Basar im Komm-Center Offenbacher Kunstverein bietet Werke zu erschwinglichen Preisen

Aquarelle wie das der Frau im roten Kleid von Ute Jeutter und „knuffiger Realismus“ wie die Bauarbeiter-Skulpturen von Jutta Ebert sind derzeit in den Räumen des Kunstvereins zu finden.

Offenbach (man) – „Große Kunst zum kleinen Preis, wertvolle Geschenke für die Liebsten oder zur eigenen Freude“ heißt es auch in diesem Jahr am Aliceplatz im Einkaufscenter Komm im großen Raum des Kunstvereins Offenbach. Bis zum 28. Dezember bieten dort 23 Künstler zu meist erschwinglichen Preisen ihre Arbeiten an. Am vergangenen Freitag eröffnete der Verein seinen Weihnachtsbasar offiziell.

Hinten singt Ute Jeutter mit ihrer Gitarre „Weihnachtsblues“, wie sie es nennt, begleitet von Hayko Spittel und seiner Mundharmonika. Vorne hängen die Bilder von Jeutter. Allesamt „bunt und farbenfroh“, wie es im Handbuch für Floskeln heißt, doch weit entfernt vom Sujet des Naiven. Hier hängt etwa das Bild einer fülligen Frau, die im roten Kleid mit weißen Punkten auf einem Stuhl sitzt. Ihr Blick ist schwer zu enträtseln, man schwankt zwischen dem Eindruck von Melancholie und dem Klischee der zupackenden italienischen Mama. Ein anderes Werk zeigt eine vielfarbige Häuserfassade. Auf den meisten Balkonen hängt Wäsche. Es ist klar, dass die Immobilien aus Zeiten stammen, als die Architektur noch regionale Gesichter trug und es nicht überall gleich aussah. Die Gassen können nur in Italien oder auf Korsika stehen, auf keinen Fall in Bottrop oder Helsinki.

Seit Herbst 2014 residiert der Kunstverein Offenbach auf einer Fläche von 280 Quadratmetern im zweiten Stock des Komm-Centers. Die Bedingung für die vergleichsweise eher symbolische Miete des Betreibers lag darin, dass der Raum täglich ab 14 Uhr offen steht und ständig Ausstellungen laufen. Kein Problem für den Verein. Vorstandssprecher Gerald Lux betont, dass Künstler über die Grenzen Deutschlands hinaus anfragen, ob sie im Komm ausstellen können. Jährlich finden hier rund 40 Veranstaltungen statt. Lux erzählt auch vom Alltag im Raum, von Offenbacher Jugendlichen, die niemals ein Museum von innen gesehen haben und zögerlich fragend mit „Was gibt es hier zu kaufen?“ oder „Kostet das Eintritt?“ hereinkommen.

Die meisten verbinden den Erwerb von Bildern mit stolzen Preisen. Und tatsächlich verstehen viele eher unbekannte Maler die Welt nicht mehr, wenn niemand bereit ist, die verlangten 3.000 Euro für ein Exponat auf den Tisch zu blättern. Die Bilder, Skulpturen und Keramiken im Kunstwerke-Basar bewegen sich für die meisten Geldbeutel im erschwinglichen Rahmen, ein Prinzip der Veranstalter. Nur das Bild der gebürtigen Kolumbianerin Martha López ragt mit 2.000 Euro heraus. Sie bemalt ihre Leinwände mit Kaffee und schafft es, mit dem Braun des Suds das Licht äußerst schattiert abzustufen. Es wundert nicht, wenn Gerald Lux darauf hinweist, dass López an dem Bild der Klosterstube mit der Wendeltreppe und den drei Mönchen über Monate arbeitete. Die meisten Betrachter dürften die Atmosphäre des von einem Kaminfeuer gewärmten Raumes regelrecht am eigenen Leib spüren.

Für den noch zu konstatierenden Kunststil „knuffiger Realismus“ stehen die kleinen Skulpturen von Jutta Ebert. Es fällt leicht, sich etwa die Stimmung der drei Bauarbeiter vorzustellen, die, auf einem Stein sitzend, offensichtlich gerade ihre Mittagspause abhalten. Für den potenziellen Käufer lassen sich manche Exponate auch mit dem Praktischen verbinden. In den bemalten Schalen von Wiltrud Mohilo wirkt jedes Obst wie ein Stillleben.

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