Mahlzeit mit Minister im Nordend Tarek Al-Wazir kocht im Offenbacher Jugendzentrum

Heimspiel für Tarek Al-Wazir: Hessens Wirtschaftsminister kommt aus Offenbach und erklärt den Jugendlichen beim Essen, wie man Politiker wird. Foto: Mangold

Offenbach (man) – Ein leerer Teller nach einem guten Mahl gilt allgemein als Zeichen dafür, dass es geschmeckt hat. Das trifft auch auf Tahir Alinpenar zu, der gerade arabische Linsensuppe verspeist. Der Zwölfjährige kommt von der Jungsgruppe des Frankfurter Jugendclubs Galluspark, die mit dem Sozialarbeiter Manfred Ludanov erscheint.

Tahir gehört der Jury an, die im Jugendzentrum (JUZ) Nordend an der Johannes-Morhart-Straße das Drei-Gänge-Menü der Offenbacher Kollegen bewertet. Kochduell nennt sich die Geschichte, die der Frankfurter Verein für Kultur und Bildung, mit Unterstützung der Hit-Stiftung seit drei Jahren initiiert. „So was bringt die Region zusammen“, betont Wolfgang Malik, Präsident des Boxclubs Nordend, der das JUZ Nordend leitet.

Das Jugendzentrum lädt jeweils Prominente zum Essen ein. Das letzte Mal erschien der Frankfurter Profi-Boxer Enad Licina, jetzt liest Malik eine SMS von Tarek Al-Wazir, dass es noch ein paar Minuten dauere, bis er vorfahre. Hessens Wirtschaftsminister entschuldigt sich nach seinem Eintreffen für die Verspätung. Al-Wazir erklärt einem marokkanischen Jugendlichen dann auf deutsch, seine Mutter sei Deutsche, sein Vater stamme aus dem Jemen, wo ein gänzlich anders klingendes Arabisch gesprochen werde, als in Marokko, „dort verstehe ich kaum etwas“. Die Jugendlichen sind in einem Alter, in dem sich der eine oder andere schon Gedanken macht, was er später beruflich machen will.

Am Anfang steht das Engagement

Wie man Politiker werde, fragt jemand. Der Minister erklärt, er habe zwar zufällig Politik studiert, das sei aber keineswegs die Voraussetzung. Am Anfang stünde das Engagement, erklärt der gebürtige Offenbacher, der zu Beginn der 90er-Jahre ein paar Meter weiter in der Johannes-Gemeinde seinen Zivildienst ableistete. In der Schülervertretung sei er gewesen, dann den Grünen beigetreten und 1995, für ihn selbst überraschend, in den Wiesbadener Landtag gewählt worden. Seit Anfang 2014 dürfe er sich Minister nennen. Kein auf Lebenszeit garantierter Job, „wenn sich die politische Wetterlage zu Wahlen dreht, kannst du noch so toll gearbeitet haben, dann bist du deinen Posten los“. Mike Wozny (56), der Leiter des Kochduells, erzählt dem Minister vom Projekt. Sieben Gruppen starteten in diesem Jahr. Die Jugendlichen bewerteten einander stets fair, betont Wozny. Von ihm will Al-Wazir wissen, ob mancher Teilnehmer auf die Idee komme, auch zu Hause etwa die Auberginen-Hackfleisch-Röllschen zu kredenzen, die heute die Offenbacher nach einem Rezept der Gattin von Hanif Aroji bereiteten. Der Sozialarbeiter übte mit den Jugendlichen im Vorfeld.

Can Gergin, regelmäßiger Gast im JUZ-Nordend, erzählt, er habe nicht erst seit dem Projekt großen Spaß am Kochen. Auch zu Hause schwingt der 15-Jährige hin und wieder den Kochlöffel, um auch seinem Bruder Cen (12), der ebenfalls teilnimmt, jenseits von Fastfood einen vollen Teller auf den Tisch zu stellen. Al-Wazir gibt den Jugendlichen anhand seiner Erfahrung mit Ministerpräsident Volker Bouffier noch eine Lebensweisheit mit auf den Weg: „Ein guter Chef quatscht dir nicht rein, wenn alles läuft.“ Auch bei der arabischen Süßspeise Kanufa zum Dessert findet niemand einen Grund, sich zu beklagen.