47 Künstler zeigen ihre Bilder und Skulpturen Rumpenheimer Kunsttage: Genuss mit Fingerspitzengefühl

„Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ heißt diese Skulptur. Foto: Mangold

Offenbach (man) – Am Samstag eröffnete der Veranstalter Wilhelm Hardt auf der Grünfläche vor dem Innenhof des Schlosses mit einem Empfang der Teilnehmer die Rumpenheimer Kunsttage. An 25 Orten im und rund ums Schloss zeigten bis Sonntag 47 Künstler ihre Bilder und Skulpturen. Manche präsentierten sich auch musikalisch, wie die 15 Trommlerinnen um Dörte Adloff von der Gruppe Kobanga.

Die Aussteller kommen zum Großteil aus der erweiterten Region. Veranstalter Wilhelm Hardt lebt in Bürgel. Der Bildhauer zeigt im Haus der Bürgerinitiative Rumpenheim an der Landgraf-Friedrich-Straße 1 seine Werke. Typisch für eine Arbeit, die sich vor allem dem Thema Rekonstruktion widmet, ist sein „Archaeopterix Californensis minor“. Bei einem Spaziergang an einem kalifornischen Strand fand Hardt ein Stück Treibholz. Kaum jemandem wäre das ansonsten aufgefallen. Doch der Künstler sah in dessen Form den Schädel eines Archaeopteryx.

Picasso zitiert

Die durch fossile Funde entdeckte Gattung gilt als Übergangsform von Dinosauriern zu Vögeln. Hardt lackierte das Treibholz und versah es anschließend mit Metallteilen, die auf den einen wie Hörner, auf den anderen wiederum wie Ohren wirken können. Ein wenig erinnert die Skulptur an den Stierkopf, den Picasso lediglich aus einem Radsattel und Radlenker zusammensetzte.

Zu den ersten Besuchern gehört Hella Enders. Die Darmstädterin erzählt, sie sei Stammgast auf Kunstmessen und auch in Rumpenheim nicht zum ersten Mal präsent. Die 85-Jährige unterhält sich mit dem Bildhauer Klaus Kiefer, der im Innenhof auf der Wiese ausstellt. Enders gefällt die Skulptur mit der Hand, auf deren ausgestreckten Zeigefinger ein Pflasterstein steht. „Die unerträgliche Leichtigkeit des Sein“, nennt sich das Werk nach einem Romantitel des tschechischen Autors Milan Kundera.

Die Textpassage darunter erläutert die Intention des Künstlers. Die eiserne Hand symbolisiere einen „eisernen Willen“, schreibt Kiefer. Jeder sieht jedoch sowieso nur das, was ihm die eigene Vorstellung diktiert. Für sich ist die Hand mit dem Stein jedoch ebenso ein Blickfang wie der auf einem Stuhl sitzende schwarze Mann mit Hut im Anzug, der aus dem New Orleans der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstammen könnte.

Feiner Humor

Schriftliche Kommentare gehören auch zu den Bildern von Uschi Heusel hingegen. Die Dietzenbacherin stellt ihre so menschlich wirkenden Rattengesichter im Gewölbe des Schlosses aus. Heusel beackert als Malerin das Feld des feinen Humors. Dass ihre Physiognomien stets denen der wenig geliebten Nager ähneln, rührt vom Kontakt mit einem Motorradfahrer vor 19 Jahren. Damals wünsche sich der Eigentümer einer Maschine der Marke Harley-Davidson von Heusel, sie möge aufs Schutzblech das Gesicht einer Ratte aufsprühen. Durch die Motivwahl kam Heusel auf den Geschmack.

Auf einem ihrer Bild ist eine Frau zu sehen, die etwas in den Händen hält und aus dem Fenster schaut. Die Malerin arbeitet gerne mit Zitaten aus der Kunsthistorie, wie hier von Jan Vermeer. Der Text zum Bild erzählt von der schönen Marie, die einen „grüngewandeten Naturburschen“ vom Brunnen im Park zwecks Übernachtung zu sich nach Hause einlädt, „denn schließlich wusste sie aus einem ihrer Lieblingsmärchen, dass Wunder geschehen und Wünsche wahr werden“.

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