Baseball, Boxring und Kletterwand „Runter vom Sofa, raus aus dem Haus“ in Offenbach

Die Älteren erinnern sich noch an die Bilder des jungen Mohammed Ali, der mit rasanter Geschwindigkeit das Seil um sich schwang. Auch beim Boxclub Nordend steht die Trainingsmethode hoch im Kurs. Foto: Mangold

Offenbach (man) – Im Sana-Sportpark hieß es am Sonntag: „Runter vom Sofa, raus aus dem Haus“. Die Stadt, der Kreis und der Sportkreis Offenbach organisierten den Tag, der Familien inspirieren soll, sich sportlich zu betätigen. Manfred Reißmann, seit Jahren durch seine Präsidentschaft der Krebbelsitzung der SG Wiking als Conférencier erprobt, leitete am Mikrofon durchs Programm.

Etliche Offenbacher Vereine und Gruppen nutzten die Gelegenheit, sich und ihre Disziplinen vorzustellen. Darunter etwa der Twins Baseball Club. In Venezuela ist Baseball ähnlich populär wie in Kuba oder den USA. Gunther von Goetzen Sanchez gründete den Verein zusammen mit seinem Bruder Gustavo vor sechs Jahren. Der Trainer bedient in einem mit Netz umfassten Großraum-Käfig eine Schussmaschine, mit der sich der Schlag gegen den Ball trefflich üben lässt. Kein leichtes Unterfangen. Die meisten Versuche der Anfänger gehen jedenfalls ins Leere. Umso schöner, wenn es dann noch mal auf dem Holz knallt.

Auch international auftretende Offenbacher Sportgrößen erscheinen, wie der Ruderer Johannes Schmidt. Der 34-jährige Rollstuhlfahrer nahm vor vier Jahren im Einer an den Paralympics in London teil und belegte am Ende den elften Platz. Für Rio konnte sich der Ingenieur in diesem Jahr jedoch nicht qualifizieren. Bei der Ausscheidungsregatta hätte er den zweiten Platz belegen müssen, landete aber auf dem dritten, was Schmidt mit Fassung trägt: „Ich habe meine beste Leistung abrufen können, es reichte dennoch nicht.“ Schmidt rudert für Undine Offenbach. Der Verein baut eine neue Trainingshalle in Fechenheim, mit Fensterfront zum Main, „wir hoffen auch dadurch auf neue Mitglieder“.

Fechten statt Fußball

Sportlich lief in den vergangenen Monaten für Nadine Stahlberg alles ideal. Die 20-Jährige steht am Stand der Fechtclubs Offenbach Manfred Reißmann Rede und Antwort. Am Rande erzählt die deutsche Meisterin von ihrem Gefecht im Degen-Finale der U-20 Europameisterschaft gegen eine Italienerin, das sie im März im serbischen Novi Sad mit 15:11 gewann. Eigentlich wollte Stahlberg, die als Sechsjährige erstmals auf der Planche stand, Fußballerin werden. Doch die Erfolge mit dem Degen standen einer Kicker-Karriere im Wege. Für die sich über Jahre ziehende Qualifikation zu den olympischen Spielen in Rio sei sie zu jung gewesen. Stahlberg hofft auf 2020, auf die Teilnahme in Tokio.

Auch die TSG Bürgel zeigt Präsenz. Helmut Schmidt, der zweite Vorsitzende, erzählt über die Reha-Angebote seines Vereins nach Lungenoperationen, wenn die Betroffenen durch bedachtes Training ihre Kondition wieder aufbauen müssen.

Sport für Männer und Frauen

Vor einem immer noch weit verbreiteten Gegenprogramm zum Sport warnen Rainer Ummenhofer und Christian Beek am Stand des Suchthilfezentrums Wildhof. Schaubilder erklären, welche Gifte in den verschiedenen Zigaretten für den Raucher mit der Zeit die Gefahr deutlich steigern, an Krebs zu erkranken. Rauchen empfiehlt sich schon gar nicht für die Jungs, die Muammer Cevik (22) für den Boxclub Nordend trainiert. Das Quartett auf dem Podium zeigt typische Übungen aus dem Training wie Seilspringen oder auch das Aufdotzen von Tennisbällen mit der flachen Hand in Kampfhaltung. Cevik absolviert gerade eine Ausbildung zum Sport- und Fitnesskaufmann. Für den Teil der Büro- und Verwaltungsarbeit geht er ins Sana-Klinikum. Im Boxclub trainieren Jugendliche beiderlei Geschlechts.

Das trifft nicht für die Offenbacher Songmoo-Kampfkunstschule zu. Cheftrainerin Stephanie Taibi und ihre Kolleginnen Judith Röder und Naomi Vilenskaya üben ausschließlich mit Mädchen und Frauen im Club an der Bismarckstraße die koreanische Kampfsportart Taekwondo. Die jüngste ist vier Jahre alt, die älteste der rund hundert Sportlerinnen fast 60. Jungs und Männer neigten meist dazu, Gruppen dominieren zu wollen. „Unter sich können die Mädchen mehr von sich rauslassen, leichter Schreien etwa“, betont Taibi. Bei einer Vorführung geht es darum, dem Opfer eines Überfalls zu helfen, ohne selbst Gewalt auszuüben. Das Wetter hält in diesem Regensommer so einigermaßen. Zwischendurch nieselt es mal sachte. „Es hätte schlimmer können“, resümiert Marion Müller vom Sportamt Offenbach.