat darf sich nicht nur Kämmerer nennen, sondern auch Integrationsdezernent.

Abdelkader Rafoud spricht von den Bürgern aus über 150 Nationen, die in Offenbach leben. Trotz mancher Schwierigkeiten, die unter den Umständen nicht zu vermeiden seien, „funktioniert das Miteinander gut“. Das liegt nach Auffassung des Stadtverordnetenvorstehers Stephan Färber auch an dem Netzwerk in Offenbach, wo jeder jeden kennt und die meisten auch miteinander reden: „Darum beneiden uns Städte mit ähnlichen Strukturen.“