„Abi, Bachelor, arbeitslos?“ Philosoph Julian Nida-Rümelin diskutiert in Offenbach

Julian Nida-Rümelin sprach in der IHK Offenbach am Main vor rund 150 Gästen. Foto: p/IHK/Linke

Offenbach (red) – Beim Offenbacher Dialog in der Industrie- und Handelskammer (IHK) ging es um das Thema „Abi, Bachelor, arbeitslos? – Der Stellenwert der beruflichen Bildung in Deutschland“. Gastredner vor etwa 150 Zuhörern war der ehemalige Kulturstaatsminister und Philosoph Julian Nida-Rümelin.

IHK-Präsident Alfred Clouth erklärte in seinem Grußwort: „Um den Fachkräftebedarf zu decken, bieten die Unternehmen seit Jahren immer mehr betriebliche Ausbildungsplätze an. Leider wird es jedoch immer schwerer, diese Stellen auch qualifiziert zu besetzen. Im vergangenen Jahr sind in der Region Offenbach 240 Angebote unbesetzt geblieben – eine Verdoppelung gegenüber 2014.“

Dafür halte der Trend zur Hochschule an und erstmals seien mehr Studienanfänger als neue Auszubildende registriert worden – obwohl nur zehn Prozent der gesuchten Fachkräfte eine akademische Ausbildung benötigten. In einigen Fächern breche mehr als die Hälfte ihr Studium wieder ab. Dies zeige, dass längst nicht jede Entscheidung zur Aufnahme eines Studiums die richtige gewesen sei.

Mehr Bildungsstolz und Zukunftsvertrauen

„Höchste Zeit also, die duale betriebliche Berufsausbildung für Schulabgänger wieder so interessant und erstrebenswert zu machen, wie sie es verdient“, sagte Clouth. Nida-Rümelin ergänzte: „Der Bedarf an hochqualifizierten Fachkräften bleibt ungebremst. Ich empfehle nicht nur Deutschland, sondern auch anderen Ländern mehr Bildungsstolz, mehr Selbstgewissheit, mehr Zukunftsvertrauen. Nur wer zutiefst verunsichert ist, sucht in der Anpassung sein Heil“, sagte Nida-Rümelin.

Im Anschluss diskutierte der Münchner Philosophie-Professor auf dem Podium über das Thema mit Thomas Keil, Geschäftsführer der Pittler Proregion Berufsausbildung in Langen, Ulrich Schmidt, Leiter des Gymnasiums der Offenbacher Albert-Schweitzer-Schule, sowie IHK-Vizepräsident und Vorsitzender des Berufsbildungsausschusses Hans-Joachim Giegerich.