Wechsel an Fröbelschule: Leiterin Ruth Steinheimer geht in Ruhestand Zur Selbstständigkeit erziehen

Eingespieltes Team: Schulleiterin Ruth Steinheimer (links) und Stellvertreterin Jutta Berg.

Offenbach – An der Fröbelschule steht ein Wechsel an: Schulleiterin Ruth Steinheimer verabschiedet sich Ende Januar in den Ruhestand, ihre Stellvertreterin Jutta Berg folgt ihr nach den Sommerferien. Steinheimer hätte sogar schon vor drei Jahren gehen können, doch sie hatte verlängert: „Ich wollte, dass der Umzug ins neue Gebäude sichergestellt ist.“

Schon im Referendariat hatte die Sonderpädagogin die Schule für mehrfach behinderte Kinder kennengelernt – und schon da waren neue, den Bedürfnissen der Kinder angemessene Räume ein Wunsch von ihr. Als sie 2014 Schulleiterin wurde, verfolgte sie mit Kollegen und Eltern dieses Ziel. Denn der Altbau an der Goethestraße war nicht nur räumlich unzureichend, es gab auch ein erhebliches Ungeziefer-Problem. „Als ich anfing, hatten wir 98 Schüler – nach zwei Jahren waren es 112, Tendenz steigend“, sagt sie.

2015 trat Jutta Berg ihre Stelle an der Fröbelschule an, beide Pädagoginnen kannten und schätzten sich bereits. Nach Demonstrationen von Schülern, Lehrern und Eltern wurde bekannt gegeben, dass ein Neubau Wirklichkeit werden soll – bis zur Eröffnung 2022 sollte jedoch viel Zeit vergehen. Seit September ist das Gebäude in Betrieb. „Es ist ein sehr hochwertiger Bau“, sagt Berg. Gleichwohl, nicht alle Wünsche wurden erfüllt, die Höfe etwa sind versiegelt statt bepflanzt. Und mit 161 Kindern im nächsten Schuljahr scheint der für 144 Schüler geplante Bau nicht allzu üppig dimensioniert.

Steinheimer und Berg wissen dennoch das Haus gut bestellt: Dank moderner Einrichtung ist zeitgemäßer Unterricht möglich. „Früher gab es bei Schulen mit Schwerpunkt geistige Entwicklung eher Handarbeit wie Perlen auffädeln, das hat sich in den vergangenen zehn Jahren deutlich geändert“, freut sich Steinheimer. Die Kinder auf selbstständiges Leben und einen Beruf vorzubereiten ist das Ziel. Dass mancher Abgänger inzwischen selbstbewusst unterwegs ist, erfüllt die Pädagoginnen mit Stolz.

„Das Kollegium macht Fortbildungen, wir bieten Sexualkundeunterricht. Leider ist das Thema Sexualität und Behinderung immer noch ein Tabu in der Gesellschaft“, sagt Berg. Mit Smartboards und i-Pads wird im Unterricht gearbeitet, was gerade für die vielen Kinder mit Autismus eine Hilfe sei. „Von 21 Erstklässlern wurde bei 18 eine autistische Auffälligkeit diagnostiziert“, sagt Berg. Dies werde inzwischen besser erkannt und entsprechend oft festgestellt. „Die Schulen müssen sich daher mit der Problematik befassen“, weiß Steinheimer. An der Fröbelschule wurde daher eine durchgehende Symbolik für den Unterricht vereinbart. „Unser Kollegium ist jung und engagiert“, sagt Berg.

Das erste Jahr im Ruhestand möchte Steinheimer vor allem reisen – eine Flussschifffahrt unternehmen oder die Toscana erkunden. Wenn Berg im Sommer in den Ruhestand geht, möchte die Musiktherapeutin sich wieder verstärkt ihrem Klavier widmen. „Und als Hobby an der Schule weiter Musik anbieten.“

Von Frank Sommer