Mashid Najafi führt durch Offenbach Persönliche Einblicke beim Stadtspaziergang

Mahshid Najafi (Mitte) zeigt das Mehrgenerationenhaus in der Weikertsblochstraße, vor dem einer der wenigen Bücherschränke der Stadt steht. Foto: p

Offenbach (red) – Mahshid Najafi führte nun den vierten Offenbacher Stadtspaziergang unter dem Titel „Miteinander – privat und politisch“. Geboren und aufgewachsen ist sie im Iran. Als sie 1978 nach einem Studienaufenthalt in den USA in den Iran zurückkehren will, fällt das mitten in die Unruhen der Islamischen Revolution. Über Umwege gelangt sie nach Deutschland und bittet hier 1985 gemeinsam mit ihrem Mann um Asyl. Wie sie vor fast 30 Jahren nach Offenbach gekommen ist und was sie in der Zeit bewegt und bewirkt hat, erzählte sie den 13 Teilnehmern am Freitagnachmittag an drei Orten in der Stadt. Erster Stopp war in der Schlossstraße 23. In dem Haus, das damals der Senckenberg-Gesellschaft gehörte, wohnte Mahshid Najafi mit ihrem Mann und zwei Kindern von 1991 bis 1992. Die Mieter gehörten ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten an, der Hausmeister wohnte neben dem Wissenschaftler und Kurator. Ein Aha-Erlebnis für Mahshid Najafi: Für sie war dies Ausdruck eines „sozialen Deutschlands“, in dem Klassenunterschiede viel weniger ins Gewicht fallen, als in ihrer Heimat.

Immer wieder wurde Mahshid Najafi bestärkt, sich für eine demokratische Gesellschaft zu engagieren. Zwei wichtige politische Ämter waren für ihr Leben und Engagement in Offenbach entscheidend.

So ging es für die Teilnehmer zum zweiten Ort, der für das politisches Wirken von Mahshid Najafi steht: das Rathaus.

Kurios war es, wie sie zu ihrem politischen Amt als Stadtverordnete in Offenbach kam: Während einer Bildungsreise in den Iran wurde sie von mitreisenden Offenbacher Parteifreunden gefragt, ob sie sich als Stadtverordnete für die Grünen aufstellen lassen möchte. Von 2006 bis 2011 war sie dann als Stadtverordnete aktiv.

Mit dem Bus ging es zur letzten Station der Tour, in das Mehrgenerationenhaus in der Weikertsblochstraße 58. Vor dem Haus steht einer der wenigen Bücherschränke in der Stadt. Neugierige dürfen stöbern und mitnehmen, was ihnen gefällt. Mahshid Najafi ist Mitbegründerin des Vereins Lebenszeiten, die GBO gewinnt der Verein für den Bau des Hauses mit 28 Wohnungen. 2016 wurde das zehnjährige Bestehen mit einem großen Jubiläumsfest gefeiert.

Das Interesse der Teilnehmer an dem Konzept des Mehrgenerationenhauses war riesig und der Vorsitzende des Vereins Lebenshilfe, Jürgen Platt, wurde mit Fragen überschüttet. Bei Kaffee, Tee und iranischen Süßigkeiten klang dann der Stadtspaziergang im Quartiersaal aus.

Mit dem Projekt Stadtspaziergänge „Ich zeig dir meine Stadt – Offenbach international“ möchten „Offenbach hilft“ und das Freiwilligenzentrum Offenbach den interkulturellen Dialog fördern, mehr Begegnung und Kommunikation in der Stadt schaffen. Es sind keine klassischen Stadtführungen, bei denen Sehenswürdigkeiten gezeigt werden.

Die Spazierführer wählen drei bis vier für sie besondere Orte aus, die ihr Leben in Offenbach geprägt und bereichert haben. Das vielseitige und internationale Leben in Offenbach soll für die Teilnehmer auf eine persönliche Art und Weise erlebbar gemacht werden und die Stadt mit anderen Augen entdeckt werden.