Geselligkeit und Musik Offenbacher Bierfest: Gerstensaft steht hoch im Kurs

Wer am Samstagabend nicht früh genug erschien, der hatte kaum noch eine Chance, für sich uns sein Bier einen Platz zu finden. Foto: Mangold

Offenbach (man) – Normalerweise tragen die Durstigen das Offenbacher Bierfest für das erste August-Wochenende in ihre Kalender ein. Die 30. Auflage seit 1986 startete diesmal jedoch eine Woche später. Ansonsten hätte es eine Kollision mit dem Lichterfest gegeben.

„Kultur ist schließlich wichtiger als Saufen“, zeigt der Organisator Hans Peter Kampfmann ein verschmitztes Verständnis für die Terminplanung der Stadt. Bei nasskalten Wetter ging es am vergangenen Donnerstag los. Im zugigen Stadthof wollte sich jedoch kaum jemand aufhalten. Am Freitag sah es dann um einiges entspannter aus. Die Standinhaber konnten durchatmen. Auch Hans Peter Kampfmann, Offenbachs bekanntester Getränkehändler, war zufrieden. Tom Jets Rolling Allstar Band erinnerte vor dem Rathaus mit Rock-Hits aus den 70er Jahren von ZZ Top und AC/DC sicher nicht nur den 68-jährigen Kampfmann an Augenblicke aus jungen Jahren.

Am Samstag brummte das Geschäft an den insgesamt 30 Ständen. Seit Jahren ist die Brauerei Faust aus Miltenberg Stammgast auf dem Bierfest. Die erhielt vor kurzem einen Preis als beste Craft-Beer-Brauerei Deutschlands. Die Gerstensaft-Variante steht zur Zeit hoch im Kurs. Der Alkoholgehalt liegt um einiges über dem von Weizen oder Pils. „Das kommt, weil viel mehr Hopfen verwendet wird“, erklärt Kampfmann, der von der Historie des Craft Beers anhand der Briten in Indien erzählt. Je mehr Hopfen, desto besser ließ sich für die lange Überfahrt in den Fässern das Bier konservieren, mit dem das Empire fern der Heimat das Gemüt seiner Soldaten erhellen wollte.

Die Uniformträger sollten eigentlich auf 50 Liter der Essenz je 20 Liter Wasser gießen. Dann handele es sich um normales Bier. Darauf verzichteten die Diener der Krone. Unverdünnt schmeckte das Gebräu nicht nur nach wesentlich mehr, sondern es wirkte auch um einiges konkreter.

Internationale Auszeichnungen erhielt auch die Flötzinger-Brauerei, die sich im Gegensatz zu Faust oder Pfungstädter das erste mal in Offenbach präsentiert. Das bayerische Bier aus Rosenheim schmeckt auch den Hessen vom Main. Die beiden Zapfer hinterm Tresen müssen auf Pausen verzichten. Musikalisch ist Tom Jet wieder im Einsatz, diesmal mit seinen Schlager-Giganten. Der Entertainer aus Obertshausen genießt in Offenbach natürlich Heimvorteil. Fanclub-Mitglied Jürgen Galesky aus Frankfurt-Höchst nimmt das Geschehen auf der Bühne auf. Der 63-Jährige gilt im Club als Haus- und Hof-Fotograf von Tom Jet.

Der Musikus selbst erzählt vor seinem Auftritt mit einer Cola in der Hand von heikleren Gigs als heute, wie er etwa auf einem Kongress vor Japanern spielte. Die waren erst kurz vorher gelandet, legten die Köpfe auf die Arme und schliefen an den Tischen ein. Dann stand aber ihr Chef auf und klatschte im Takt, was ein allgemeines Blitz-Erwachen verursachte, „zwei Sekunden, und alle machten mit“. Als die Schlager-Giganten mit Sängerin Christin loslegen, sammeln sich auch ohne Weisung vor allem Frauen, die zu „Ein Stern, der deinen Namen trägt“ tanzen. Wer sich erst jetzt einfindet, der sucht nach einem Sitzplatz vergeblich.

Auf dem Areal zwischen Stadthof und Aliceplatz gönnen sich Uwe Sauer und seine acht Kumpels am Stand der Familien-Brauerei Früh aus Köln ein paar Kölsch. Jedes Jahr treffen sich die Freunde auf dem Fest. Alois, Pett und Wolfgang kommen dann stets aus dem Saarland, um die Offenbacher Freunde zu besuchen. Das Bierfest in Offenbach, das sei nun mal ein Ritual.