Energiekrise: Verbrauch sinkt wetterbereinigt um satte 15 Prozent Offenbacher sparen massiv Gas

Die Offenbacher haben die Thermostate offenbar über die Maßen zurückgedreht, um gut durch die Energiekrise zu kommen.

Offenbach – Die Offenbacher haben ihre Heizungsthermostate stärker zurückgedreht als Restdeutschland. Das zeigen aktuelle Zahlen der Energieversorgung Offenbach (EVO), die 17 000 Haushalte in der Stadt mit Gas beliefert.

Dabei hatte es zu Beginn des Winters alles andere als gut ausgehen (wir berichteten). Während schon an den Sparsinn appelliert wurde, haben viele Offenbacher offenbar genauso unbekümmert den Gashahn aufgedreht wie in vorpandemischen Zeiten. Zwar sagten die Zahlen unterm Strich damals einen um fast 20 Prozent niedrigeren Verbrauch als im Vorjahr an, doch das lag wohl am guten Wetter. Temperaturbereinigt meldete also die Energieversorgung: „Keine Ersparnis!“

Das hat sich inzwischen geändert. EVO-Sprecher Harald Hofmann verkündet voll des Lobes die Wandlung des Durchschnitts-Offenbachers vom Verschwender-Saulus zum Sparer-Paulus. „Die Menschen in der Lederstadt haben richtig stark Gas gespart“, attestiert er. „Satte 15 Prozent liegt der aktuelle Verbrauch unter dem eines normalen Jahres – und zwar temperaturbereinigt.“

Ohne das in der Branche übliche Gegenrechnen der Wetter- und Temperaturdaten läge der Wert mit fast 20 Prozent noch viel höher. Das sei vor allem deshalb eine beeindruckende Leistung, weil der Rest Deutschlands offenbar nicht so zurückhaltend war, wenn es ums Heizen ging. Und das ist eindeutig: Nur 13 Prozent seien laut Hofmann so zusammengekommen. „Die Offenbacher waren also mehr als vorbildlich!“

Damit hören die guten Nachrichten nicht auf. Offenbar ist auch das Schreckgespenst der Gasmangellage mittlerweile seines Gruselfaktors beraubt. „Wir hatten am 7. Februar einen Gasspeicherfüllstand von 75 Prozent“, sagt der EVO-Sprecher. Das ursprünglich ausgegebene Ziel sei gewesen, Anfang Februar wenigstens noch 40 Prozent in den Gasspeichern zu haben. Dies wurde durch den Sparwillen der Bevölkerung, die früher als geplant an den Start gegangenen LNG-Terminals und LNG-Lieferungen aus dem Ausland so stark übertroffen, dass Harald Hofmann sagt: „Wir gehen aktuell nicht davon aus, dass es in diesem Winter überhaupt zu einer Gasmangellage kommen wird.“

Auch künftig scheint das Risiko wohl geringer zu sein, zumindest zeigt sich Hofmann „vorsichtig optimistisch“. Zwar werde man in den nächsten Wintern aus einer besseren Lage heraus agieren können. Dennoch führe erst mal kein Weg am Sparen vorbei.

Doch wie kommt es überhaupt zu der drastischen Einsparung in Offenbach? Harald Hofmann ist in der Einschätzung vorsichtig: „Ich gehe davon aus, dass die Kampagnen und Appelle an die Bevölkerung geholfen haben, den Ernst der Lage zu erkennen und deshalb das Heizverhalten zu ändern.“ Er stellt aber klar: „Wir hatten auch sehr großes Glück mit dem Wetter.“ Denn dieser Winter sei wieder einmal zu warm gewesen. Allein im Januar lag die Statistik 2,6 Grad über dem Mittel der Jahre 2000 bis 2020. „Wäre es bitterkalt geworden, wäre das Sparen nicht so leicht geglückt.“

Mit dem Sparen angefangen haben die Offenbacher erst spät. „Im Oktober war wenig erkennbar“, berichtet Hofmann. Im November und Dezember seien die Einsparungen massiv hochgegangen. „Seit Januar registrieren wir einen Rückgang.“ Das liege an der sich breitmachenden Erleichterung in der Bevölkerung. „Sicherlich haben aber auch die vielen staatlichen Unterstützungen beigetragen, dass die Menschen wieder sorgloser heizen.“

Von Christian Reinartz