Spende für die Nachmittagsbetreuung von Schulkindern Stiftung unterstützt Boxclub mit 10.000 Euro

Clubpräsident Wolfgang Malik (von links), Trainer und Geschäftsführer Peter Hackfort und Wolfgang Rawer von der Dr.-Marschner-Stiftung bei der Hausaufgabenbetreuung, die Zdravka Hackfort leitet. Foto: Mangold

Offenbach (man) – Wolfgang Rawer, der frühere Amtsgerichtspräsident der Stadt, wohnt zwar schon lange in Gießen, wo er später als Landgerichtspräsident agierte, in Offenbach ist der Mann jedoch ein gern gesehener Gast, so wie in der vergangenen Woche beim Boxclub Nordend.

Denn Rawer vertritt mittlerweile die Dr.-Marschner-Stiftung. Die bedenkt den Club in diesem Jahr mit 10.000 Euro. Das Geld fließt in die Personal- und Sachkosten der Nachmittagsbetreuung. Die Sozialarbeit spielt in dem Verein eine mindestens so große Rolle, wie der Sport.

Der Kontakt zum Boxclub ging ursprünglich über den 2014 verstorbenen Wilhelm Uhl, ebenfalls früherer Chef des Amtsgerichts und Strafrichter am Schöffengericht. Die Klientel, die dort auf der Anklagebank Platz nimmt, stammt nur selten aus gutbürgerlichen Verhältnissen.

Uhl erzählte damals dem Richterkollegen Rawer von Präsident Wolfgang Malik und seinem Boxclub Nordend, „die machen dort sehr gute Sozialarbeit.“ Letztlich ging auf dieses Gespräch zurück, dass die Dr.-Marschner-Stiftung heute den Boxclub Offenbach finanziell unterstützt. In den zinslosen Zeiten haben viele Stiftungen arg zu kämpfen. „Uns geht es jedoch gut“, betont Rawer. Der Frankfurter Stiftung gehören Immobilien und Grundstücke. Aus deren Miete und Pacht speisen sich nicht nur „die zwei Millionen Euro, mit denen wir seit 2005 in Offenbach soziale Projekte unterstützten“.

In Gesprächen bei der Stiftung höre er manchmal das Argument: „Das ist doch staatliche Aufgabe“, wenn es um soziale Belange geht, erzählt Wolfgang Rawer. Dem halte er entgegen: „Stimmt, aber es hilft nichts“.

Trainer Bernd Hackfort spricht sich generell dafür aus, den Schwerpunkt der Sozialarbeit auf die Kinder zu legen, „bei denen lassen sich noch Weichen stellen“. Der Geschäftsführer des Vereins Boxclub Nordend erzählt die Geschichte von dem algerischen Jungen, der am 6. Dezember andere Kinder eigentlich harmlos foppte: Den Nikolaus gäbe es gar nicht, und wer habe außerdem schon mal gesehen, „dass der Weihnachtsmann mit Rentieren vor dem Schlitten durch die Luft fährt?“ Hackfort erweiterte dessen Sichtweise und gab zu bedenken, er habe schließlich auch die Himmelfahrt von Mohammed auf dem Pferd nicht gesehen.

Daraufhin drehte sich ein afghanisches Mädchen um und erzählte, „mein Vater hat mir gesagt, die sei symbolisch zu verstehen.“ Die Kinder lernen nebenbei im Club, sich mit Argumenten auseinander zu setzen.

„Und sie lernen im Ring vor allem, zu verlieren“, ergänzt Wolfgang Malik. Ein schwerer Prozess, besonders für die männlichen Jugendlichen. „Hier müssen sie akzeptieren: Der andere hat gewonnen, weil er besser war.“

Am Tisch nebenan leitet Zdravka Hackfort, die Ehefrau des Geschäftsführers, die Hausaufgabengruppe der Grundschüler. Heute am Freitag sind es weniger als die sonst üblichen 15. Bernd Hackfort erzählt die Geschichte eines Mädchen aus Osteuropa, das nach Offenbach kam, weil die Mutter eine Arbeitsstelle gefunden hatte. Die Elfjährige hatte vor kurzem angefangen, im Boxclub zu trainieren, als Hackfort einen Anruf von der Polizei bekam. Nachmittags auf sich alleine gestellt, kam das Mädchen auf der Straße in schlechte Gesellschaft und übte sich in bandenmäßigem Diebstahl.

Seit Hackfort, kein erklärter Vertreter von Kuschelpädagogik, sondern Vermittler eines klaren Regelwerks, das Mädchen auf der Wache abholte, kommt sie täglich in die Hausaufgabenhilfe, bevor sie ein paar Meter weiter in die Halle zum Training geht. Sportlich sei die mittlerweile 13-Jährige ein großes Talent, „die wird für Offenbach bald Medaillen holen.“